"Die Systems hatte einen klar regionalen Charakter" Umfrage bei Ausstellern belegt Zufriedenheit

29.10.1993

Die Systems +93 ist zu Ende, die Aussteller, so zeigt eine Kurzumfrage der COMPUTERWOCHE, sind angesichts der angespannten konjunkturellen Lage recht zufrieden. Zwar war die Besucherzahl in der Vergangenheit schon hoeher, doch noch immer zeichnet sich die Muenchner DV-Messe durch den hohen Prozentsatz an qualifiziertem Publikum aus. Es waren vor allem Entwickler und interessierte Anwender aus den Fachabteilungen, die den Kontakt zu den Herstellern gesucht haben.

Hiltrud Videk-Mertens,

Manager Marketing Support bei der Epson Deutschland GmbH, Duesseldorf:

Auch wenn offenbar etwas weniger Leute da sind als vor zwei Jahren: Die Systems ist eine gute Messe. Wir haben wieder einmal festgestellt, dass es hier - im Gegensatz zur CeBIT - mehr Fachpublikum gibt. Die Systems hat einen eindeutig regionalen Charakter. Hier ist der sueddeutsche Raum bis einschliesslich Frankfurt vertreten.

Ausserdem kommen einige Besucher aus den neuen Bundeslaendern und aus den Alpenlaendern Schweiz und Oesterreich. Unsere Bilanz: Die Messe verlaeuft zufriedenstellend.

Manfred Rudorf,

Prokurist und Vertriebsleiter der KHK Software GmbH & Co.KG, Frankfurt:

Wir hatten nur zeitweise Andrang, sind aber trotzdem mit dem Messeverlauf grundsaetzlich zufrieden. Die Messe ist auch ein Gradmesser dafuer, wie sich Konjunkturlage und bestimmte Entwicklungen in unserer Branche auf unser Geschaeft auswirken. Wir arbeiten ausschliesslich mit dem Fachhandel zusammen und wollten sehen, wie sich die Fachhaendler angesichts der Entwicklungen in der Branche verhalten.

Bekanntlich hatten wir in der Vergangenheit ein kleines Softwareproblemchen (Classic-Line, Version 7.0, die Red.). Das ist mittlerweile ausgestanden. Auch von diesem Aspekt und den Auftragseingangszahlen her war das eine gute Messe.

Ich muss allerdings einschraenkend sagen: Es waren wenig Fachhaendler hier, die noerdlich des Mains zu Hause sind. Die Messe hat regionalen Charakter - vielleicht durch die Konjunktur bedingt.

Sabine Peters,

Leiterin Marketing/Kommunikation der Autodesk GmbH, Deutschland:

Von der Menge der Besucher her habe ich den Eindruck, die Messe verlaeuft in etwa so wie vor zwei Jahren. Im Vergleich zur CeBIT hat die Systems allerdings einen klar regionalen Charakter. Internationales Publikum ist kaum da, das interessiert uns hier aber auch nicht so sehr. Wenige Besucher kommen aus dem Norden, viele dagegen aus Baden-Wuerttemberg, Bayern und Hessen. Die Messe hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Ulrich Nuetten,

zustaendig fuer Technologietransfer bei der Gesellschaft fuer Mathematik und Datenverarbeitung mbH (GMD), Sankt Augustin:

Ich habe den Eindruck, dass deutlich weniger Besucher auf der Messe gewesen sind als auf der vergangenen Systems. Das wirkt sich entsprechend auf die Besucherzahlen hier am Stand aus. Wir sind in diesem Jahr mit einem relativ grossen Stand hier. Ich halte das Konzept, die Messe ueber fuenf Wochentage gehen zu lassen, fuer besser als das der CeBIT, wo das Wochenende mit eingebunden ist. Die Wochenendtage in Hannover sind relativ uninteressant.

Die fachliche Qualifikation der Besucher ist sehr zufriedenstellend, der Anteil an Experten hoeher als in Hannover. Mag sein, dass der parallel laufende Kongress dafuer verantwortlich ist. Dessen Besucher gehen auch auf die Messe und stellen einen nicht unerheblichen Besucheranteil. Wenn ich wuesste, dass die Besucherzahl in zwei Jahren aehnlich ist wie in diesem Jahr, dann waere zu ueberlegen, ob wir nicht ein wenig reduzieren sollten.

Owen Gardner,

Marketing Manager der Legent GmbH, Duesseldorf:

Wir sind angenehm ueberrascht. Der Montag war - wie zu erwarten - etwas mau, ab Dienstag lief es aber gut, es war teilweise sehr viel los. Der Vorteil der Systems ist, dass die Besucher sehr qualifiziert sind. Es gibt weniger Laufpublikum. Ein Grossteil der Leute, die zu uns auf den Stand kommen, haben auch Bedarf. Wir haben eine Vielzahl von Besuchsberichten geschrieben, etwa 30 Prozent davon sind qualifizierte Leads - das ist aus unserer Sicht ein hervorragendes Ergebnis.

Ich bin froh, dass der Samstag nicht mehr Messetag ist. Ich wuerde auch der CeBIT vorschlagen, die Messe nicht mehr von Mittwoch bis Mittwoch, sondern von Montag bis Freitag stattfinden zu lassen. Fuer Aussteller bringt der Sonntag nichts.

Die Systems hat einen extrem regionalen Charakter. Wir haben wenig Besucher aus dem Norden gehabt. Deshalb muessen wir auch zur CeBIT gehen, damit wir unsere Kunden im Norden nicht vernachlaessigen.

Britta Balcke,

Vertrieb Intellicorp, Muenchen:

Wir sind sehr zufrieden. Wir gehen zwar auch auf spezielle Messen wie die Objectworld, weil die Objektorientierung unsere Marktnische ist, aber wir wollen auch den Software-Entwickler allgemein ansprechen. Dafuer ist die Systems die nach der CeBIT am zweitbesten geeignete Messe. Zwar gibt es auch hier eine Menge weniger qualifiziertes Publikum, aber es sind viele Besucher da, die sich hier bei verschiedenen Anbietern dezidiert ueber Objektorientierung informieren wollen.

Der Samstag vor zwei Jahren war ein Fehlschlag. Wir hatten damals die Disziplin, mit dem Abbau bis 16.00 Uhr zu warten - viele andere packten schon um 10.00 Uhr ein. Mit Recht: Die Besucher waren zum Grossteil Kinder; Familien nutzten die Gelegenheit, um sich Homecomputer und Spiele anzusehen. Das ist auch das Problem der CeBIT: Das Wochenende ist komplett nutzlos, die Entscheidungstraeger sind nicht da.

Eine Fachmesse wie die Objectworld ist fuer uns insofern interessant, als die Besucher genau wissen, wovon sie reden. Vom Geschaeftsstandpunkt her sind aber die grossen Messen wichtiger. Auf der Objectworld treffen wir zu 90 Prozent Entwickler. Die Gespraeche sind von hohem technischen Niveau, aber das Business findet dort nicht statt.

Wolfgang Ziekursch,

Leiter Produkt-Management der Ingres GmbH, Frankfurt:

So weit ich das abschaetzen kann, hat es sich gelohnt, hier zu sein. Man darf aber nicht vergessen, dass der Aufwand fuer eine Messe betraechtlich ist. Wir haetten uns mehr Besucher gewuenscht. Erfreulicherweise ist die Professionalitaet des Publikums sehr gross. Offensichtlich schrecken die Eintrittspreise die Hobby- Computerfreaks ab.

Ich habe das Gefuehl, dass die Rezession in einigen Branchen dazu gefuehrt hat, dass Firmen mit Reisegenehmigungen nicht mehr so schnell bei der Hand sind. Die CeBIT ist im Vergleich zur Systems noch teurer, noch groesser. Insofern ist sie wichtiger. Allerdings hat sie einen sehr hohen Anteil an nicht professionellem Publikum.

Frank-Michael Welsch- Lehmann,

Marketing Manager der SCO Deutschland GmbH, Bad Homburg:

Von den Besucherkontakten her sind wir zufrieden. Fuer uns ist die Menge der Besucher wichtig. Wenn man hochwertige Kontakte haben will, muss man vorher sehr viele Kunden gesprochen haben. Daher ist die pure Anzahl nach wie vor ein guter Indikator. Der Verlauf des heutigen Tages (Freitag, die Red.) wird den Ausschlag darueber geben, ob die Messe die Note 2 plus oder 2 minus erhaelt. Grundsaetzlich ist in diesem Jahr das Kaufinteresse etwas geringer und das "Wollte-mich-mal-umsehen-Publikum" praesenter.

Wir finden konzentrierte Dreitagesmessen wie etwa die GUUG in Wiesbaden besser. Dort gibt es keinen Montag und keinen Freitag, man hat drei gleich starke Tage. Das ist ideal. Aber wir wissen auch, dass die Muenchner Hoteliers und das Gaststaettengewerbe dies nicht zulassen werden.

Werner Niebel,

Director Marketing, Informix Software GmbH, Muenchen:

Wir hatten unsere Erwartungen nicht exorbitant hochgeschraubt und sind daher zufrieden. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise ist die Messe erwartungsgemaess gelaufen.

Wir haben das Gefuehl, dass der Besucherstrom geringer ist als 1991. Bei den registrierten Interessenten ist ein leichter Rueckgang zu verzeichnen. Das Publikum ist fachkundig, die Extreme sind weggefallen.

Es sind wenig Schaulustige, Schueler etc. da. Auf der anderen Seite ist auch die Zahl der Topentscheider aus dem Management zurueckgegangen. Dagegen ist das Fachpublikum im Sinne von Programmierern und Fachabteilungen gut vertreten. Selten geworden ist der Geschaeftsfuehrer, der mit seinem DV-Leiter im Schlepptau auf den Messestand kommt und Kaufentscheidungen treffen will. Kurz: Im Markt stehen im Moment offenkundig weniger Grossprojekte zur Entscheidung an.

Mario Pelleschi,

Geschaeftsfuehrer der Computer Associates GmbH (CA):

Wir hatten in diesem Jahr etwas weniger Messekontakte als vor zwei Jahren, obwohl wir mehr Aufwand getrieben haben. Als Regionalmesse wuerde ich die Systems nicht bezeichnen, aber die Hannover-Messe CeBIT ist wesentlich internationaler. Ausserdem bietet die Systems einfach weniger Besuchermasse, und wir freuen uns ueber Masse, denn wir haben 60 Millionen potentieller Kunden - naemlich jeden, der lesen und schreiben kann.