Die Synthese für Open-Source-Management

19.10.2006
Mit einer Kombination verschiedener quelloffener Tools sowie Services will Groundwork den proprietären Platzhirschen in einem einträglichen Markt Niedrigpreis-Konkurrenz entgegensetzen.
Adapter und APIs sorgen dafür, dass sich das Kernelement "Groundwork Foundation" um andere Open-Source-Tools und unterschiedliche Darstellungsarten erweitern lässt.
Adapter und APIs sorgen dafür, dass sich das Kernelement "Groundwork Foundation" um andere Open-Source-Tools und unterschiedliche Darstellungsarten erweitern lässt.

Von CW-Redakteur Ludger Schmitz

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sowie im Schwerpunkt "Open-Source-Trends" in computerwoche 45/2006.

Der Open-Source-Trend hat einen Markt erfasst, der in fester Hand zu sein schien. Das Gebiet des Netz- und System-Managements ist eine Domäne der "Big Four": Bea, CA, Hewlett-Packard und IBM-Tivoli. Doch inzwischen haben bei vielen Anwendern Open-Source-Tools, allen voran "Nagios", Einzug gehalten. Seit September setzt Groundwork Open Source Inc. auch hierzulande mit einer Dependance in München noch einen drauf.

Kostenlos geht’s los

Das Unternehmen wurde nach rund einjähriger Vorbereitung 2004 in San Francisco gegründet. Seine Initiatoren hatten zuvor das Unternehmen Foglight Software geführt, das von Quest aufgekauft worden war. Mit Groundwork setzten sie auf ein Open-Source-Business-Modell, das auf einem kostenlosen quelloffenen Produkt basiert. Dieses wird ergänzt um zwei kostenpflichtige Produkte, die funktionale Erweiterungen sowie Implementierungsassistenz, Service und Support mit sich bringen.

Der "Groundwork Monitor" überwacht Netzwerke, Server und mehr als 50 weitere Devices sowie die Performance von Datenbanken und unternehmenskritischen Anwendungen. Es ermöglicht einen Überblick über die Betriebssystemwelten Linux, diverse Unix-Derivate, Windows, AS/400 und Netware.

Im Wesentlichen ist der Monitor eine Zusammenstellung von Open-Source-Tools auf der Basis von Nagios 2.0. Hierzu gehören der Performance-Monitor und das Reporting-Tool "RRDtool", die Protokollausführung "SNMP TT" und der Monitor "Syslog NG". Netzwerkseitig kommen hinzu die Analyse- und Konfigurationswerkzeuge "Cacti" und "NeDi", die Lastvisualisierung "Network Weathermap", der SNMP-Collector "MRTG" sowie das Protokollanalyse-Tool "NTOP".

Adapter integrieren Tools

Die Informationen dieser Tools werden über Adapter zur "Groundwork Foundation", dem eigentlichen Kern des Monitors, zusammengeführt. Die Integration (siehe Grafik "Die Groundwork-Architektur") geschieht über ein "Common Data Model", das seinerseits Informationen an die integrierte Open-Source- Datenbank MySQL weiterleitet beziehungsweise von dieser erhält. Die Systembefunde werden über Anwendungsprogrammier-Schnittstellen (APIs) und das Portal-Framework "Guava" Web-basierend über verschiedene Anwendungen in Echtzeit dargestellt.

Anpassungen schnell möglich

"Das ist der Vorteil von Open Source", erläutert Tony Barbagallo, Marketing-Chef von Groundwork. "Wir müssen nur Schnittstellen zu weiteren quelloffenen Tools entwickeln. So können wir den Monitor schnell an spezifische Kundenanforderungen anpassen." In der Gegenrichtung gibt Groundwork die API-Codes an die jeweiligen Projekte zurück, damit diese ihrerseits Connectoren verbessern oder solche zu weiteren Produkten schaffen können.

Der Groundwork Monitor läuft auf der Basis der 32- oder 64-Bit-Varianten von Red Hat Enterprise Linus WS, Suse 9 oder 10 und CentOS 4.3. Es gibt ihn in drei Varianten: Die kostenlose Ausführung "Open Source" umfasst das Monitoring samt Alarm, Benachrichtigungen und Eskalationsstufen. Schon auf dieser Ebene gibt es eine Web-basierende Konfigurationshilfe, welche die Einrichtung des Administrationswerkzeugs laut Barbagallo "deutlich einfacher als bei Nagios" macht. Hinzu kommt die Dokumentation.

Wesentlich umfangreicher ist die Variante "Small Business" für Umgebungen bis 50 zu Server. Sie bietet Reports, "Best Practices" für das Monitoring, die Integration von Daten aus "traps" und "logs", Performance-Überwachung, die Gruppierung von Servern sowie integrierte Event-Übersicht auf einer Konsole. Beim Angebot "Professional" für bis zu 500 Server kommen außerdem noch rollenbasierende Dashboards, individuell gestaltbare Reports über die Einhaltung von Service-Level-Agreements, Einrichtungs- und Konfigurationshilfen sowie weitere Services hinzu.

Die funktionalen Eigenschaften beschreibt Groundwork-Manager Barbagallo als "Zusammenfassung der besten Open-Source-Tools zu einem Produkt der Business-Klasse". Gleichwohl kommt dieses Angebot noch lange nicht an die umfassenden Fähigkeiten der Produkte der "Big Four" heran. Und solange dem so ist, wird Barbagallo erklären, dass die meisten Unternehmen auch keine dieser Highend-Lösungen bräuchten: "60 Prozent der Anwender benutzen weniger als die Hälfte der Features ihrer Management-Tools. Also sind diese zu teuer und zu schwer zu verwenden."

Groundwork verspricht "geringere Total Costs of Ownership und schnelleres Return on Investment als bei den Big Four", insgesamt vergleichsweise einen "Bruchteil der Kosten proprietärer Lösungen". Detlev Altendorf, der von München aus Groundworks Emea-Geschäft leitet, erklärt: "Wir haben jetzt fast 200 Firmenkunden. Mehr als die Hälfte zieht aus verschiedenen Gründen Open Source vor. Der wichtigste Grund aber sind die Kosten." Ein weiterer bedeutender Aspekt sei inzwischen die Vermeidung von Herstellerabhängigkeiten. Open Source sei eben das Beste, um Überraschungen durch die Produktstrategie proprietärer Anbieter vorzubeugen.

Itil am Horizont

Mit den Features zur Überwachung von Service-Level-Agreements in der jetzt fünften Ver- sion von Monitor Professional zeigt sich schon an, wohin die Reise geht. "Wir orientieren uns in Richtung Itil", verkündet Altendorf. "Unsere nächsten Schritte sind dessen Kernpunkt Configuration Management Database und die Aktionsdrehscheibe Service Desk."

Die finanziellen Grundlagen für diese nicht von heute auf morgen zu bewältigende Aufgabe sind gegeben. Denn frühzeitig haben sich Risikokapitalinvestoren für das Unternehmen interessiert. In einer ersten Runde erhielt Groundwork vor einem Jahr von Mayfield und Canaan Partners acht Millionen Dollar. Kürzlich pumpte Canaan mit einigen weiteren kleinen Investoren weitere drei Millionen Dollar in das Startup. Die Geldgeber wittern im System-Management ein weiteres viel versprechendes Open-Source-Business.