Bunte Äpfel und viele Träume

Die sieben Leben des Steve Jobs

16.03.2001
"Von einem der auszog, andere das Fürchten zu lehren" handelt die Biografie "Das unglaubliche Comeback des Steve Jobs" aus der Feder des amerikanischen Szenejournalisten Alan Deutschman. Von Angelika Fritsche*

Steve Jobs: Das ist der Gründer der Kultfirma Apple, der mit knapp 22 Jahren das Unternehmen in der Garage seiner Adoptiveltern ins Leben rief. Das ist der Studienabbrecher, der mit 23 seine erste Million Dollar, mit 25 das Hundertfache davon auf die hohe Kante legen konnte und längst zum "Rockstar" unter den Computerleuten avanciert war. Steve Jobs: Das ist eine nahezu klassische Erfolgsstory made in USA à la Michael Dell oder Bill Gates.

Und doch ist das nur die halbe Wahrheit. Denn nach dem kometenhaften Aufstieg folgte der Absturz ins fast Bodenlose und dann ein erneuter Aufstieg: Acht Jahre nach der Firmengründung, mit 30 Jahren, wurde Jobs von seinen ehemaligen Mitstreitern entmachtet und musste den Hut nehmen. Und das war nur die erste bittere Niederlage. Der Überflieger gründete mit seinem satten Vermögen eine neue Firma namens "Next". "Steve dürstete nach Wiedergutmachung. Er brannte förmlich darauf, zu zeigen, dass seine Zukunftsvision, was Computer anging, zutraf, dass Apple mit seinem Rausschmiss einen Fehler gemacht hatte und dass er die Welt noch einmal verändern konnte", versucht Deutschman, Autor des bekannten Life-Style-Magazins "Vanity Fair", die Gemütslage des Erfolgsverwöhnten zu beleuchten.

Mit seinem Versuch, wie ein moderner Phönix aus der Asche zu neuen Höhen aufzusteigen, scheiterte das Rhetorik- und Marketing-Genie, das die Cover aller wichtigen US-Wirtschaftstitel schmückte, zunächst grandios. Fast verlor der glühende Anhänger fernöstlicher Lebensweisen sein gesamtes Vermögen und Ansehen. Deutschman schildert im lebendigen, leicht plaudernden Ton die Gründe für das zeitweilige Straucheln: Jobs, der seinen Riecher für die Massenkultur mit dem ersten Apple bewiesen hatte, hielt sich bei seinen neuen Projekten zu sehr bei Details auf, setzte die falschen Prioritäten - das Design war sein wichtigstes Anliegen - und verwandelte sich in einen Tyrann, dem scharenweise die Mitarbeiter wegliefen.

Das einstige Flower-Power-Kind, Bewunderer von Bob Dylan und Joan Baez, der auch noch als Millionär auf dem Fußboden schlief, weil niemand seinen ästhetischen und architektonischen Anforderungen entsprach, hatte sich zum Big Brother gewandelt. Doch wie in einer klassischen Tragödie oder eben in einem richtigen Hollywood-Schinken wendete sich das Blatt für Jobs, als er schon fast am Boden lag: Nach der Next-Pleite und hämischen Verrissen in der Presse erregte der Computermann plötzlich Aufsehen in der Filmbranche. Seine bisher nebenbei betriebene Firma Pixar brachte in Kooperation mit Disney World den ersten vollständig am Computer erstellten Spielfilm heraus. "Toy Story" wurde zu einem Kassenschlager. Inzwischen ist Jobs ganz dick im Filmgeschäft.

Und, um die "unglaubliche" Geschichte zu Ende zu führen: Elf Jahre nach seinem Rausschmiss wurde er von Apple zurückgerufen, seit Anfang 2000 ist er offizieller Apple-Geschäftsführer. Steve Jobs Lebensgeschichte: Der Stoff, aus dem Hollywood seine Bestseller spinnt. Schade nur, dass der Autor der spannenden Biografie seine Informationen nur aus zweiter Hand hat. Zwar konnte Deutschman mit Dutzenden von Jobs Weggefährten sprechen, doch den Meister selber bekam er nicht vor sein Mikrofon.

*Angelika Fritsche ist freie Journalistin in Bonn.