Raumsysteme im Rechenzentrum

Die sicheren vier Wände für Server & Co

16.09.2008
Von Hans-Jörg Schilder

Schutzräume – die Alternative zu Betonbauten

Sobald die IT den Rahmen eines Schrankes sprengt, greifen andere Konzepte für die Unterbringung der Geräte. In der Vergangenheit wurden sogar alte Bunker für die Unterbringung verwendet. Um ein möglichst hohes Niveau an Sicherheit zu gewährleisten, gibt es Stahlkonstruktionen als Alternative zum Betonbunker. Die Kosten für die Stahlkonstruktion betragen nur etwa die Hälfte einer Betonlösung. Gleichzeitig liefert eine Raum-in-Raum-Lösung eine höhere Sicherheit.

In punkto Feuerschutz widerstehen die Stahlwände 90 Minuten lang einer Temperatur von 1400°C und halten die Systeme am Leben. Dagegen fängt Beton bei hohen Temperaturen zu schwitzen an und dünstet gebundene Feuchtigkeit oder eventuell Schadstoffe aus, so dass im Brandfall kein 90-Minuten-Betrieb ohne Schäden an den IT-Systemen mehr möglich ist.

Die Stahllösung lässt sich in rund zehn Tagen aufbauen und nach weiteren zehn Tagen nutzen. Sie ist ähnlich aufgebaut wie eine Lego-Konstruktion und kann bei zusätzlichem Bedarf um weitere Module ergänzt werden. Die vorgefertigten Stahlteile schaffen einen hermetisch dichten Raum. Nachdem die Einzelteile der Zelle bauartgeprüft sind, erhält automatisch die aufgebaute Konstruktion die Zertifizierung für Brandschutz und Sicherheit.

Darüber hinaus ergibt sich bei der Stahlkonstruktion ein Kostenvorteil: Die üppigen Architektenhonorare einer betonierten Alternative sind nicht notwendig. Den Begriff Raum-in-Raum erhalten die Stahlkonstruktionen deshalb, weil sie in normalen Lager- oder Büroräumen untergebracht werden können.

Die überwiegende Mehrheit der Anwender lässt den Raum über einen Wartungsvertrag in Schuss halten. Darin wird das komplette Datencenter einmal pro Jahr untersucht, einschließlich der Türen und der Bolzen. Zusätzlich überprüfen die Techniker die Lösch- und Klimaanlage sowie die Brandfrühesterkennung. Solche Räume lassen sich erdbebenfest ausführen und sind durch ihre Gasdichtigkeit auch geschützt vor Nagern oder Ungeziefer. Die IT-Räume sollten nach der Euro-Norm EN ISO 14001/1996 zertifiziert sein.

Bei den Racks kann der Anwender zwischen Grundschutz und Hochverfügbarkeit wählen. Konkret bedeutet die höchste Schutzklasse Brandschutz nach ECB-S, 72 Stunden lang einen Schutz gegen stehendes Wasser mit 40 cm Höhe, Schutz gegen Löschwasser und Feuchtigkeit, Staubdichtigkeit, Widerstand gegenüber drei Stößen zu 200 kg aus 1,5 m und Schutz gegen eine Explosion mit 200 kg TNT aus 40 Meter Abstand. Die Grundschutzvariante für die Raumsysteme bietet dagegen Brandschutz F90 nach DIN 4102, sowie Dichtigkeit gegenüber Löschwasser, Staubdichte und eine Stoßprüfung von 15 bis 20 kg aus 20 cm Abstand. "F90" bedeutet, dass der Raum 90 Minuten lang dem Feuer einen Widerstand bietet und die IT dementsprechend länger laufen kann.

Die Sicherheitsräume für eine Hochverfügbarkeit für Backup- und IT-Systeme werden mit einer Zertifizierung des European Certification Board Security Systems (ECB-S) ausgestattet. Ein Beispiel für eine Güteklasse ist etwa "R60 D". Hinter dem Fachjargon stehen folgende Daten: "R" bedeutet einen Datensicherungsraum nach Euronorm EN 1047-2, "60" widersteht einer Beflammungszeit von 60 Minuten und "D" weist darauf hin, dass der Schutzraum für hitze- und feuchtigkeitsempfindliche Datenträger mit Belastungsgrenzwerten bis 70°C und 85% Luftfeuchtigkeit geeignet ist. Mit anderen Worten ausgedrückt: Der Schutzraum arbeitet noch mindestens 60 Minuten weiter, auch wenn die Umgebung rundherum bereits in Flammen steht.