CW-Kommentar

Die Schatten-IT - im Prinzip kein Problem, aber ...

09.09.2010
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Wenn Fachabteilungen selbständig IT-Services ordern, schaffen sie sich selbst Probleme, die die IT dann lösen muss.
COMPUTERWOCHE-Redakteurin Karin Quack
COMPUTERWOCHE-Redakteurin Karin Quack

IT-Organsisationen mögen es nicht, wenn Fachabteilungen ohne ihre Zustimmung oder ihren Rat Cloud-Services einkaufen, sagt Brian Boruff, Vice President Emerging Markets beim IT-Dienstleister CSC (siehe das COMPUTERWOCHE-Interview mit ihm). Das ist eigentlich wenig verwunderlich. Oder würde es die Marketing-Abteilung schätzen, wenn jeder Unternehmensbereich selbständig Werbeagenturen beauftragen und nach Gusto Kampagnen starten würde? Wie fände es der Vertrieb, wenn eine Fachabteilung mal eben so einen neuen Kanal in Betrieb nähme, für den es überhaupt noch keine definierten Prozesse gibt? Was würde die zentrale Öffentlichkeitsarbeit sagen, wenn jeder Softwareentwickler oder Call-Center-Mitarbeiter den Medien Rede und Antwort stünde, wie ihm der Schnabel gewachsen ist? (Unnötig zu sagen, dass die COMPUTERWOCHE begeistert wäre!)

Ein Alleingang der Fachbereiche funktioniert nicht einmal - oder vor allem nicht -, wenn man noch einmal das Bild von der IT als "Commodity wie Strom oder Wasser" strapaziert. Es wäre weder effektiv noch kostengünstig, wenn die Produktion ihren Strom von den Stadtwerken bezöge, die allgemeine Verwaltung hingegen einen alternativen Provider in Anspruch nähme.

Tatsächlich ist jedoch zu beobachten, dass ein immer größerer Teil der IT-Budgets in die Fachbereiche wandert. Das ist in gewisser Weise auch logisch. Die Investitionskosten sollten schließlich dort gezahlt werden, wo sie entstehen und wo am Ende auch die Früchte geerntet werden. Angesichts des Marketing-Hypes um das Cloud Computing könnten einige Fachbereichsleiter also durchaus auf die Idee kommen, bei der Beschaffung von IT-Services die Spaßbremsen von der Unternehmens-IT außen vor zu lassen.

Aber eine solche "Schatten-IT" hat ihre Tücken. Denn zwischen Strom, Wasser etc. und IT-Services gibt es einen fundamentalen Unterschied: IT-Geräte, -Applikationen und -Services stehen in einem Unternehmen selten für sich allein. Sie müssen mit anderen Systemen, Infrastrukturen, ganzen IT-Landschaften integriert werden. Wenn die Sales-Abteilung statt Lotus Notes plötzlich Google Apps nutzen möchte, ist das im Prinzip kein Problem - solange sie nicht erwartet, dass ihre elektronischen Kalender mit denen der Marketing-Mitarbeiter oder gar mit dem unternehmensweiten CRM-System synchronisiert sind. Wer das will, darf sich nicht wundern, wenn der CIO und seine Mitarbeiter den Überblick über den IT-Einsatz im Unternehmen ganz gern behalten wollen. (qua)

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