KOLUMNE

Die Schatten des Mainframes

22.01.1993

Die Schatten der Mainframes fallen nun auch auf SAP. Das Vorzeige- Unternehmen der deutschen Softwarebranche muss die Latte tiefer legen (Seite 1). Sparen ist bei den R/2-Anwendern angesagt, nicht Ausweitung von Standard-Anwendungen, die auf IBM-370-Anlagen oder Siemens-BS2000-Rechnern laufen. Irgend jemand ueberrascht? Wenn das SAP-Erfolgsduo Dietmar Hopp und Hasso Plattner verfuegt, R/3- Partner gleich dutzendweise zu ernennen, dann deutet das auf eine Panikreaktion hin. Doch so einfach liegen die Dinge nicht. Fuer die Walldorfer Wundermaenner war seit langem klar, dass sie den R/2- Markt genug strapaziert haben. Dass sie, was den Uebergang auf R/3 betrifft, so schnell in Zugzwang geraten wuerden, hatten sie wohl nicht bedacht.

Dabei war es Plattner, der zuletzt nicht muede wurde, R/2 dem Gespoett von Insidern auszusetzen. Als die betriebswirtschaftliche Modularsoftware in den 70er Jahren entwickelt wurde, sei es darum gegangen, so der Ex-IBMer, aus der "knappen Ressource Rechner" das Bestmoegliche herauszuholen - auf solche Sachen wie Funktionalitaet der Bedienerfuehrung und Oberflaechenkomfort habe man nicht auch noch achten koennen.

Nun wird Plattner nicht entgangen sein, dass die Hardware- Industrie in den vergangenen 15 Jahren einiges getan hat, das Gesetz von den knappen MIPS-Mengen aufzuheben - was ihr ja auch gelungen ist. Wie Plattner und Hopp das Kunststueck fertiggebracht haben, den R/2-Anwendern die damit moegliche Software-Innovation (Stichwort: Benutzeroberflaeche) so lange vorzuenthalten, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Bei dem fuer die R/2-Installation Verantwortlichen im Anwenderunternehmen war es stets gut aufgehoben. Und auch die IBM als Hardware-Hauptlieferant der huetete sich, aus dem Mainframe-Naehkaestchen zu plaudern.

Eines ist klar: Bei R/3 sind die SAP-Marketiers gefordert - neue Konkurrenten, unter anderem die IBM, wollen Plattner & Co. das Leben schwer machen. Das Problem der Walldorfer ist nicht trivial: Mit der IBM-Mainframe-Festung faellt auch die R/2-Bastion - und das Mehrplattformen-System

R/3 macht zwar frei von IBM, aber offen fuer Angriffe von allen Seiten. Aus Anwendersicht kann es keine bessere Konstellation geben.

Betrifft: Neue Rubrikeinteilung

Dass Personal Computer im "Kopf" der CW nicht mehr stattfinden, ist kein Sinneswandel: Als Unterzeile der Rubrik "Hardware" haben "PCs und Workstations" natuerlich ihren Platz (Seite 22), wie nun auch "Multiuser-Systeme" und "Peripherie" als Unterrubriken erscheinen. Das neue Gliederungsprinzip (Arbeitsplatz-DV, Enterprise-Loesungensetzt sich in der "Software" und bei "Communications" fort - die CW wird uebersichtlicher.