Die richtigen Werkzeuge zum Aufräumen

18.07.2006
Von Rudolf Bauer, Sebastian Krause 
Konsolidierung muss nicht nur bedeuten, alte IT-Zöpfe abzuschneiden. Auch Instrumente wie Outsourcing, Service-orientierte Architekturen (SOAs) und On-Demand-Modelle können dabei helfen.

Ob ein Unternehmen im härter werdenden Konkurrenzkampf wettbewerbsfähig bleibt, hängt in hohem Maße von der Beweglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Innovationsfähigkeit seiner IT-Landschaft ab. Allerdings haben gerade in diesem Bereich viele Firmen noch mit Altlasten zu kämpfen. Zu viele verschiedene Anwendungen laufen auf zu vielen verschiedenen, nur unter hohem Aufwand miteinander zu vereinbarenden Plattformen und beanspruchen dabei meist mehr IT-Ressourcen als nötig. Diese fehlen dann wieder an anderer Stelle. Die Komplexität potenziert sich noch, wenn etwa im Rahmen einer Akquisition ein komplettes Unternehmen samt IT-Infrastruktur mit weiteren Silos integriert werden muss.

SOA-Leitfaden

Flexible IT-Infrastrukturen auf der Basis einer SOA und offene Standards sind ein wesentlicher Katalysator für den langfristigen Erfolg einer Service-orientierten Strategie. Wie man Letztere verwirklicht, hängt vom Ist-Zustand der IT im Unternehmen ab. Das folgende Vorgehen hat sich als günstig erwiesen:

Think big, start small: Eine SOA lässt sich nicht in einem einzigen Großprojekt realisieren. Zunächst empfiehlt es sich, kleinere Musterprozesse zu identifizieren und entsprechend zu gestalten.

Wichtig für den Erfolg und die Akzeptanz ist, dass die Fachabteilungen in den Prozess eingebunden werden.

Am Anfang der SOA-Etablierung steht wie bei jedem großen Konsolidierungsprojekt die Bestandsaufnahme.

In einem nächsten Schritt muss ein Backbone installiert werden, über das die lose Koppelung der Services organisiert werden kann.

Außerdem muss eine stringente Regel- und Steuerungs-Policy der Architektur festgelegt werden.

Sicherheitsrichtlinien müssen im Rahmen einer SOA-Strategie aufgestellt werden.

In einem nächsten Schritt kann die Messaging-Infrastruktur festgelegt werden.

Schließlich geht es darum, ein effizientes Service-Management aufzusetzen.

Sobald die Services etabliert sind, kann man die SOA durch Orchestrierung und Automatisierung weiter optimieren.

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Notwendige Bestandsaufnahme

Um die IT flexibel, wirtschaftlich und darüber hinaus auch zukunftsorientiert zu gestalten, muss in einem ersten Schritt die Systemlandschaft konsolidiert werden. Dabei geht es darum, eine Bestandsaufnahme der Anwendungen zu erarbeiten, Redundanzen abzubauen und die optimale Auslastung der IT-Systeme zu erreichen. Seit einiger Zeit kursiert eine neue Idee, wie man die anstehenden Konsolidierungsaufgaben mit einer Zukunftsausrichtung der IT verbinden kann: Service-orientierte Architektur, kurz SOA.

SOA verschiebt Perspektive

In das Konzept einer SOA fließen verschiedene Gedanken ein. Aus Geschäftssicht spielt der Perspektivenwechsel von einem anwendungszentrierten Vorgehen hin zu einem prozessorientierten Ansatz eine wesentliche Rolle, ebenso wie die Etablierung einer Service-orientierten Unternehmenskultur. Das erlaubt einen konsolidierenden Überblick über Kerngeschäft und ausgegliederte oder auszulagernde Prozesse sowie auf Schwachstellen. Zudem wird so ein technischer Rahmen geschaffen, um immer wieder notwendige organisatorische und prozedurale Änderungen umzusetzen - sowohl nach innen wie auch nach außen. Denn Partner, Kunden und Lieferanten rücken in diesem Modell viel enger zusammen und werden als integraler Bestandteil verstanden.

SOA als Weg zur Konsolidierung

Die SOA-Denkweise eignet sich besonders als Grundlage für die Konsolidierung, da hier zunächst von der Beschreibung eines Geschäftsprozesses ausgegangen wird, mit dem Ziel, diesen bestmöglich mit Hilfe der IT abzubilden. Der grundlegenden Konsolidierungsidee entspricht dabei das Prinzip der Wiederverwendbarkeit eines bestimmten Geschäftsprozesses, der innerhalb einer SOA als Service angelegt worden ist: Wenn beispielsweise ein bestimmter Geschäftsprozess aufgrund der Anforderungen einer einzelnen Abteilung etabliert wurde, dann besteht die Möglichkeit, diesen mit geringem zusätzlichen Entwicklungs- und Kostenaufwand auch für andere Abteilungen mit vergleichbaren Prozessanforderungen wiederzuverwenden - und dies unabhängig von der Plattform. Beispielsweise kann die Finanzabteilung denselben Authentifizierungsprozess einsetzen wie etwa die Entwicklungsabteilung, weil es sich in beiden Fällen um die Abstraktion ein und desselben Vorganges handelt.

Zusätzliches Optimierungspotenzial lässt sich darüber hinaus erschließen, indem die hinter den Services abgebildeten IT-Prozesse automatisiert und orchestriert werden. Zudem schafft die ganzheitliche Perspektive dauerhaft mehr Transparenz. Für die Anwender reduziert sich die Komplexität der IT.

Outsourcing schafft Ordnung

Eine Variante, eine Service-orientierte IT zu verwirklichen, bieten IT-Outsourcing-Modelle. Eine IT-Bestandsaufnahme im Vorfeld einer Konsolidierung kann auch IT-Prozesse zutage fördern, die nicht zum Kerngeschäft eines Unternehmens zählen und Ressourcen und Budget binden. Outsourcing und "Software-as-a-Service"-Angebote (SaaS) bieten probate Wege, diese Fixkosten in variable Kosten zu verwandeln, während man sich um die Kernprozesse seines Geschäftes weiterhin inhouse kümmert. Externe Dienstleister übernehmen hierbei das gesamte Management der Business-Anwendung. Diese Modelle eröffnen, neben flexibleren Kosten, Vorteile wie hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit sowie eine insbesondere für Mittelstandskunden alleine kaum zu realisierende Rund-um-die-Uhr-Betreuung.

Oft unterhält ein Unternehmen auch Anwendungen, die es nur selten nutzt. Oder es hat einen einmaligen Bedarf, für den es sich kaum lohnt, eine spezielle Software zu erwerben und aufzusetzen. Mit Hilfe des Konzepts "Software-as-a-Service" kann sich hier das Unternehmen die Software via Internet mieten. Der Preis aller Leistungen wird auf Basis eines "Pay- as-you-go"-Modells berechnet. Enthalten sind alle Kosten für Lizenzen, Hosting, Management und Bereitstellung. Die Vorteile dieses "One-to-many"-Prinzips sind auch hier Zukunftssicherheit, hohe Flexibilität und Sicherheit.

Innovationen eine Chance geben

Getrieben werden solche Servicemodelle auch von Entwicklungen in der Virtualisierungstechnik. Wenn ein kleineres mittelständisches Unternehmen heute seine SAP-Anwendungen auf eine einheitliche Plattform extern konsolidieren will, dann hat es die Wahl, dafür entweder einen dezidierten Server zu mieten oder den SAP-Software-Service von einer "shared platform" zu beziehen. Hier teilt sich das Unternehmen die Ressourcen mit anderen Kunden. Das hat nicht nur Kostenvorteile, sondern bietet auch mehr Flexibilität, da der Serviceanbieter bei plötzlichem Mehrbedarf des Kunden einfach per Mausklick Rechenpartitionen zuschalten und, bei abklingendem Bedarf, wieder abschalten kann.

Ob ein Unternehmen bei der Konsolidierung seiner Business-Software auf eine SOA-Philosophie setzt oder auch verstärkt Software und Services mietet - beide Strategien machen nicht nur die IT-Infrastruktur effizienter, sondern eignen sich auch für das Langzeitprojekt "Flexibilisierung" der IT-Ressourcen - eine Grundvoraussetzung, um im Zeitalter der Globalisierung überlebensfähig zu bleiben oder zu werden. (ba)