Ratgeber Fernzugriff

Die richtige Remote-Access-Technik finden

18.06.2009
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Günstiges Transportmedium

Wer mit diesen Einschränkungen leben kann und gegen mögliche Ausfälle mit Backup-Lösungen wie ISDN vorbaut, erhält ein günstiges Transportmedium. Vor allem beim Fernzugang für Teleworker im Heimbüro dürfte es derzeit preislich kaum zu schlagen sein. Auch im professionellen Bereich kann ADSL2+ - wie das Beispiel von Lotto Hamburg zeigt, bei der Standortvernetzung eine Alternative sein. Spätestens bei einer synchronen Übertragung von Echtzeit-Sprache und -Bewegtbildern, die diesen Namen verdienen, muss aber selbst ADSL2+ passen. Hier helfen meist nur die teureren symmetrischen DSL-Varianten weiter. Oder die Anwender greifen zu folgendem kostendämpfendem Trick, von dem uns Leser berichteten: Sie bestellten bei der Telekom das eigentlich für Privatkunden konzipierte VDSL 25 beziehungsweise 50, das je nach Paket zwischen 50 und 60 Euro pro Monat kostet. Diese DSL-Variante wartet im Upload mit Bandbreiten von bis zu 5 Mbit/s beziehungsweise bis zu 10 Mbit/s auf - und sollte damit auch bandbreitenhungrigen symmetrischen Anwendungen genügen. Allerdings hält die Telekom für professionelle Sparfüchse noch einen Stolperstrick bereit: Es werden nur reale Personen als Kunden akzeptiert, so dass die Anschlüsse teilweise auf die Namen von Mitarbeitern laufen müssen.

Mobilität mit Einschränkung

Ebenfalls hoch im Kurs stehen bei den Anwendern mittlerweile die breitbandigen Mobilfunktechniken UMTS und HSPA für den Fernzugriff auf das Unternehmensnetz. Sie versprechen zumindest auf dem Papier eine größtmögliche Mobilität für Außendienstmitarbeiter, und die Angebote werden mit monatlichen Flatrates ab 20 Euro (meist mit Volumengrenze bei 5 oder 10 GB Daten) langsam bezahlbar. Allerdings sollte sich kein Projektverantwortlicher, der mit dem Aufbau einer Remote-Access-Infrastruktur betraut ist, von den vollmundigen Breitbandversprechen täuschen lassen: HSDPA mit bis zu 7,2 Mbit/s gibt es bislang nur in wenigen Städten, und selbst 3,6 Mbit/s sind nicht deutschlandweit verfügbar. In der Fläche müssen deshalb die Anwender zu 95 Prozent mit UMTS auskommen, was einer Geschwindigkeit von bis zu 384 Kbit/s entspricht. Dies ist aber immer noch sechsmal schneller als ISDN, das vor wenigen Jahren für Außendienstler und Teleworker noch das Maß aller Dinge war. Fataler als das langsame Tempo ist bei UMTS und Co. ein anderer Umstand: Die mobile Datentechnik wartet mit Latenzzeiten auf, die im Bereich von einigen hundert Millisekunden liegen. Gerade Echtzeitanwendungen, die nicht entsprechend fehlertolerant programmiert wurden, reagieren darauf schnell mit einem Abbruch der Anwendungssitzung. Neben den klassischen Beispielen wie mobile Mitarbeiter bietet sich der Mobilfunk unter anderem noch für temporäre Netzanbindungen an, wie sie etwa auf Baustellen und Messeständen benötigt werden. In Kombination mit einem mobilfunkfähigen Router lassen sich so schnell und kostengünstig kleinere Netze mit einem Unternehmen koppeln.