Die Qual mit dem Portal

29.11.2004

Ob im Supermarkt, an der Tankstelle oder im Büro: Selbstbedienung ist in. Deshalb sind Mitarbeiterportale jetzt in jeder größeren Firma ein Muss. Und alle finden den Self Service via Bildschirm gut. Oder trauen sich irgendwie nicht, ihn schlecht zu finden. Warum eigentlich? Man wird doch wohl mal fragen dürfen, ob es vernünftig ist, wenn hoch bezahlte Ingenieure, Forscher oder Manager kostbare Arbeitszeit darauf verwenden, Formalitäten zu erledigen. Wenn sie stundenlang im Portal irgendwelche Reisekosten abrechnen, vergeblich Büromaterialien hinterherjagen oder versuchen, ihren Urlaubsantrag zu stellen. Rechnet es sich wirklich, um diesen Preis die Administration herunterzufahren?

Aber vielleicht geht es ja gar nicht darum. Hat eigentlich schon mal jemand untersucht, ob die Menge der in Unternehmen verarbeiteten Reisekostenabrechnungen, Urlaubsanträge oder Bürobedarfsbestellungen mit der Einrichtung eines Portals zurückgeht? Dies wäre ein verdienstvolles Feld für eine Doktorarbeit. Wahrscheinlich steckt hinter den Portalen genau dieses Kalkül: Das Abrechnungsverfahren wird so umständlich und kompliziert gemacht, dass sogar ein deutscher Ingenieur nicht mehr damit klarkommt. Also verzichtet er stillschweigend auf Urlaubs-, Reisekosten- und andere Abrechnungen - schon damit der Zimmernachbar die Verzweiflung nicht bemerkt. So gesehen also doch eine geniale Erfindung, dieses Mitarbeiterportal. Vermutlich werden inzwischen auch in vielen Firmen die geleisteten Überstunden im Portal nachgehalten.