Die Qual der Payment-Wahl

23.03.2007
Von Jürgen Liebherr
Erfolgreicher E-Commerce setzt Zahlungssysteme voraus, mit denen die Transaktionen zwischen Lieferant und Kunde abgerechnet werden können. Die CW gibt Tipps, welches System sich für welchen Zweck eignet.

E-Commerce boomt. Nach der Abrechnung des Weihnachtsgeschäfts 2006 melden immer mehr Unternehmen Rekordumsätze beim Online-Handel mit digitalen und physischen Gütern. Die Zukunftsaussichten scheinen ebenfalls rosig. Das sagen einem nicht nur der gesunde Menschenverstand, sondern auch diverse Studien und Prognosen. Der jüngsten Untersuchung des Bitkom zufolge kletterte der Online-Handelsumsatz 2006 zwischen den Unternehmen (B-to-B) um 36 Prozent auf stolze 392 Milliarden Euro in Deutschland. Den größten Umsatzzuwachs erzielte der Handel mit dem Verbraucher (B-to-C), der um 44 Prozent auf 46 Milliarden Euro zulegte.

Payment-Service-Provider (PSPs)

Größere Online-Händler kommen an PSPs kaum vorbei. Diese Finanzunternehmen (im engeren Sinne auch IPSPs - Internet Payment Service Provider) übernehmen die unter Umständen komplizierten Teilvorgänge des elektronischen Zahlungsverkehrs im Internet. Dabei liefern PSPs meist ein Komplettpaket aus Kreditkartenakzeptanz, User- und Mitgliederverwaltung, Hosting, Händler- und Endkundensupport. Gerade für kleinere Internet-Händler betreiben PSPs die Sicherheitsüberprüfungen (Kreditkartenakzeptanz). In der Regel erspart sich der Händler damit die direkte Anbindung an alle Zahlungsverkehrssysteme (verschiedene Kreditkarten-Unternehmen, Banken) und muss lediglich eine einzige Schnittstelle im Online-Shop integrieren.

Angebote und Konditionen

Clickandbuy Paypal T-Pay Giropay Paysafecard Web.cent Moneybookers Infin-Micropayment

WWW-Adresse www.clickandbuy.com/DE/de/ www.paypal.de www.t-pay.de www.giropay.de www.paysafecard.com http://webcent.web.de www.moneybookers.com www.infin-online.de

Händlerzahl 4500 mehrere tausend 2400 "mehrere tausend, über 2000 (weltweit, 50 2700 (weltweit) 200 (Deutschland) Integration in Bezahl davon über die Hälfte dienste wie PayPal oder deutsche Shops) ClickandBuy; 100 durch direkte Shop-Integration"

Nutzerzahl 5 Milionen Nutzer 5 Milionen T-Com gibt die Zahlen keine Angaben 5 Milionen Karten- 6 Milionen 2,7 Milionen Konto- 3 Milionen Transaktionen 2006 (Deutschland) Kundenkonten nicht bekannt (potenziell 17 Milionen transaktionen im inhaber (weltweit) Online-Banking-Kunden) Jahr 2006

Prinzip des Inkassoverfahren mittels Kontoausgleich per Prepaid (MicroMoney), Online-Überweisung Prepaid Prepaid Prepaid, Geldtransfer Telefonrechnung (optional Ergänzung Bezahlverfahrens Lastschrift, Kreditkarte, Lastschrift, Kreditkarte, Telefonrechnung, per E-Mail, Kontoaus- durch Kreditkarte/Lastschrift Giropay Giropay; PayPal-Guthaben Kontoausgleich durch gleich durch Kreditkarte/ kann durch Überweisung Kreditkarte/Lastschrift Bankkonto aufgeladen werden

Preisspanne 0,10 - 5000 Euro keine Angaben bei Telekom-Rechnung bis keine Begrenzung, 0,01 - 1000 Euro 0,01 - 30 Euro hängt vom eingeräumten bis zu 30 Euro per Telefonrechnung, (min.-max. Güterwert) zu unterem dreistelligem typischer Einsatz: Limit ab, theoretisch unbegrenzt per Kreditkarte/Lastschrift Euro-Wert pro Transaktion Makropayment unbegrenzt und Abrechnungsmonat. Bei anderen Zahlverfahren entscheidet der Händler

Händlersupport kostenlos per E-Mail/Telefon Telefonsupport über kostenlos per E-Mail/ individuelle Absprache kostenlos per kostenlos per kostenlos per kostenlos per E-Mail/Telefon 01805-Telefonnummer. Telefon (2 Stunden kos- mit dem Giropay-Acquirer, E-Mail/Telefon E-Mail/Telefon E-Mail/Telefon (14 Cent/Min. aus tenlos bei Implementie- meist kostenlos per dem Festnetz Telekom) rungsproblem) E-Mail/Telefon

Shop-Einbindung Ins Script eingebundener individuell, von HTML- HTTP-verarbeitende Payment-Service-Provider Integration einer API ASP, XML via https mit Standardshop-Software- eingebundener Link auf dem Server Transaktions-/Sessionlink Lösung bis zu API- Technik wie ASP, PHP, JSP erschließt Schnittstelle (Free Download) oder Soap per One-Click-Verfahren, plus Rücksprunglink basierten Lösungen oder Servlets zum Shop sonst nach Absprache

Statistiken für Kostenlos, realtime kostenlose Kontoaus- kostenlos keine Angaben, indivi- nicht möglich kostenlos über Frontend Standardstatistiken tagesaktuelle Online-Statistiken den Händler züge (auch online) duelle Absprache mit im Internet abrufbar kostenfrei verfügbar dem giropay-Acquirer

Einmalige Kosten Basic Account: 49 Euro, keine 100 Euro einmalige keine Angaben, indivi- keine 1000 Euro Systemimple- keine 50 Euro Einrichtungsgebühren für den Händler Premium-Account: Fixkosten duelle Absprache mit mentierungsgebühr vertragsabhängig dem giropay-Acquirer

Laufende Kosten Basic Account: 5 Euro pro keine 10 Euro pro Monat keine Angaben, individu- keine 100 Euro Bereitstellungs keine 25 Euro pro Monat Bereitstellung für den Händler Monat, Premium-Account: Dienstleistungs- elle Absprache mit dem gebühr pro Monat (entfällt gebührenfrei mindestentgelt giropay-Acquirer (bei B+S- ab monatlichem Umsatz Card Service zum Beispiel von 5000 Euro 59 Euro Jahresgebühr)

Provision 3 bis 30 Prozent zuzüglich 0,9 bis 1,9 Prozent des transaktions- bzw. umsatz keine Angaben, individu- keine Angaben, keine Angaben ab 1,9 Prozent plus bis zu 12,5 Prozent Transaktionsgebühr, vertrags-, Transaktionsvolumens abhängig: 5 bis 25 Prozent, elle Absprache mit dem branchen- und 29 Cent pro Transaktion umsatz- und güterabhängig plus 35 Cent pro Lastschrift 1 Prozent, giropay-Acquirer (Disagio mengenabhängig (je nach Händler) oder Transaktion Mindestentgelt 10 Cent, bei B+S Card Service bei- 7.9 Prozent pro Trans- 30 Cent b. Lastschrift spielsweise 2,4 Prozent) aktion bei Kleinstbeträgen

Sicherheit SSL, MD5 SSL SSL SSL, Online-Zertifikate, SSL SSL SSL MD5-Verschlüsselung IP-Adressen-Einschränkung

Risiko bei Händler trägt das Risiko kostenloser Verkäufer- Zahlungsgarantie bei kein Zahlungsausfallrisiko kein Risiko, da Zahlungsausfälle trägt 100-prozentige Risikoab- Zahlungsausfälle trägt der Händler Zahlungsausfällen eines Zahlungsausfalls schutz für ungerechtfer- MicroMoney, sonst keine durch Zahlungsgarantie Prepaid-Karten der Händler deckung wird abhängig tigte Rückbuchungen Zahlungsgarantie der Bank des Nutzers vom Händler,Land und (Kulanzleistung) Branche angeboten

Besonderheiten Komplettsystem für Payment weltweit rund 133 Millio- One-Click-Buy für T-Online- keine Anmeldung erforder- anonym ohne Bank- Bezahlung der hauseige- intern. Payment-Optionen, anonym ohne Registrierung etc. und Billing, inklusive nen Kundenkonten; prak- Kunden. Anonymität bei lich, wenn man Kunde von oder Kreditkartendaten, nen Web.de-Dienste mit speziell auch für kleinere Zahlungsverfolgung und tisch für internationalen MicroMoney-Bezahlung. Sparkassen/Volks-Raiff- im Internet Bezahlen Web.cents möglich Merchants interessant, CustomerCare für die Zahlungsverkehr und für eisenbanken, Postbank, wie mit Cash; 70 000 da keine weiteren Verträge Kunden des Händlers Ebay-Auktionen MLP Bank, Readybank, Vertriebsstellen euro- (zum Beispiel Kreditkarten- Cronbank ist paweit acquirer, Schufaabfragen) benötigt werden

Höchste Zeit, sich auch ein Stück der Umsatztorte abzuschneiden. Doch welche Zahlungsmethoden soll man dem Internet-Shopper anbieten? Neben den herkömmlichen, noch dominierenden Verfahren Überweisung, Lastschrift, Nachnahme und Kreditkarte (siehe Kasten "Payment-Service-Provider") haben sich Internet-typische Bezahldienste etabliert.

Auswahlkriterien

Und damit sind wir auch schon bei einem wichtigen Kriterium bezüglich der Auswahl potenzieller Payment-Provider: Akzeptanz. Was nützt einem der "billigste" Bezahldienst, wenn ihn kein Kunde benutzt? Die Big Player in Deutschland sind nach Umsätzen im Moment Paypal, Clickandbuy (auch unter dem Namen Firstgate bekannt) sowie T-Pay. Das von Postbank, Sparkassen und Genossenschaftsbanken ins Leben gerufene Bezahlverfahren Giropay hätte rein theoretisch ein Kundenpotenzial von 17 Millionen Online-Banking-Kunden. Das Unternehmen gibt aber keine aussagekräftigen Zahlen bekannt, da es sich nur als eine Art "Bereitsteller" sieht (tatsächlich wickeln so genannte Acquirer beziehungsweise PSPs das Geschäft ab). Jedenfalls ist Giropay auf starkem Expansionskurs und wird unter anderem auch als eine Bezahloption innerhalb der Dienste Clickandbuy und Paypal (für Beträge über fünf Euro) angeboten.

Ein weiteres Kriterium bei der Wahl eines Bezahlsystems sind natürlich die Kosten. Bei den - gerade im Online-Handel - oft minimalen Margen fällt jedes verlorene Prozent an Provision schwer ins Gewicht. Die Provisionsmodelle sind in der Regel gestaffelt. Je höher der Umsatz oder der Güterpreis ist, desto geringer ist die abzutretende Provision an den Bezahldienst. Unter der Hand heißt es des Öfteren, dass die Höhe der Provision durchaus verhandelbar sei. Neben Provisionskosten fallen unter Umständen noch Einrichtungskosten, laufende (monatliche) Kosten oder eine (jährliche) Grundgebühr an.

Bei empirischen Untersuchungen zeigte sich immer wieder, dass das womöglich wichtigste Entscheidungsmerkmal die Umsatzsicherung ist. Darunter fallen einzelne Punkte wie Zahlungssicherheit, Datensicherheit, technische Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit sowie Unterstützung des Händlers bei Forderungsausfällen durch den Provider.

Last, but not least sollten sich Händler über grundsätzliche Dinge im Klaren sein. Zum einen ist nicht jeder Payment-Provider für alle Geldbeträge gleichermaßen geeignet. Das heißt: Geht es um Kleinstbeträge (Micropayment), etwa im Bereich von 0,01 bis 5,00 Euro? Oder bewegen sich die Käufe im höheren Segment (Makropayment)? Zum anderen lassen sich die Bezahlsysteme in drei unterschiedliche Kategorien einteilen:

1. Einige Systeme wie beispielsweise Clickandbuy sind prinzipiell "Inkassosysteme". Das heißt, sie sammeln für den Kunden die anfallenden, meist geringen Einkaufsbeträge und ziehen dann monatlich die Gesamtsumme vom Konto oder von der Kreditkarte ab.

2. Daneben gibt es noch die etwas seltener verbreiteten Prepaid-Systeme. Per Kreditkarte oder Überweisung füllt der Kunde vorauszahlend sein Konto mit Cash auf; oder er erkauft sich ein gewisses Kontingent an "Punkten" (zum Beispiel "Webcents") und kann diese dann schließlich im Internet auf den Kopf hauen.

3. Ohne große Anmeldeprozedur, also quasi anonym, funktionieren Bezahlsysteme, die über die Telefonrechnung (0900er-Nummern) abrechnen.

In diesem Zusammenhang darf natürlich die Benutzerfreundlichkeit für die Handelspartner nicht vergessen werden. Je höher die Komplexität, desto niedriger liegt die Akzeptanz des Systems. Die Wahl des richtigen Bezahlpartners ist also nicht ganz einfach, da viele Faktoren bedacht sein müssen. Die Tabelle mit den acht wichtigsten Bezahldiensten für Deutschland stellt einige Auswahlpunkte gegenüber. (ciw)