25 Jahre Windows

Die Qual der CW-Redakteure

02.08.2010

25 Jahre Rosenkrieg

Die erste Begegnung mit Windows hatte ich in der Marktforschungsabteilung eines großen deutschen Konzerns. Das Gespann aus Windows 386 und Pagemaker sollte den bis dahin üblichen Klebeumbruch (Ausschneiden von Grafiken und Einkleben per Pritt-Klebestift in den Text) der Forschungsberichte durch ein modernes rechnergestütztes Layout ersetzen. Da wir den einzigen Rechner mit Windows hatten, waren wir wochenlang die Helden der Abteilung: Zu einer Zeit, als DOS und Monochrom-Monitore dominierten, faszinierte das bunte Windows mit Maussteuerung, einer sich bewegenden Zeigeruhr und dem Spiel Reversi.

Der große Windows-Frust kam dann mit der Diplomarbeit. Vom mageren Studentenbudget hatte ich mir eine Windows-3.0-Lizenz und Winword 1.1 abgespart. Schließlich sollten die 200 Seiten getreu dem Gates-Motto WYSIWYG geschrieben und gedruckt werden. Was der User dann sah, waren lange Nächte ohne Bett und Abstürze des Drucker-Spoolers nach stundenlangem Rechnen - und das drei Tage vor Abgabe. Die Beziehung zu Windows war danach nachhaltig gestört.

Auch neue Versionen wie Windows 3.11 for Workgroups (TCP/IP hält Einzug) oder Windows 95 konnten das belastete Vertrauensverhältnis nicht verbessern. Erst Windows 98 schaffte es, frischen Wind in die Beziehung zu bringen. Zumal das System deutlich besser war als sein Ruf. Wurde beim Hardwarekauf auf einen vernünftigen Treibersupport geachtet und der Spieltrieb gezügelt - also nicht jedes dahergelaufene Tool ausprobiert -, dann waren die berüchtigten Bluescreens of Death (Bod) eine Seltenheit.

Wie wichtig beziehungsweise teuer der Treibersupport einen User kommen kann, erlebte ich dann einige Jahre später beim Umstieg auf Windows XP. Junge, erst ein Jahr alte Hardware - etwa ein Scanner - hatte plötzlich Schrottwert, weil der Hersteller keine Lust hatte, neue Treiber für XP zu programmieren.

Bei allem Verdruss gab es über die Jahre jedoch einen Punkt, der im Leben mit Windows immer wieder versöhnlich stimmte: Die Freiheit - anders als in der Apple-Welt -, wirklich seinen ganz persönlichen Computer zusammenstellen zu können, egal ob Workstation oder Media Center. Und dank der großen Auswahl an Hardware war der technische Fortschritt stets bezahlbar.