Die Projektbudgets werden schmaler

16.10.2008
PAC-Geschäftsführer Tobias Ortwein über die Auswirkungen der Finanzkrise.

CW: Sie haben die Prognose für das deutsche IT-Projektgeschäft im September nach unten revidiert. Seitdem ist die Lage eher schlechter geworden. Wann kommt Ihre nächste Korrektur?

Ortwein: Es gibt, fürchte ich, tatsächlich Bedarf an einer erneuten Korrektur. Wir haben die Prognose für das kommende Jahr bereits um 1,2 Prozentpunkt auf 4,4 Prozent gesenkt. Voraussichtlich müssen wir sie noch ein weiteres Mal deutlich nach unten korrigieren.

CW: Wo lässt sich bei den Projekten sparen?

Ortwein: Zunächst einmal können die nach Zeit und Aufwand abgerechneten Projekte kurzfristig gestoppt oder verschoben werden; dagegen sind Festpreisprojekte und lang laufende Vorhaben etwa im Outsourcing weniger stark betroffen. Viele Anwender haben technische SAP-Upgrades abgeschlossen. Die üblicherweise darauf folgende funktionale beziehungsweise strategische Überarbeitung läuft Gefahr, verschoben zu werden. In der letzten Krise, die ihre Anfänge im Jahr 2001 hatte, konnten Konsolidierungsvorhaben die Schwäche im Projektgeschäft ein wenig kompensieren. Die IT ist heute schlanker, besser und effizienter, sodass es diese gegenläufigen Effekte nicht mehr in dem Maße geben wird. Umgekehrt ist der Markt deutlich weniger von Projekten mit realitätsfernen Business-Cases aufgebläht.

CW: Die Prognose bis 2012 sieht bislang trotzdem recht gut aus. Woher nimmt PAC diese Zuversicht?

Ortwein: Unsere aktuellen Schätzungen gehen von einem durchschnittlichen Jahreswachstum von 5,2 Prozent in den Jahren 2008 bis 2012 aus. Das müssen wir voraussichtlich nach unten korrigieren. Die letzte Krise währte vier Jahre, darauf folgten vier gute Jahre. Die jetzige Krise sollte bei Weitem nicht so stark und vor allem nicht so langwierig ausfallen. Es gibt einige Lichtblicke: Viele Branchen - etwa Versicherungen - haben in der IT noch strukturelle Verbesserungen abzuarbeiten, die nicht unendlich aufschiebbar sind. Im kommenden Jahr ist Bundestagswahl, danach könnte das Geschäft mit der öffentlichen Hand wieder stärker anziehen. Und die USA bekommen einen neuen Präsidenten, der der Wirtschaft neue Impulse geben kann. (jha)