MindSphere, ADAMOS & Co.

Die Plattformökonomie entwickelt sich langsam, aber sicher

28.01.2019

Schaeffler Smart-EcoSystem: Wälzlager sind überall

Ihr eigenes Süppchen kocht die Schaeffler Gruppe mit ihrem Smart-EcoSystem, einer digitalen Plattform, über die alle datenbasierten Services von Schaeffler laufen. Wälzlager sind laut Schaeffler überall dort eingebaut, wo mechanische Kräfte wirken. Sie seien prädestiniert dazu, Daten für die Prozesssteuerung und Maschinenüberwachung zu gewinnen. Das gelte auch für andere mit Sensorik ausgestatteten Komponenten und mechatronischen Produkte des Konzerns.

Die Plattform richtet sich also an Kunden und Partner, die digitale Services rund um die weit verbreiteten Schaeffler-Produkte bereitstellen wollen. Gleichzeitig dient sie als interner Datenspeicher sowie als Analyseplattform für interne Fachbereiche. Die Rechte an den Kundendaten liegen beim jeweiligen Kunden oder werden vertraglich pro Produkt oder Kunde geregelt. Schaeffler setzt als Cloud-Basis auf Microsoft Azure sowie auf weitere Cloud-Plattform-Anbieter. Das Smart EcoSystem wird derzeit in Pilotprojekten eingesetzt, die entsprechende Produktivumgebung befindet sich im Aufbau.

Bei Schaeffler erwartet man, das größere Unternehmen langfristig eigene, Cloud-basierte Ökosysteme bereitstellen werden, um ihr geistiges Eigentum kontrollieren und sensible Daten sichern zu können. Das sei für digitalisierte Unternehmen die Basis, um Anwendungen zu entwickeln und zu betreiben.

Crowdfox - ein Marktplatz für den Einkauf

Ein ganz anderer Typ B2B-Plattform ist das Procurement-Portal Crowdfox, das einen Realtime-Preisvergleich für Privatkunden (Crowdfox.com), B2B-Unternehmen (Crowdfox.biz) und - als geschlossenes Portal - für Großunternehmen (Crowdfox.pro) bietet. Eine besondere Marktposition hat sich das Unternehmen durch die Einführung der "Unique Trade Item Number" (UTIN) geschaffen: Durch ein semantisches Produkt-Matching sorgt sie für Identifikation und Vergleichbarkeit von Produkten aus eine großen Palette von Lieferantenkatalogen mit unterschiedlichen Artikelnummern und -typen (Stock-keeping Units = SKUs). Das ermöglicht einen besonders umfassenden Preisvergleich.

Crowdfox bietet auch die Abwicklung des Einkaufsprozesses auf der Basis eines konsolidierten "Ein-Kreditor-Modells" an. Alle Lieferanten werden dabei virtuell zu einem einzigen gebündelt. Dabei berücksichtigt der Plattform-Betreiber die spezifischen Lieferantenvereinbarungen eines Unternehmens sowie Compliance-Vorschriften genauso wie die über das Vergleichsportal ermittelten Marktinformationen.

DerAnbieter schreibt bei Bedarf auch die gebündelten individuellen Bedarfe von Unternehmen im Rahmen eines automatisierten E-Tendering-Verfahrens aus, identifiziert die besten Anbieter und wickelt den Einkaufsprozess ab. Über "Joint-Procurement-Aktivitäten" können sich Einkäufer mehrerer Unternehmen in virtuellen Einkaufsallianzen zusammenschließen.

Spätestens an dieser Stelle können theoretisch kartellrechtliche Fragestellungen auftreten, da Absprachen den Wettbewerb beeinträchtigen könnten. Crowdfox verhindert das durch eine enge Zusammenarbeit mit Kartellanwälten und betont, dass alle Transaktionen rechtskonform abgewickelt werden. Preisvergleichsplattformen wie Crowdfox funktionieren umso besser, je größer sie sind und je breiter sie den Markt abdecken. Das kann zu Monopolstellungen mit entsprechenden wettbewerbsbeschränkenden Wirkungen führen. Andererseits stehen die Basisinformationen zu Lieferanten und deren Produktkatalogen auch anderen Anbietern grundsätzlich offen.

Die vbw-Studie beschäftigt sich auch mit den hemmenden Faktoren, die den Markt und die Rahmenbedingungen für Plattformen beeinträchtigen. So ist die mangelnde Qualität der Daten und des Daten-managements ein Problem, das sowohl das Erfassen und Verarbeiten als auch das Be- und Verwerten von Daten betrifft. Schwierigkeiten entstehen auch, weil insbesondere bei älteren Maschinen kaum standardisierte Schnittstellen zum Auslesen von Maschinendaten vorhanden sind. Diese müssen erst geschaffen werden.

Noch nicht vollständig beseitigt sind zudem Sorgen um die Sicherheit von Cloud-Infrastrukturen. Hier würde nach Einschätzung des Verbands "eine Erweiterung der bestehenden Sicherheitskonzepte Nutzungshemmnisse abbauen". Bei den Rahmenbedingungen werden außerdem die unterschiedliche Anwendung von Datenschutzvorgaben in verschiedenen europäischen Ländern sowie die Vielzahl ungeklärter Rechtsfragen als Hemmfaktoren angeführt.

Wichtig für die Zukunft wären klare Regeln und breite Nutzungsmöglichkeiten von Maschinendaten, die einen direkten oder indirekten Personenbezug haben oder haben könnten. Bei der Infrastruktur mahnt der Verband einen schnellen Ausbau der 5G-Netze an. Und schließlich müssten mehr Talente im Bereich Big Data und Data Analytics ausgebildet werden.