Zwischen Skype und Telepresence

Die passende Videoconferencing-Lösung für jeden Zweck

01.09.2011
Von Stefan Mutschler

Gute Bilder - aber schnell

SVC passt das Bild kontinuierlich an die verfügbare Bandbreite an und eignet sich damit gut für mobile Teilnehmer und verschiedene Endgeräte.
SVC passt das Bild kontinuierlich an die verfügbare Bandbreite an und eignet sich damit gut für mobile Teilnehmer und verschiedene Endgeräte.
Foto: Vidyo

Videoconferencing ist immer ein Spiel zwischen Bildqualität und verfügbarer Bandbreite - daher ist die Effizienz der Video-Codecs von entscheidender Bedeutung. Seit 2003 gibt es nun H.264 (auch als MPEG-4/AVC - Advanced Video Coding bekannt), welches die Code-Effizienz gegenüber H.263 um das Dreifache verbesserte und damit den Weg für die Übertragung hochauflösender Video-Streams wie etwa HDTV oder auch Blu-ray ebnete. Seit Ende 2007 gibt es eine interessante Ergänzung zu diesem Codec: "Anhang G" - besser bekannt als H.264 SVC (Scalable Video Codec). SVC verfeinert das Bild mit der zur Verfügung stehenden Bandbreite. Die Adaption der entsprechenden Auflösung und Bildwiederholrate erfolgt dabei dynamisch in Echtzeit (daher "skalierbar").

Der große Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass Unterbrechungen beziehungsweise Abbrüche einer Sitzung praktisch nicht mehr vorkommen. Auch bei sehr schwankenden Bandbreiten, wie sie für Internet-Verbindungen ohne garantierte Servicequalität üblich sind, bleibt eine ruckelfreie Verbindung bestehen. Allerdings funktioniert die Sache nur, wenn alle Endpunkte die SVC-Technik unterstützen. Und hier liegt derzeit in der Praxis das Hauptproblem von SVC: Das Protokoll wird bislang nur in den Produkten weniger Hersteller verwendet. Wohl nicht zuletzt auch deswegen, weil es sich nicht mit wichtigen Internet-Protokollen wie etwa RTP (Real-Time Protocol - im Internet für den Transport von Video- und Voice-Streams genutzt) vertrug. Immerhin besteht seit Anfang Mai dieses Jahres mit RFC 6190 eine gültige Beschreibung, wie SVC als Nutzlast von RTP zu behandeln ist.

Unterschiedliche Bandbreitenanforderungen

Die Optimierung der Bildqualität in Abhängigkeit der Bandbreite ist eines der wichtigsten Kriterien, über die sich Anbieter oder/und Systeme zu profilieren versuchen. Ohne SVC bestimmen die Systeme in der Regel beim Verbindungsaufbau durch kurze Messungen, welche Auflösung und welche Bildfrequenz (sofern nicht vom Nutzer vorgegeben) maximal möglich ist und stellen sich automatisch entsprechend ein.

Einige Systeme wiederholen diesen Vorgang in (einstellbaren) Intervallen oder ereignisgesteuert (etwa bei Abbruch der Kommunikation) – jedoch nie in Echtzeit wie bei SVC. Dank moderner Codecs – zum Teil unterstützt von unterschiedlichen Packet-Loss-Recovery-Techniken zur weiteren Verbindungsstabilisierung – sind die Bandbreitenanforderungen heute wesentlich geringer als noch vor wenigen Jahren.

Bei einigen Herstellern gibt es HD-Übertragungen (in der Variante 1280x720 Bildpunkten) mit 30 Bildern pro Sekunde schon ab etwa 1,1 MBit/s pro Bildschirm, die Top-HD-Auflösung von 1920x1080 Bildpunkten bei gleicher Bilderzahl ab etwa 1,7 MBit/s pro Screen. Die höchste Auflösung ist bei Raumsystemen Pflicht, bei Systemen mit mittleren Bildschirmgrößen reicht die kleinere HD-Auflösung allemal. Wesentlich höher sollten die Bandbreitenanforderungen heute nicht mehr liegen – Werte um +25 bis +30 Prozent wären sicher noch verkraftbar.

Um in dieser Disziplin nicht allzu schlecht (oder besonders gut) auszusehen, drehen einige Hersteller allerdings an der Bildfrequenz. 30 Bilder pro Sekunde (bei einigen Systemen sind bis zu 60 Bildern pro Sekunde vorwählbar) sind bei Raumsystemen für eine lebhafte Darstellung auch sehr engagierter Sprecher-Mimik und -Gestik sicher angemessen – weniger als 15 sollten es nur in Ausnahmefällen sein. Laufen regelmäßig kritische Sitzungen über das Videoconferencing-System, empfehlen viele Experten in jedem Fall den Einsatz von Netzwerken mit garantierter Servicequalität (QoS).