Steigerung der Verarbeitungssicherheit zahlt sich bei der Datev mittlerweile aus:

Die Papierprobleme werden bei Laserdrucker geringer

18.10.1985

NÜRNBERG - Stapelte man das Papier, das die Datev - die Datenverarbeitungsorganisation des steuerberatenden Berufes - nur an einem Tag bedruckt, übereinander, so würde der Haufen den Eiffelturm mit dessen 300 Metern noch überragen. Ungeachtet dieses hohen Druckvolumens muß jedes einzelne der drei Millionen Blätter höchsten Qualitätsanforderungen gerecht werden, um den Ansprüchen der über 25 000 Mitglieder und ihrer Mandantenbetriebe zu entsprechen.

Zur Steuerung des Druckrechenzentrums sind derzeit zwei Zentraleinheiten IBM 4381 mit zwölf Plattenlaufwerken IBM 3380 und acht Bandstationen eingesetzt. Als Ausgabesysteme stehen sechs Mikroverfilmungsanlagen Siemens Hell Dicom zur Verfügung, sechs Hewlett Packard-Plotter, zehn IBM-Kettendrucker 3203-5 und sechs Siemens-Kettendrucker 3340; im Laserdruckbereich sind installiert: ein Hewlett-Packard 2680, acht IBM 3800, 14 Siemens ND2 und fünf Rank Xerox 9700. Nur die IBM- und Xerox-Laserdrucker sind an den Systemen 4381 online angeschlossen. Alle anderen Drucker, Plotter und COM-Systeme werden mit eigenen kleineren CPUs und Magnetbandstationen offline betrieben.

Das Druckrechenzentrum liegt etwa fünf Kilometer vom zentralen Rechenzentrum entfernt. Die Druckdaten werden zur Zeit per Magnetband transportiert, ab dem zweiten Quartal 1986 werden sie über eine Glasfaserstrecke mit einer Leistung von vier Megabit pro Sekunde direkt übertragen.

Im Jahre 1977 waren bei Datev 25 Kettendrucker installiert und ein kräftiges Ansteigen des Druckvolumens über mehrere Jahre absehbar. Ziel war damals, die Platzprobleme zu beseitigen und gleichzeitig die Qualität der Ausdrucke zu steigern.

Zwei Listen der Finanzbuchhaltung, die damals 65 Prozent des gesamten Druckvolumens ausmachten wurden zuerst umgestellt: eine Liste schon 1977 auf den IBM-Laserdrucker 3800, Anfang 1978 die zweite Liste auf den Siemens-Laserdrucker ND2.

Neue Dimensionen durch neue Techniken

Die Datev stellt ihren über 25 000 Mitgliedern Dienstleistungsprogramme für die Unterstützung bei der Beratung und Betreuung ihrer Mandanten zur Verfügung. Neben ihrem Inhalt hängt die Qualität der Informationen auch von der Darstellung ab.

Hierfür eröffneten die Laserdrucker eine völlig neue Dimension in der Druckausgabe: Unterschiedlichste Schriftarten und -größen können in guter bis sehr guter Qualität dargestellt, Firmenlogos, Faksimile-Unterschriften und sogar komplette Formulare vom Laserdrucker gedruckt werden.

Aufgrund des Druckprinzips, nämlich die Darstellung eines Zeichens aus kleinsten Punkten, sollten die entsprechenden Möglichkeiten gegeben sein. Man muß jedoch berücksichtigen, daß mit dem Verkleinern der Punkte die Punktmenge sprunghaft ansteigt und damit auch die Anforderungen an die interne Speichergröße und die Verarbeitungsgeschwindigkeit im Drucksystem. Aufgrund dieser Problematik waren die Möglichkeiten der Laserdrucker der ersten Generation von IBM und Siemens noch relativ beschränkt.

In der Folgezeit - nach 1980 - beobachtete die Datev den Laserdruckmarkt sehr intensiv, um eine höhere Qualität und insbesondere mehr Möglichkeiten bei den Schriftarten und elektronischen Formularen zu erhalten. Auf der Hannover-Messe 1981 zeigte die Firma Rank Xerox erstmals ihr Laserdrucksystem 9700, das in puncto Auflösung, Anzahl der Schriftarten und programmgesteuerter elektronischer Formulare wesentlich mehr bot als die bis dato installierten Laserdrucker. Für die Listen, die besonders hohe Qualitätsanforderungen hatten oder eine Vielzahl von Schriftarten benötigten, wurden im Jahre 1982 zunächst zwei Rank Xerox-Laserdrucker installiert. Ein weiterer wichtiger Punkt für die Datev war aber auch die Möglichkeit, für einen Steuerberater mehrere Listen in einem Stapel hintereinander zu drucken, indem vom Laserdrucker erzeugte Formulare von sehr hoher Qualität programmgesteuert aufgerufen und gewechselt werden.

Durch den Einsatz des Rank Xerox-Laserdruckers ergaben sich eine Reihe von Vorteilen, wie Zeit-, Flächen- und Personaleinsparungen durch Vermeidung von nachfolgenden Arbeitsschritten. Diese Vorteile haben jedoch auch ihren Preis: Die Kosten pro Seite sind höher als die der anderen Laserdrucker.

Erfahrungen sind meistens schmerzlich

Eine alte Weisheit ist, daß Erfahrungen meistens schmerzlich sind. Dies trifft in besonderer Weise auf die Papierprobleme zu, die in den ersten Jahren des Laserdrucks zu bewältigen waren. Es zeigte sich sehr schnell, daß das auf den Kettendruckern eingesetzte Papier den Anforderungen der Laserdrucker nicht genügte. Dabei traten alle unangenehmen Charaktereigenschaften des Papiers zutage, die durch das sehr kurze und starke Erhitzen auf zirka 150 Grad Celsius ausgelöst wurden: Es schlug Wellen, verlor an Festigkeit, und es kam zu Störungen der Laserdrucker oder der Schneidautomaten bis hin zur völligen Unbrauchbarkeit.

Mit großem Aufwand aller beteiligten Firmen und neutraler Institute konnten erst in den Jahren 1980 und 1981 die Papierspezifikationen so detailliert festgelegt werden, daß die Verarbeitungssicherheit wesentlich gesteigert werden konnte. Erst die genaue Einhaltung der Papier- und Farbspezifikationen und die Erkenntnis, daß die Formulare bei 20 bis 22 Grad Celsius und etwa 45 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit. mehrere Tage vorklimatisiert werden müssen, führten zu einer relativ hohen Verarbeitungssicherheit.

Hohe Anforderung an den Wartungszustand

Das hohe Druckvolumen von 25 Tonnen Papier täglich erfordert eine sehr sichere und abgestimmte :Organisation des Ablaufs. Die Versorgung des Druckbetriebs mit Leerformularen erfolgt in der normalen Tagschicht. Es müssen also für die Nacht, in der das größte Druckvolumen anfällt, die benötigten Formulare in ausreichender Menge bereitgestellt werden. Erfahrungswerte und eine enge Abstimmung mit dem Druckbetrieb stellen die Versorgung sicher.

Im Druckbetrieb selbst sind verschiedene Anforderungen zu beachten: Vollständigkeit der jeweiligen Listen, Sicherstellung, daß alle Listen gedruckt worden sind, und vor allem die Einhaltung der Abgabetermine. Bei der Weiterverarbeitung der Listen im Versand wird, wie in vielen anderen Bereichen auch der Qualitätskontrolle ein besonderer Stellenwert eingeräumt: Alle Listen werden unmittelbar nach dem Drucken kontrolliert und nur einwandfreie Drucke an den Steuerberater verschickt. Entsprechend hoch sind auch die Anforderungen an den Wartungszustand der Drucksysteme.

*Der Autor ist Mitarbeiter bei der Datev