Unix International bietet Zusammenarbeit an, doch:

Die OSF läßt die Unix Inc. abblitzen

07.07.1989

SAN JOSE (IDG) - Der Streit um eine Standard-Benutzeroberfläche für Unix ist wieder entbrannt. Die Open Software Foundation (OSF) hat die von AT&T und Unix International angebotene Zusammenarbeit zur Entwicklung einer einheitlichen Programmierschnittstelle für OSF/ Motif und Open Look abgelehnt.

Eine Zusammenführung der Application Program Interfaces (API) genannten Schnittstellen von AT&T und OSF würde es Programmierern ermöglichen, Anwendungen sowohl für Motif als auch für Open Look zu entwickeln. In diesem Zusammenhang verweist Tom Mace, Vice President von Unix International, auf rund 1000 potentielle Anwendungen für die Open-Look-Oberfläche, wohingegen die 50 Entwickler, die bisher Motif lizenziert hätten, nur bis zu 500 Anwendungen anbieten könnten.

Für die OSF kommt der Vorschlag aus dem bisher feindlich gesinnten Unix-Lager besonders ungünstig. Zur Zeit bereitet das Gremium nämlich eine umfangreiche Promotion-Kampagne für Motif vor, das in der kommenden Woche freigegeben werden soll.

Donald O'Shea, OSF-Vice-President of Operations, wertet daher den Vorschlag von AT&T und Unix International als einen letzten Versuch, zu verschleiern, daß sich nicht Open Look, sondern Motif am Markt durchgesetzt habe. "Wenn Unix International Motif erwirbt", schmettert O'Shea die Annäherungsversuche des Konkurrenten ab, "dann können sie - solange sie die Gebühren zahlen - damit machen, was sie wollen - selbst das API weiterentwickeln. "

Die Unix International kontert mit dem Hinweis, daß Motif rechtlich nicht unumstritten sei und verweist auf die Patent-Klage von Apple gegen den Presentation Manager von OS/2, dessen "look and feel" auch OSF/Motif auszeichnet. O'Shea zufolge treffen jedoch die Gründe dieser Klage nicht auf die OSF-Oberfläche zu. Und selbst dann läge das geistige Eigentum an der grafischen Oberfläche am ehesten beim OSF-Mitglied Xerox und nicht bei Apple.