DBMS als treibende Kraft aller Datenverarbeitungs- und Retrieval-Systeme:

Die Nutzung von Datenbanken erfordern gute DV-Mitarbeiter

15.06.1979

Generell ist es nicht sinnvoll, die Vorteile einer Datenbank ohne Beziehung zu einem besonderen Unternehmen zu diskutieren. Es muß auf jeden Fall hervorgehoben werden, daß diese Vorteile nicht allein durch die Installation eines Data-Base-Management-Systems (DBMS) erreicht werden können, sondern nur durch das Akzeptieren eines Datenbank-Projektes in seiner Gesamtheit und aller technischen und politischen Veränderungen, die es enthält. Losgelöst von einem speziellen Unternehmen, gibt es jedoch gewisse mögliche Vorteile, die hier näher beschrieben werden sollen.

Der Einsatz einer Datenbank erlaubt die bessere Nutzung von Daten durch Teilung derselben Daten zwischen den, verschiedenen Benutzern Anwendungen und Programmen, die sie benötigen. Ohne Datenbank tendiert jede Fachabteilung oder jede Anwendung dazu, eigene Dateien zu haben, wodurch es schwierig ist, eine Kontrolle über die Nutzung und Wartung der Daten durchzuführen. Dabei ist es unvermeidbar, daß diese verschiedenen Dateien viele gemeinsame allgemeine Daten und Bezugsdaten enthalten. Die unterschiedlichen Versionen dieser Daten bestehen sehr häufig aus einem unterschiedlichen Inhalt, oder bestenfalls ist ein gleichzeitiges Mehrfach-Updating notwendig. Es ist ebenfalls nicht zu vermeiden, daß verschiedene Fachabteilungen hinsichtlich der Werte die gleichen Daten verarbeiten können, und es ist typisch, daß unterschiedliche Interpretationen von gleichen Daten und in verschiedenen Dateien getroffen werden.

Ohne eine durch den Einsatz einer Datenbank erfolgende zentrale Kontrolle 4 können dieselben Daten verschiedene Bedeutungen in Abhängigkeit von der Anwendung, für die Datei benutzt wird, sowie verschiedene Standards hinsichtlich der Benennung und Codierung erhalten. Eine Datenbank liefert ein Kontrollinstrument für die Effektivität der Kosten von Datenausnutzungs-Systemen und der Kommunikation zwischen Fachabteilungen, die allgemeinen Daten benutzen.

Verbesserte Daten-Verfügbarkeit

Ein Online-System bringt den Computer näher an den Anwender. Ein bedeutungsvoller interaktiver Datenaustausch ist jedoch schwierig, wenn er nicht durch eine Datenbank unterstützt wird. Das liegt darin begründet, daß die Datenbank-Struktur die Beziehungen zwischen Daten ausdrückt, und zwar in der Weise, daß der Bereich und die Einfachheit der Benutzung von Adhoc-Anfragen und Updating-Systemen viel größer sind. Führungsinformationen und andere Berichte können von einer Datenbank auf gewöhnliche Weise gewonnen werden oder ad hoc. Dies wäre mit konventionellen unstrukturierten Dateien nicht praktikabel.

Die Möglichkeit für Up-to-date-Daten als Antwort auf die realen Umwelt-Faktoren im Unternehmen werden durch den Einsatz einer Online-Datenbank wesentlich größer. Der Benutzer braucht nicht zu warten, wenn er zu seinen Daten zugreifen möchte. Generell benötigt eine Datenbank in einem transaktionsorientierten System hinsichtlich der Einschränkungen für den Benutzer weniger Platz als konventionelle Batch-Systeme.

Eine gut entworfene Datenbank kann wesentlich leichter Veränderungen gerecht werden, die das Unternehmen betreffen, das sie repräsentiert, als konventionelle Dateien, denen es daran mangelt, Beziehungen auszudrücken. Diese Flexibilität im bezug auf die Hinzufügung neuer Daten-Typen erweitert die Beziehungen bezüglich schon bestehender Daten und hinsichtlich neuer Anforderungen zur Daten-Wiedergewinnung. Nachdem die ersten wenigen Anwendungen entwickelt und die neuen Methodologien verstanden wurden sowie viele Unternehmensdaten in der Datenbank organisiert sind, kann die Entwicklung von späteren Anwendungen viel schneller erfolgen, als wenn bei konventionellen Anwendungen zugeordnete Dateien benutzt werden.

Das ist besonders dann der Fall, wenn höhere Datenbank-orientierte Programmiersprachen benutzt werden und wenn die Entwicklung und Wartung auf einem Data-Dictionary basieren. Ebenso müssen Entwürfe und Programmiervorgaben, wie Gültigkeit von Daten, Back-up-und Recovery-Routinen, als auch Folgekontrollen mir ein einziges Mal erstellt werden und nicht bei jeder Anwendung. Steffen: "Zukünftige Generationen von Hard- und Software-Systemen werden Datenbank-Einrichtungen als einen Bestandteil des Betriebssystems enthalten".

Die Nutzung höherer Programmiersprachen mit mehr expliziten Daten-Manipulationsbefehlen hilft beim Verstehen von Programmen und macht damit die Wartung wesentlich leichter. In ähnlicher Weise werden Programmfolgen einfacher mit weniger Sorts, ohne Vergleiche, weniger Arbeits-Dateien und ohne Übertragung von Daten von einer Anwendung zu einer anderen. Die Komplexität der Verarbeitung wird ausgedrückt in der Struktur der Datenverarbeitung und nicht in den Anwendungsprogrammen. Die durch das bessere Datenbank-Management-System angebotene Datenunabhängigkeit erlaubt Änderungen in der Datenbank, wie die Aufteilung komplexer Sätze in verschiedene kleinere Sätze, um den Anforderungen neuer Anwendungen gerecht zu werden, ohne daß die vielen bereits die Datenbank benutzenden Programme davon berührt werden. Da eine Datenbank gewisse Standards für den Programmentwurf und die Vergabe von Programmen vorsicht, wird die Verständigung zwischen verschiedenen für die Wartung eines Programmes während seiner Nutzungsdauer verantwortlichen Programme vereinfacht.

Durch die sorgfältige Ausnutzung eines geeigneten Data-Dictionary-Systems können Kommunikationsprobleme innerhalb der EDV-Abteilung schnell reduziert werden.

Die besseren Data-Base-Management-Systeme liefern gewisse Fähigkeiten, die auch dann ausgenutzt werden können wenn keine Datenbank eingesetzt wird. Diese Fähigkeiten sind in der Software für konventionelle Datei-Behandlung nicht verfügbar. Um den Grund eines Systemabsturzes, der im zentralen Rechner, Plattenspeicher, dem Anwendungsprogramm oder in der Basis-Software liegen kann, innerhalb eines Shared-Data-Systems feststellen zu können und zu beheben, ist eine schnelle Recovery der Datenbank notwendig. Ohne ein DBMS sind die Recovery-Methoden beschränkt auf das Kopieren von Dateien und die nochmalige Verarbeitung. Weiterhin bieten die meisten DBMS eine bessere Kontrolle der vertraulichen Daten, eine Zugriffsbeschränkung und/oder Updating-Beschränkung spezieller Felder-Typen.

Zukünftige Generationen von Hard- und Software-Systemen werden Datenbank-Einrichtungen als einen Bestandteil des Betriebs-Systems enthalten. Zu diesem Zeitpunkt werden alle EDV-Systeme Datenbanken benutzen. Zusammen mit dem Data-Dictionary wird das DBMS die treibende Kraft aller Datenverarbeitungs- und Wiedergewinnungs-Systeme sein. Ob dies den versprochenen Nutzen bringt, hängt davon ab, wie gut das Datenbank-Konzept von Führungskräften, Systemanalytikern, Datenanalytikern und Programmierern wirklich verstanden und angewandt wird. Die Nutzung von Datenbanken als Anwendung der gegenwärtigen Technologie wird gute EDV-Mitarbeiter erfordern. Zur gleichen Zeit hängt ihr Erfolg von höher qualifizierten Analytikern und Führungskräften ab.

*Hans-Werner Steffen ist Marketing-Manager der CACI. Inc-lnternational, Hamburg.