Office, Filesharing, Präsentationen

Die nützlichsten Apps für das iPad

07.09.2012
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Lesen Sie, welche Apps Ihnen die tägliche Arbeit mit Apples Tablet erleichtern können.

Fangen wir mit den Office-Apps an und räumen gleich zu Beginn mit einem Missverständnis auf: Eine vollwertige Office-Suite, wie sie etwa mit "Open Office" und "MS Office" auf dem PC oder "iWork" auf dem Mac zur Verfügung steht, gibt es für das iPad derzeit nicht. Viele Anwender hatten auf Microsoft gehofft, doch die jüngste Ankündigung zu Office 2013 ließ das Thema iPad aus.

Ebenso wenig darf man davon ausgehen, immer eine perfekte Synchronisation von Daten, Formaten und Formeln zwischen einerseits der iPad- und andererseits der Mac- beziehungsweise PC-Office-Welt hinzubekommen. iPad-Nutzer sollten die Office-Module auf ihrem Flachmann lieber dazu nutzen, kleine und weniger anspruchsvoll aufbereitete Texte, Präsentationen und Tabellen zu erstellen oder Importiertes zu bearbeiten - alles andere bleibt vorerst besser den Profiprogrammen auf PC und Mac vorbehalten.

Unsere Bilderstrecke bietet einen schnellen Überblick über einige der vorgestellten Apps:

Auf dem iPad sind Apples Office-Apps "Pages", "Numbers" und "Keynote" am populärsten - das iWork-Dreigestirn ist wegen seiner Eleganz, Einfachheit und Bedienerfreundlichkeit zu Recht die Nummer eins (7,99 Euro für jedes Programm). Nachdem Microsoft bis dato nicht geliefert hat, dürfte das auch so bleiben, lernen Apples Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationssoftware doch ständig dazu.

Heftig kritisiert wird derzeit allerdings die jüngste iWork-Version 1.6 (Betriebssystem-Upgrade auf iOS 5.1 ist Voraussetzung), die Anwender dazu zwingt, die "Ortungsdienste" einzuschalten, um eigene Fotos und Videos in Dokumente einzubinden. Das ist für viele User, die Wert auf Datenschutz legen, eine Zumutung. In Pages müssen sich die Nutzer mit einer überschaubaren Auswahl vorgefertigter Templates begnügen und können keine eigenen anlegen - ein weiterer Kritikpunkt.

Anwender nehmen außerdem Anstoß daran, dass die Synchronisation von Daten zwischen iPad- und Desktop-Office-Welt in der Praxis oft Probleme hervorruft oder scheitert. Spreadsheet-Regeln werden nicht übernommen, Excel-Imports mitunter gelöscht oder zerschossen.

Smart Office
Smart Office

Die Alternativen zu Apples iWork-Welt sind aber meist auch wenig ausgereift. QuickOffice pro HD (15,99 Euro) zum Beispiel kann zwar Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentation, zickt aber ebenfalls in der Praxis, wenn es gilt, fehlerfrei Office-Dokumente vom PC zu übernehmen und zu bearbeiten. Formatierungen und Umbrüche in Textdokumente stimmen oft nicht mehr, Bilder werden nicht immer mitgenommen. Ähnliche Probleme weisen Apps wie Smart Office 2 von Picsel (7,99 Euro) und Office 2 HD (7,99 Dollar) auf.

Recht weit verbreitet ist Documents to Go, da diese App noch am ehesten das Verarbeiten von Microsofts Office-Dokumenten - insbesondere Excel - sowie von PDF-Dateien unterstützt. Textverarbeitungs- und Präsentationsmodule hinken allerdings hinterher, außerdem kommt Documents to Go nur schlecht mit dem Retina-Display zurecht. Besser gelöst ist hingegen die Integration mit Online-Services wie Google Docs und Dropbox - eine Eigenschaft, die viele Nutzer der auf die iCloud angewiesenen Apple-Nutzer schmerzlich vermissen.

Smarte Schreib-Apps

Anstelle größerer Office-Suites bevorzugen manche Anwender kleine, nutzwertige Spezialprogramme. In diese Kategorie gehören iA Writer (0,79 Euro) und Textkraft (3,99 Euro). Sie rücken den Schreibvorgang selbst in den Vordergrund, bieten gut lesbare Schriften und ersparen dem Schreiber technischen Firlefanz. iA Writer ergänzt Apples Standardtastatur um eine Befehlsleiste, die beispielsweise Cursor-Tasten bietet, mit denen man im Text hin- und herspringen kann, ohne auf Apples eher unhandliche Lupe zurückgreifen zu müssen. Dort finden sich auch eine Taste für das scharfe "ß" und eine Umlauttaste, die man zusammen mit der Vokaltaste drückt. Es gibt jedoch keine Formatierungsfunktion, Fußnotenverwaltung oder Einrückungen. Der wichtigste Vorzug von Textkraft ist die vorbildliche Rechtschreibhilfe, die nicht nur Fehler korrigiert, sondern auch ein Synonym-Wörterbuch hinterlegt. Texte werden hier - wie so oft bei Schreib-Apps - im .txt-Format ausgegeben (auch nach Dropbox) und später in Word am PC aufbereitet.

Nebulous
Nebulous

Ein Blick auf den in der werbefinanzierten Variante Lite kostenlosen Texteditor Nebulous lohnt sich ebenfalls, zumal hier die zusätzliche Tastenleiste konfigurierbar ist. Der Nutzer kann sich seine Arbeitsumgebung zum Teil selbst zusammenstellen. Hier können auch Makros auf die Tastatur gelegt werden, mehrere Dropbox-Accounts lassen sich einbinden, und - besonders interessant - die Textverarbeitung versteht HTML.

Pflicht für iPad-Nutzer ist in jedem Fall der GoodReader (3,99 Euro), ein unentbehrliches Multifunktions-Werkzeug, mit dem sich Dateien aller Art, vor allem aber PDFs, exzellent bearbeiten lassen. Mit einem integrierten Browser können Nutzer PDFs direkt aus dem Netz herunterladen und bearbeiten, oder sie kopieren schlicht den Link und haben die Datei anschließend direkt im Reader parat. Bookmarks und Notizen lassen sich in Texte einfügen, Passagen hervorheben, Linien, Pfeile und Kreise einfügen.

Notizen, Dokumente und Fotos einfach in verschiedenen Formaten zu sammeln, zu ordnen, zentral zu verwalten und zu teilen - das ist die Spezialität von Evernote, einer der am besten bewerteten und dazu kostenlosen Apps im App Store. Die vielen guten Einfälle der Entwickler machen einfach Spaß, zum Beispiel die Volltextsuche über alle eingestellten Objekte hinweg, die auch Handschriftenerkennung einschließt, oder die Möglichkeit, nach Textinhalten aus gescannten oder fotografierten Objekten zu suchen.

Und noch ein Tipp für Kreativschreiber: Wer ein einfaches Tool mit kurzer Einarbeitungszeit benötigt, um assoziativ Ideen zu sammeln, zu verwalten und später zu Texten zusammenzufügen, der liegt mit Index Card (3,99 Euro) richtig. An einer Pin-Wand im Korkstil hängen die Einträge als Notizen, so dass der nichtlineare Schreibvorgang auf einen Blick erfasst und später organisiert werden kann. Eine App, die exakt auf das iPad zugeschnitten wurde.

Handschriftenerkennung

Griffin Stylus
Griffin Stylus
Foto: Griffin

Viele iPad-Nutzer möchten ihr Gerät wie einen Notizblock nutzen und mit der Hand beziehungsweise einem Spezialstift schreiben. Dafür gibt es Apps wie WritePad German for iPad (7,99 Euro), eines der wenigen Programme, das den handschriftlich erfassten Text einigermaßen brauchbar in einen gedruckten überträgt. Anwender brauchen allerdings Geduld, da sich die Erkennungsqualität nur langsam steigert. Außerdem benötigen sie für jede Sprache eine App. Und ein Stylus ist natürlich unentbehrlich - zu empfehlen sind etwa der weit verbreitete "AluPen" von Just Mobile oder der etwas schlankere "Griffin Stylus".

Gute Bewertungen bekommt auch die Handschriften-App Noteshelf, die 17 beruflich oder privat zu nutzende Notizbuch-Templates bietet, zum Beispiel Tagesplaner, Aufgabenplaner, Musiknotizen, Einkaufslisten und manches mehr. Die einfache Navigation, die Möglichkeit. Fotos mit Kommentaren zu versehen, Exportfunktionen in Programme wie Dropbox und Evernote, Backup-Funktionen und anderes machen Noteshelf zu einem nützlichen Helfer.

Penultimate von Evernote
Penultimate von Evernote

Ähnlich populär ist das Schreib- und Malprogramm Penultimate von Evernote, das wegen seiner benutzerfreundlichen Gestaltung und der gelungenen Unterstützung des Retina-Displays - natürlich auch wegen der tiefen Integration mit der beliebten Evernote-App - mehr als ein Geheimtipp ist.

Wer viel mitschreiben oder protokollieren muss, sollte sich auch die Apps Audionote (in der Lite-Version gratis) und Soundnote (3,99 Euro) ansehen. Diese Apps kombinieren Notizblock und Aufnahmegerät. Beim Durchsehen der stichwortartigen Notizen kann man einzelne Begriffe antippen und so automatisch zu der mitgeschnittenen Stelle im Audio-File navigieren.

File-Sharing

SkyDrive
SkyDrive

Dienste wie Dropbox, Box.net, SkyDrive, SugarSync und Google Drive (Basisversionen kostenlos) liegen sämtlich für das iPad vor. Sie bieten in erster Linie zentralen Speicherplatz für die Ablage, den Austausch und die gemeinsame Bearbeitung von Fotos, Musik und anderen Dateien. Vorteil: Diese Angebote unterstützen jeweils eine breite Palette an Plattformen und ermöglichen dort die Datensynchronisation. Nachteil: Für den Business-Einsatz sind die Tools nur bedingt geeignet, da wichtige Sicherheits- und Compliance-Fragen unbeantwortet bleiben.

Microsofts SkyDrive bietet mit 25 GB den meisten kostenlosen Speicherplatz und lässt Nutzer zudem auf angeschlossene aktive PCs zugreifen, sofern diese im SkyDrive-Verzeichnis angemeldet sind. Mit dieser Fernsteuerungsfunktion und dem großzügigen Speicherangebot setzt Microsoft dem Marktführer Dropbox zu. Dynamisch entwickelt sich auch SugarSync, das als App auf jeder mobilen Plattform heruntergeladen werden kann und anders als Skydrive und Dropbox Passwort-geschützte Shared Folders mit Zugangsberechtigung unterstützt. Google Drive leidet indes noch unter Kinderkrankheiten und ist derzeit auf dem iPad nicht viel mehr als ein akzeptabler Dokumenten-Viewer.

Mindmapping

Wer Mindmaps auf dem iPad erstellen möchte, sollte sich iThoughts HD ansehen (7,99 Euro). Die App ist einfach in der Bedienung, bietet dabei aber viele Funktionen. Mindmaps lassen sich in nahezu alle populären Mindmap-Anwendungen wie MyThoughts, Freemind, MindManager und MindView im- und exportieren.

MindNode
MindNode

Eine schlankere, intuitiv zu bedienende Lösung mit ebenfalls reichlich Funktionen ist MindNode (4,99Euro). Ein Vorteil ist die Anbindung an Dropbox, wo MindMaps einfach abgelegt werden können. Das Importieren aus Dropbox und das Zusammenarbeiten im Netz ist hingegen etwas kompliziert. Für solche Aufgaben ist MindMeister (5,99 Euro) erste Wahl, da diese Software eine Aufgaben-Management-Funktion (Verwalten von Terminen, Prioritäten, potenziellem Aufwand etc. von Aufgaben) für kleinere Teams mitbringt. MindMeister liegt auch als Web-basierende Lösung vor, die mit der iPad-Welt integrierbar ist.

Präsentationen

Apples Keynote
Apples Keynote

Präsentationen auf dem iPad lassen sich recht gut mit Apples Keynote vorbereiten und auch halten. Nützlich sind die Zusatzinformationen, die Präsentatoren auf dem Tablet sehen, ohne dass die Zuhörer es mitbekommen - Inhalt der kommenden Folie etwa, Uhrzeit oder laufende Foliennummer. Ob Präsentationen auch auf dem iPad erstellt werden sollten, darüber gehen die Meinungen auseinander. Das Tablet liefert nicht den Komfort einer Arbeitsumgebung, wie sie vom Mac oder PC her bekannt ist.

Powerpoint-, Keynote- und OpenOffice-Präsentationen, die auf dem Notebook vorbereitet wurden, lassen sich ebenfalls recht gut mit iClickr PowerPoint Remote for iPad (kostenlos in der Lite-Version) über ein WLAN fernsteuern.

Cue Cards
Cue Cards

Vortragenden, die mit iPad oder iPhone arbeiten möchten und dafür einen Spickzettel brauchen, sei zudem Cue Cards (1,59 Euro) ans Herz gelegt. Es handelt sich um eine simple Anwendung, mit der das iPad die unbeliebten Karteikarten ersetzen kann. Die virtuellen Karten können beliebig gestaltet, arrangiert, gebündelt, kopiert und versandt werden.