Die neuen Regeln der Netzwerkökonomie

21.08.2006
Von Anja Dilk

PALUDAN: Einerseits lieben Unternehmen Freiberufler, weil sie diese nach Bedarf einsetzen und so die Kosten flexibel halten können. Andererseits ist das wichtigste Gut der Unternehmen heute das intellektuelle Kapital ihrer Mitarbeiter. Dieses Wissen wird während der Arbeit selbst erworben, durch die Bewältigung der Aufgaben, die man gemeinsam zu lösen hat. Das Know-how nimmt ein Freiberufler mit, wenn er ein Unternehmen verlässt. Das ist problematisch für die Firmen, schließlich sind sie im Wettbewerb auf ein stabiles Wachstum ihres intellektuellen Kapitals angewiesen.

CW: Wie können Freiberufler für Unternehmen attraktiv bleiben?

PALUDAN: Erstens muss ein Freiberufler eine Leistung anbieten, die auf dem Markt sehr gefragt ist, und zum Beispiel Probleme lösen können, die im Entwicklungsprozess auftreten. Zweitens muss er sich zu verkaufen wissen und zeigen können, was er zum Unternehmenserfolg beitragen könnte. Drittens sollte er gute Projekte in seinem Lebenslauf vorweisen können. Freiberuflern fehlt der regelmäßige Austausch mit den Kollegen, vor allem die informellen Diskussionen, um ihr Wissen weiterzuentwickeln. Wenn sie Teil eines Netzwerks sind, können sie zumindest ganz gut der Isolation entgehen. Allerdings ist ein Netzwerk nie so eng und effektiv wie die Zusammenarbeit mit Kollegen in der Festanstellung. Denn Letztere verfolgen ein gemeinsames Interesse: das Wohlergehen der Firma. Davon hängt ihr eigenes Wohlergehen ab. Ein Netzwerk dagegen besteht aus vielen Einzelinteressen, es hat daher selten dieselbe Bindungskraft wie ein gemeinsamer Arbeitgeber.

CW: Welche Qualifikationen brauchen die Menschen, um die Herausforderungen der Zukunft meistern zu können?

PALUDAN: Der Bedarf an Leuten, die mit anspruchvollen Tätigkeiten zurecht kommen, wird hierzulande zunehmen. Neben Wissen und formaler Qualifikation, also Ausbildung, wird Kompetenz wichtiger. Kompetenz meint die persönlichen Fähigkeiten der Menschen: Humor, Anpassungsfähigkeit, Kreativität, Zuverlässigkeit. Bist du flexibel, kannst du einen Abgabetermin einhalten, mit einem Team arbeiten, auch wenn die Mitglieder Allüren haben?