Gerhard Polt

Die Nerds kommen nach Bayern

09.03.2009
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Gerhard Polt, urbayerischer Kabarettist und Autor, beobachtet die technische und wirtschaftliche Entwicklung kritisch, stellt im CW-Interview aber ein Bühnenprogramm über Computer-Nerds in Aussicht.

CW: Man spricht deutsch - nur nicht in der IT. Warum?

Gerhard Polt steht seit mehr als 30 Jahren auf der Bühne. (Bildquelle: Dionys Asenkerschbaumer)
Gerhard Polt steht seit mehr als 30 Jahren auf der Bühne. (Bildquelle: Dionys Asenkerschbaumer)
Foto: Dionys Asenkerschbaumer

POLT: Die Sprache wandelt sich, Menschen haben sie schon immer kodifiziert. Dennoch sind Akronyme, wie sie auch in Kurzmitteilungen, SMS und Chat-Räumen verwendet werden, durchaus dazu angetan, eine ausdrucksstarke, veranschaulichende, reiche Sprache verarmen zu lassen. So hat beispielsweise die Kultur des Briefeschreibens enorm abgenommen. Es geht sogar so weit, dass bestimmte Leute schon Mühe haben, bestimmte Sachverhalte korrekt zu beschreiben. Sie gehen sprachlich sehr simplifiziert an Dinge heran - was aber nicht heißt, dass auf diesem Weg nicht auch wieder etwas Neues entstehen kann.

CW: Inwieweit setzen Sie zur Vorbereitung Ihres Bühnenprogramms Computer und Internet ein?

POLT: Gar nicht.

CW: Planen Sie, demnächst Parodien über Computer-Nerds in Ihr Programm aufzunehmen?

POLT: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das Thema sehr ergiebig sein kann. Ich habe einen Freund, der mir diese Welt näherbringen will. Die komische Seite dieses Daseins ist auf der Bühne durchaus darstellbar. Ich hätte nichts dagegen, mich dem einmal zuzuwenden. Man muss aber eine solche Sache nicht nur beobachten, sondern auch schon ein wenig kennen, um das Obskure, das Aberwitzige an den Gewohnheiten der Menschen parodieren zu können.

CW: Sie kommen in Ihrem aktuellen Programm auch auf den Überwachungsstaat zu sprechen. Wie stehen Sie persönlich dazu?

POLT: Man kann diese Entwicklung gar nicht kritisch genug sehen. Die Orwellschen Fantasien, wie eine Gesellschaft ihre Privatheit an den Staat überträgt, sind teilweise schon real - der Bürger ist kein Bürger mehr, sondern nur noch eine Nummer.

CW: Trifft Sie die Finanzkrise?

POLT: Mich persönlich trifft die Entwicklung nicht hart, weil ich kein armer Mensch bin. Ich kann mir weiter Dinge leisten, die ich möchte. Ich spare nicht. Ich fürchte aber, dass wie so oft die Letzten der Hund beißen wird.