Die mit der IBM tanzen

21.08.1992

IBM und Microsoft, IBM und Knowledgeware, IBM und Wang: drei Beziehungskisten, drei Beziehungskrisen - mit den gleichen Vorzeichen, aber mit jeweils völlig anderen Ergebnissen. Auf dem hartumkämpften DV-Markt sei es ein unschätzbarer Vorteil, IBM zum Partner zu haben, so die Verheißung. Dieser Glaube hat zumindest zwei unserer drei Probanden nichts geholfen. Für den dritten zahlte es sich aus, darauf nicht mehr allzuviel zu geben. Doch der Reihe nach: Mit der erfolgreichen PC-Software-Company Microsoft verbindet Big Blue nur noch die Scheinheiligkeit, mit der man sich gegenseitiger Hochachtung versichert. Daß der PC-Firmling Bill Gates dem guten Mainframe-Onkel John Akers noch etwas schuldig sei, werden nur OS/2-Weltverbesserer als Schäm-Dich-Hinweis verwenden. Immerhin sorgt die Rivalität der ungleichen Wettbewerber nach wie vor für Gesprächsstoff und fetzige Schlagzeilen.

Es gibt einen Satz von Bill Gates, mit dem alles gesagt ist: "We believed that working with IBM would make that thing a success no matter what. We've certainly come away from that view. IBM no longer sets standards alone." Gemeint war der Versuch, OS/2 als proprietären PC-Standard durchzudrücken. Woran er letztlich gescheitert ist, läßt sich nicht ausmachen. Bleibt die Schlüsselstelle: "no matter what, ganz gleich was" - als Self-fulfilling Prophecy wirkt diese Formel nicht mehr.

Für Gates genügte es, die DOS- und Windows-Installationen zusammenzuzählen, um IBMs OS/2Angaben als absurd zu erkennen. Das Softwarehaus Knowledgeware, AD/Cycle-Partner der IBM, besaß kein vergleichbares Kriterium. Was die "großen" Software-Entwürfe wie SAA und AD/Cycle betrifft, wurde den Bekundungen der IBM-Strategen noch immer geglaubt. Mit dem Aus für die Entwicklungsplattform Repository Manager/MVS als Mainframe-zentrierte -Meta-Datenbank hat Big Blue selbst klare Verhältnisse geschaffen, soweit man davon Oberhaupt sprechen kann.

Daß Knowledgeware jetzt womöglich in Schwierigkeiten kommt, wird indes nur die IBM-Gefolgsleute in der Mainframe-Softwarebranche beeindrucken. Für Wang und die Wang-Kunden steht, weit mehr auf dem Spiel: Wang versus IBM, das war keine Konkurrenz im üblichen Sinne, hier trafen DV-Welten aufeinander. So wirkten die PR-Sprüche anläßlich der IBM-Wang-Allianz im Juni 1991 denn auch "wie blanker Hohn", wie die CW schrieb. Wenn Big Blue jetzt den Geldhahn zudreht (Seite 1), dann ist noch nicht abzusehen, ob dies Wang endgültig in den Abgrund zieht. Und wie äußert sich die IBM? "Wang has been a worthy competitor and valued customer over the years and we look forward to the continuition of both these relationships." Was Bill Gates wohl dazu sagen würde?