Die Minutenstehler

16.08.2007
Als einer der Kandidaten für die Demo Germany 2007 stellt der Mobile-VoIP-Pionier Fring Mitte Oktober seine Software vor.

Fring ist eine kostenlose Mobilfunkanwendung, die es Smartphone-Besitzern erlaubt, umsonst via WLAN, oder über eine UMTS- oder Edge-Verbindung mit anderen Fring-Nutzern sowie mit ihren Kontakten aus normalerweise PC-gebundenen VoIP- und Instant-Messaging-Programmen wie Skype, AIM oder Google Talk zu telefonieren oder (auch via GPRS) zu chatten. Eine integrierte Presence-Funktion zeigt an, welche Nutzer erreichbar sind. SIP-Accounts werden ebenfalls unterstützt, genauso der mobile Blogger-Dienst Twitter.

DEMO Germany

Am 16. Oktober 2007 kommt die Demo-Konferenz erstmals nach Deutschland. Auf der eintägigen Konferenz der computerwoche in München werden analog zum erfolgreichen gleichnamigen Event in den USA junge IT-Firmen innovative Produkte und Lösungen in Kurzpräsentationen vorstellen. Auf der Demo USA haben beispielsweise die Firmengründer von Palm und Skype ihre ersten Finanzierungsrunden gesichert. Die Entrepreneure haben in München genau sechs Minuten auf der Demo-Bühne, um den anwesenden Investoren und der Öffentlichkeit Produkt-, Business- und Vermarktungsstrategie schmackhaft zu machen. Besucher der Demo Germany sind Risiko-Kapitalgeber, Journalisten sowie potenzielle Kooperations- und Geschäftspartner.

Weitere Info unter www.idgevents.de/demogermany/

Branchenkenner unter sich

Die zugrundeliegende Technologie wurde von dem Hightech- und TK-Experten Alex Nerst und dem Industrieveteranen Boaz Zilberman entwickelt. Ursprünglich hatten die Gründer an ein kostensparendes Produkt für Mobilfunk-Carrier gedacht, jedoch änderten sie bald ihren Plan und entschieden, den Endkunden direkt von den Vorteilen mobiler VoIP-Technologie profitieren zu lassen. An diesem Punkt kam Avi Shechter, Startup-Consultant und Partner beim israelischen Risikokapitalgeber Veritas Venture Capital, ins Spiel. Shechter, der nach der Übernahme von ICQ durch AOL für mehrere Jahre als Co-Manager die Geschicke des israelischen Instant-Messaging-Pioniers geleitet hatte, erkannte schnell das enorme Marktpotenzial von Fring (damals noch Onevoice). Er entschloss sich kurzerhand, in das Unternehmen einzusteigen, um als Mitbegründer und CEO die Internet- und Endanwenderaspekte des Produkts zu schärfen. Mit Veritas, Pitango und einem privaten Investor sowie in einer kürzlich abgeschlossenen zweiten Finanzierungsrunde über zwölf Millionen Dollar - North Bridge Venture Partners und VenFin Limited fand das Startup aus Tel Aviv die nötige finanzielle Unterstützung.

Nach zwei Jahren Entwicklungszeit wurde die Betaversion von Fring im Januar dieses Jahres offiziell gelauncht. In der ersten Version eignete sich die Software ausschließlich für (Nokia-)Smartphones mit Symbian-S60-Plattform. Spätere Versionen unterstützen auch Windows-Mobile-Geräte und die Sony-Ericsson-Smartphones P990i und P1i, so dass Fring mittlerweile auf mehr als 350 Geräten verwendet werden kann. Gleichzeitig ergänzt das Startup die Software kontinuierlich um neue Kommunikationsdienste.

Geschäftsmodell noch unbekannt

Da der Dienst kostenlos ist (und in der aktuellen Version auch bleiben wird), darf man gespannt sein, wie Fring später sein Geld verdienen wird. Bislang hat das Startup kaum Angaben zu seinem geplanten Geschäftsmodell gemacht. Das Unternehmen erklärte lediglich, dass es bei einer größeren Nutzerbasis nach Wegen suchen werde, Umsatz zu generieren. Derzeit liefen erste Gespräche mit potenziellen Partnern, in denen es um die Entwicklung von Zusatzfunktionen für den Service gehe. Feststehen dürfte, dass sich die Carrier warm anziehen müssen, wenn sich das von Fring eingeführte Konzept durchsetzt. Schon jetzt haben Mobilfunk-Provider Angst, dass ihnen wertvolle Sprachminuten der Kundschaft verloren gehen, und untersagen die Nutzung von Datenverbindungen für VoIP und Instant Messaging. Zum Teil werden die neuen Dienste sogar blockiert. (mb)