CW-Ranking

Die meistgenannten IT-Vorstände im August 2008

15.09.2008
Gemeinsam mit Dow Jones präsentiert COMPUTERWOCHE.de Rankings der in der Presse meistgenannten IT-Unternehmen und der meistgenannten IT-Manager. Die Rangreihen werden monatlich aktualisiert. Sie basieren auf der Auswertung von rund 150 Tageszeitungen, Magazinen und Nachrichtenagenturen aus Deutschland. Nachfolgend präsentieren wir Ihnen den Index zu den meistgenannten IT-Vorständen im August 2008.

René Obermann zwischen Sündenbock und volksnaher Manager

Telekom-Chef René Obermann führte im August die Oberliga der meistgenannten Manager an. Die Gründe waren vielfältig, aber für den Vorstandschef eher unerfreulich. Denn wie so oft seit seinem Amtsantritt musste er für unpopuläre Maßnahmen den Kopf hinhalten. Vor allem die geplante Schließung von 53 Call Center-Standorten führte zu Protesten der Gewerkschaften. So will die Deutsche Telekomihre zahlreichen, übers Land verteilten Call Center aus Effizienzgründen an 24 Standorten zusammenführen. Für rund 8.000 Mitarbeiter bedeutet das entweder Umzug oder Jobverlust. René Obermann ist da der willkommene Sündenbock. „Die Welt“ sieht die Konsolidierungspläne skeptisch, denn zwar habe sich „der Service des Ex-Monopolisten messbar verbessert“, doch könne „der Umbau der Callcenter diese Anstrengungen wieder zunichte machen, wenn er nicht mit viel Vorsicht geschieht.“
Auch die Bespitzelungsaffäre gegen Journalisten aus Zeiten von Obermanns Vorgänger Kai-Uwe Ricke musste Obermann im August weiter ausbaden. Im Namen des Unternehmens entschuldigte er sich beim Vorsitzenden des Konzernbetriebsrats und Aufsichtsrat Wilhelm Wegner für die „missbräuchliche Nutzung von Verbindungsdaten“, so die Süddeutsche Zeitung in einer Meldung. Zuvor hatte die mit der Untersuchung beauftragte Anwaltskanzlei Oppenhoff & Partner einen Zwischenbericht vorgelegt, der der Deutschen Telekom gerade mal die Erfüllung „durchschnittlicher Anforderungen“ im Sicherheitsbereich bis 2006 bescheinigte.
Im August startete die Deutsche Telekom als Gegenmaßnahme zur Negativberichterstattung eine Image-Kampagne, die den Kunden erklären soll, wie hart man an der „neuen Telekom“ arbeitet. Dreh- und Angelpunkt ist die als Blog umgesetzte Website www.die-neue-telekom.de auf der René Obermann mit Videobotschaften zu erklären versucht, woran der Konzern gerade arbeitet. Die Rheinische Post findet die „Marketingidee zumindest ungewöhnlich“, lässt aber durchblicken, dass der Vorstandsboss nicht ganz so locker rüberkommt, wie es vielleicht beabsichtigt war. Halbsätze wie „bemüht sich Obermann“, „doziert Obermann“ und „lehrt der Manager“ ziehen sich durch den Beitrag der RP-Reporterin.

Eckhard Spoerr rettet sich über die Runden

Die Top-10 der meistgenannten IT-Vorstände im August 2008.
Die Top-10 der meistgenannten IT-Vorstände im August 2008.

Auch der Freenet-Vorstandschef Eckhard Spoerr kam im August in der Medienwahrnehmung nicht gut weg. Rund um die Hauptversammlung am 8. August in Hamburg hagelte es Kritik am Führungsstil des Unternehmenslenkers und seiner Fähigkeit, Freenet wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Ein kurz zuvor bekanntgewordener Gewinneinbruch war ein willkommenes Argument für Spoerrs Intimfeind, United Internet-Chef Ralph Dommermuth, auf der Hauptversammlung die Ablösung Spoerrs zu betreiben. Ein Unterfangen, das er knapp verfehlte, weil sich Freenet-Großaktionär Permira hinter den CEO stellte. Dass Dommermuth und Spoerr sich öffentlich so aggressiv beharken ist für die Wirtschaftspresse ein gefundenes Fressen, weil es schöne Schlagzeilen wie „Im Spoerr-Feuer“ (Financial Times Deutschland) oder „Siegen oder fliegen“ (Focus) liefert. Dem Image beider Manager dürfte es nicht gut tun.
Kaum war die Zerschlagung von Freenet abgewendet, musste sich Eckhard Spoerr neuem Ungemach stellen. Seit einigen Jahren schwelt ein Verfahrens gegen ihn und CFO Axel Krieger wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Das Hamburger Landgericht ließ die Anklage der Staatsanwaltschaft jetzt zur Hauptversammlung zu.
Das sind schlechte Voraussetzungen für eine schillernde Manager-Figur, zumal nach Einschätzung des „Platow Briefes“ „seine Hauptverbündeten (…), die Finanzinvestoren Permira und Hermes dem Freenet-Vorsteher kaum dauerhaft die Treue halten werden.“