Content-Management-Systeme

Die meisten Lösungen sind noch nicht ausgereift

26.01.2001

Eine professionelle Verwaltung digitaler Web-Inhalte wird angesichts des wachsenden Umfangs der Sites immer wichtiger. Bei einer Umfrage von Forrester gaben 79 Prozent der US-Unternehmen an, dass sie auch in Zukunft mit einem starken Wachstum ihres Internet-Angebots rechnen. Ein Drittel der Befragten geht sogar davon aus, dass sich der Content im Laufe dieses Jahres mindestens verdoppeln wird.

Angesichts dieser Entwicklung entscheiden sich immer mehr Unternehmen für professionelle CM-Lösungen. Von den 53 befragten US-Firmen setzen zwar 30 noch auf Systeme Marke Eigenbau. Aber immerhin 43 Prozent von ihnen wollen sich eigenen Angaben zufolge über kurz oder lang ein kommerzielles System zulegen, weil der steigende Site-Umfang mit den einst programmierten Funktionen nicht mehr zu bewältigen sei. "Ohne CMS müssten wir Hunderte von Leuten einstellen, die sich mit der Verwaltung der Inhalte beschäftigen", meint etwa eine Versicherungsgesellschaft.

Allerdings sind viele Produkte noch nicht ausgereift. Die Experten von Forrester haben zwölf CM-Systeme, die in den USA im Handel sind, unter die Lupe genommen. Fazit: Keine der Lösungen erreichte die Höchstwertung von fünf Punkten, die sich aus der Beurteilung von Integration, Leistung, Zuverlässigkeit, Sicherheit und Funktionen zusammensetzt (siehe Tabelle). Die meisten Produkte glänzten in einer oder zwei Kategorien - alle Kriterien erfüllte jedoch kein Anbieter. Noch am besten mit vollen drei Punkten schnitt der "Content Server 3.1" von Open Market ab, gefolgt von "Documentum 4i" in derVersion 4.2 und der "V/5 Suite 5.5" von Vignette ( jeweils 2,9 Punkte).

Erschwert wird die Auswahl des geeigneten CMS durch die unterschiedliche Auslegung des Begriffs Content-Management. Während Firmen wie Documentum und Filenet, die aus dem klassischen Dokumenten-Management kommen, vor allem Workflow und Library-Funktionen hervorheben, konzentrieren sich Vignette und Broadvision eher auf ausgabeorientierte Features wie Personalisierung. Und schließlich vermissen die Analysten eine klare strategische Ausrichtung der CM-Anbieter. So sei es sinnvoller, ein konkretes Ziel zu verfolgen als auf alle Züge - etwa Portale oder Wireless-Anwendungen - gleichzeitig aufzuspringen.

Laut Forrester ist es ein Irrtum zu glauben, mit der Anschaffung eines CMS seien alle Probleme gelöst - eine Haltung, die sich vor allem auf die mangelnde Erfahrung im Umgang mit solchen Anwendungen zurückführen lässt: 70 Prozent der befragten Firmen setzen seit dem vergangenen Jahr, 43 Prozent sogar erst seit vier Monaten ein CMS ein. Zudem unterschätzten die Site-Betreiber den Umfang und die Komplexität der Inhalte: Neben Text und Grafik müssen zunehmend Multimedia-Elemente aus zahlreichen Quellen in die Sites eingebunden und für die Ausgabe auf unterschiedlichen Geräten in den einzelnen Ländern aufbereitet werden.

Um den steigenden Ansprüchen auch in Zukunft gerecht zu werden, raten die Experten zu Lösungen mit guten und vielfältigen Content-Verwaltungsfunktionen, die zudem über eine offene, ausbaufähige Architektur - etwa auf Java-Basis - verfügen. Wichtig sei auch, den Endanwender nicht aus den Augen zu verlieren. So nütze die beste Suchmaschine oder Personalisierungsfunktion nichts, wenn die Inhalte nicht entsprechend strukturiert seien.