Umfrage bestaetigt Zurueckhaltung der IBM-Grossanwender

Die meisten IMS-Kunden sehen in einer DB2-Migration keinen Sinn

14.05.1993

Fuer 58 Prozent der Anwender von IMS-Grossrechner-Datenbanken kommt ein Wechsel auf das relationale Pendant DB2 ueberhaupt nicht in Frage. Dieses Untersuchungsergebnis veroeffentlichte die Dr. Seidel Informations-Systeme GmbH in Muenchen, die im letzten Jahr 46 deutsche Grossunternehmen befragt hatte. Danach planen nur 22 Prozent kurz- oder laengerfristig die Umstellung. Lediglich drei Unternehmen hatten den Umstieg zum Zeitpunkt der Befragung bereits hinter sich gebracht.

Die Umfrage beruht zur Haelfte auf Erhebungen im Banken- und Versicherungsgewerbe, weitere 23 Prozent der Unternehmen stammen aus dem Dienstleistungssektor und 18 Prozent aus dem industriellen Bereich. Der Umsatz uebersteigt bei mehr als drei Viertel der Konzerne die 100-Millionen-Mark-Grenze.

Wie konservativ sich IBM-Anwender in puncto Datenbanktechnologie verhalten, zeigen die Antworten auf die Frage, wie lange IMS bereits eingesetzt werde. Demnach hat mehr als ein Viertel der Unternehmen (26 Prozent) IMS in den Jahren 1972 bis 1975 installiert, bei weiteren 35 Prozent erfolgte die Einfuehrung zwischen 1976 und 1980. Rund 20 Prozent entschieden sich von 1981 bis 1985 fuer die hierarchische Datenbank. Nicht ein einziges Unternehmen hatte das Datenbanksystem erst vor kurzer Zeit installiert.

Erweiterungen sind fuer viele kein Thema

Ein Ausbau der vorhandenen IMS-Anwendungslandschaft ist bis Anfang dieses Jahres bei rund einem Drittel der Kunden erfolgt. Rund 22 Prozent bekannten, auch in diesem und im naechsten Jahr Programmerweiterungen vornehmen zu wollen. Erstaunlich viele RZ- und DV-Leiter (37 Prozent) lehnten es ab, ueber entsprechende Plaene Auskunft zu geben.Die Programmierung im Umfeld der hierarchischen Datenbank IMS ist offenkundig sehr personalintensiv: Fast die Haelfte der Unternehmen (47 Prozent) gab an, mehr als 25 Mitarbeiter mit der Entwicklung von IMS-Anwendungen zu betrauen.

Ein weiteres Viertel beschaeftigt elf bis 25 Mitarbeiter mit dieser Aufgabe, und nur 17 Prozent kommen mit weniger als elf IMS-Programmierern aus.

Knapp drei Viertel der Grossanwender geben an, eine Reihe von Tuning-Massnahmen durchzufuehren. Dazu zaehlen unter anderem die Analyse von VSAM-Parametern, Auswertung von Analyse-Tool- Ergebnissen, Datenbankreorganisation, DL/1-Datenbankueberwachung, Omegamon-Messungen, Komprimierung, Reorganisation der Indices, Optimierung der Call-Folgen, Preload, Leitungsoptimierung etc. Massnahmen dieser Art halten 76 Prozent der Befragten fuer besonders wichtig oder wichtig.

Die Marktbeobachter haben auch nach den Schwierigkeiten gefragt, die nach Ansicht der IBM-Grosskunden mit einer IMS-DB2-Migration verbunden sind. Moniert wurde, dass die gewachsenen IMS-Strukturen nicht sinnvoll in ein Relationenmodell ueberfuehrt werden koennten. Weitere Kritikpunkte waren unter anderem Kosten fuer Hardware, DB2- Tools, Lizenzen etc.

Die Dr. Seidel GmbH verschaffte sich auch einen Ueberblick ueber das Ansehen von DB2. Die Frage steht nicht zuletzt angesichts des von Branchenkennern erwarteten langfristigen Siegeszuges objektorientierter Datenbanksysteme im Raum. Immerhin 54 Prozent der Anwender halten neuesten Trends zum Trotz DB2 fuer ein hoechst aktuelles Datenbanksystem, weitere 30 Prozent sehen darin zumindest ein aktuelles Produkt.

Trotzdem wird der Markt fuer relationale Datenbanken, die sich fuer den Einsatz auf Unix-Servern eignen, auch von den IBM-Anwendern sehr genau beobachtet.