Groupware versus Intranet/Kommentar

Die Lösung liegt in der Mitte

16.05.1997

Das Marketing-Bombardement, mit dem die Hersteller seit Mitte 1996 die Anwender in Sachen Intranet überzogen, blieb nicht ohne Wirkung. Dem Lockruf der Anbieter, Unternehmensnetze beziehungsweise darauf laufende Applikationen mit Hilfe der Web-Technologie kostengünstig und offen zu realisieren, folgten zahlreiche Unternehmen, nach dem Motto: Wozu Groupware, wenn es mit Intranets billiger geht?

Wie so oft wurde die Diskussion plakativ und in Schwarz-weiß-Klischees geführt. Groupware-Lösungen waren out, und wer sich nicht öffentlich zum Intranet bekannte, ob Hersteller oder IT-Manager, der war nicht in.

Unterdessen ist die Intranet-Euphorie einer nüchterneren Betrachtungsweise gewichen. Eine Polarisierung "Groupware versus Intranet", wie sie vor wenigen Monaten noch an der Tagesordnung war, findet kaum mehr statt. Das hat zwei Gründe: Erstens haben die Hersteller von Groupware-Lösungen wie Lotus, Microsoft, Novell etc. aus der Not eine Tugend gemacht und arbeiten fieberhaft daran, ihre Plattformen auf die Internet-Technologie abzustimmen. Zweitens halten reine Intranet-Applikationen noch nicht, was sich Unternehmen davon versprechen. Von Produktreife kann nur in seltenen Fällen die Rede sein, zum Beispiel im Publishing-Bereich, während E-Mail- und Datenbankanwendungen noch Entwicklungsbedarf haben und bei Legacy-Lösungen noch überhaupt kein Land in Sicht ist.

Vieles spricht in puncto Anwendungen (Workflow) heute eher für die proprietären Groupware-Systeme. Die fehlende Sicherheit ist ein wesentlicher Hemmschuh für den umfassenden Einsatz von Intranets, an deren Verwaltungsaufwand sich zudem die Geister scheiden. Dennoch gehört dieser Technologie die Zukunft, und wie so oft liegt die Lösung in der goldenen Mitte, nämlich einem Mix aus den Vorzügen der klassischen Groupware mit denen der Web-Technologie.