Stolperfalle Lizenz-Management

Die Lizenz zum Ärgern

03.05.2013
Von Torsten Groll

Die Kontrolle

Die Kontrolle des Umfelds ist die zweite wichtige Voraussetzung, um über die bestehenden Prozesse und Verfahren die notwendigen Informationen auf einem aktuellen Stand halten zu können. Eine zentrale Rolle nimmt dabei der Software-Lifecycle-Prozess ein. Dieser setzt sich aus sechs Hauptprozessen zusammen.

Die Beschaffungsprozesse sind:

• der Anforderungsprozess;

• der Bestellungsprozess;

• der Lieferungsprozess.

Die technischen Prozesse bestehen aus:

• dem Installationsprozess;

• dem Prozess zur Verwendung (Betrieb);

• dem Entsorgungsprozess.

Diese Prozesse mit ihren verschiedenen Teilprozessen sind nun auf den Prüfstand zu stellen. Dabei sollte man hier bereits auf eine klare Abgrenzung zwischen den Prozessen, die das Lizenz-Management betreffen, und den Prozessen für beispielsweise den technischen Betrieb wie etwa die Softwareverteilung achten. Das erleichtert es später, neue Rollen und Verantwortlichkeiten zuzuordnen und zu verteilen, die bei der Einbindung in die Geschäftsprozesse erforderlich werden. Des Weiteren sind die Schnittstellen vom und zum Lizenz-Management zu betrachten und zu prüfen.

Der SPOC

Bei der Bewertung Ihrer Prozesse sollten die Unternehmen zudem die folgenden Faktoren beachten:

• Bis zu welcher "Tiefe" muss analysiert werden (Historienbetrachtung)?

• Welches sind die wichtigsten Prozesse?

• Welche Geschäftsprozesse sind bei der Bewertung der notwendigen organisatorischen und technischen Schnittstellen noch zu betrachten?

• Wer ist noch Teil der Prozesskette für den Software-Lifecycle-Prozess und im Besonderen für das Lizenz-Management?

Sind die Prozesse und Verfahren optimiert, lassen sich die Abläufe unternehmensweit einbinden. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist an dieser Stelle der Aufbau eines Single Point of Contact (SPOC).

Tipp: Eine erst einmal pragmatische und schnelle Variante ist neben einer Sammelrufnummer auch die Einrichtung eines Gruppenpostfachs. Legen Sie noch fest, dass zukünftig sämtliche Anfragen zu Software und Lizenzen nur noch an dieses Postfach zu richten sind. Damit haben Sie Ihrem Lizenz-Management-Team bereits eine wichtige Brücke gebaut.

Im operativen Lizenz-Management sind aber nicht nur rein fachliche Aspekte zu bewerkstelligen, sondern der dafür Verantwortliche ist auch auf der rationalen, politischen und emotionalen Ebene gefordert.

• Rational: das Geschäft verstehen.

• Politisch: das Management einbeziehen.

• Emotional: die Mitarbeiter einbinden.

Für diese Rolle prädestiniert ist jemand, der sich nicht nur im Thema Software auskennt, sondern auch schon längere Zeit im Unternehmen ist und damit ein entsprechendes Standing besitzt. Das macht es viel einfacher, die neuen Aufgaben und Rollen eines Lizenz-Managements einzuführen und umzusetzen.

Die Integration

Mit der vollständigen Integration eines aktiven Lizenz-Managements wird den bereits eingeführten neuen und optimierten Prozessen ein Werkzeug zur Seite gestellt, um die damit verbundenen Aufgaben dauerhaft zu bewältigen und verlässliche Zahlen liefern zu können. Um dafür das richtige Werkzeug zu finden, sind - auch bei einer Eigenentwicklung - die dafür notwendigen Anforderungen in einem Lastenheft zu beschreiben und über eine Evaluierung zu prüfen. Die Auswahl kann dabei erst einmal auf die im Unternehmen eingesetzten Systeme beschränkt werden oder aber gleich in eine Ausschreibung münden.

Das Verfahren sollte man dabei immer mit den gleichen Parametern betreiben, um eine größtmögliche Transparenz bei der Bewertung zu erhalten. Eine solche Maßnahme erfordert durchaus zwischen 60 und 90 Tagen. In diesem Zeitraum lassen sich bis zu drei Hersteller bewerten und prüfen.

Tipp: Achten Sie im Rahmen der Implementierung darauf, die beteiligten Mitarbeiter frühzeitig und umfassend einzubinden und auch zu schulen. Es passiert immer wieder, dass gerade an Schulungsmaßnahmen gespart wird und sich dann früher oder später Frustration ausbreitet. Die Folge: Das teuer und aufwendig eingeführte Werkzeug wird kaum noch benutzt.

In aller Regel lassen sich bereits nach kurzer Zeit signifikante Verbesserungen durch das Lizenz-Management feststellen. Wenn bereits für den einen oder anderen Hersteller alle erforderlichen Daten im System vorliegen und plausibel sind, können die Anwender auch einem zukünftigen Audit ihres Softwarelieferanten ganz beruhigt entgegensehen.

Fazit:

Das Lizenz-Management ist für Unternehmen heute ein nicht mehr wegzudenkendes Steuerungsinstrument, um das Wirtschaftsgut Software gemäß den Nutzungsbedingungen der Hersteller einzusetzen. Weiter bilden die Schnittstellen des Lizenz-Managements zu den Fachbereichen und Einheiten wie zum Beispiel Einkauf oder Recht beziehungsweise zu den Geschäftsprozessen einen wichtigen Faktor, damit das Lizenz-Management Informationen liefern kann, die für den wirtschaftlichen Einsatz von Software erforderlich sind. (mhr)

Literatur

Foto: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

Torsten Groll: "1x1 des Lizenzmanagements, Praxisleitfaden für Lizenzmanager", Hanser Verlag, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2011, 389 Seiten, 59,90 Euro. Auf den Web-Seiten zum Buch unter "www.1mal1Lima.de" finden sich weitere nützliche Extras sowie die aktuellen Termine und Inhalte zu Seminaren und Workshops.