Open Source

Die Linux-Woche im Rückblick

03.10.2011
Von 
Jürgen Donauer war als Systemadministrator zunächst für Informix und später IBM tätig. Dann verschlug es ihn in das Rechenzentrum von Media-Saturn. Dort kümmerte er sich mitunter um die Webserver, Datenbankanbindungen und den Online-Shop. Anschließend war er als Redakteur im Bereich Linux für TecChannel tätig.
Unter anderem gab es diese Woche eine neue große Version der Firewall-Distribution IPCop, die OpenVPN mit sich bringt. MeeGo wird offenbar nicht weiterentwickelt.

Die COMPUTERWOCHE zeigt die wichtigsten Neuerungen in KW 39 in Sachen Linux. Es gibt neues in Sachen Desktop, kostenloser Tools und eine Linux-Distribution vom US-Verteidigungs-Ministerium, die dem Schutz der Privatsphäre dienen soll.

IPCop 2.0.0 "The bad packets stop here"

IP-Polizei: Die Firewall-Distribution IPCop 2.0.0 bietet Schutz für das Netzwerk und bringt eine übersichtliche Administrations-Oberfläche mit sich.
IP-Polizei: Die Firewall-Distribution IPCop 2.0.0 bietet Schutz für das Netzwerk und bringt eine übersichtliche Administrations-Oberfläche mit sich.

Die Firewall-Distribution IPCop hat ein großes Update bekommen und ist ab sofort als Version 2.0.0 verfügbar. Die Entwickler richten sich mit dieser Linux-Distribution an Heim- und SOHO-Anwender.

Die Entwickler machen darauf aufmerksam, dass sich IPCop 2.0.0 zu früheren Versionen unterscheidet. Die Webadministrations-Oberfläche benutzt nun zum Beispiel Port 8443 statt 445. SSH ist via Port 8022 und nicht mehr 222 zu erreichen.

Virtual Privat Network: OpenVPN hat nun endlich Einzug in IPCop gefunden.
Virtual Privat Network: OpenVPN hat nun endlich Einzug in IPCop gefunden.

Ebenso ist der Zugriff auf IPCop und zum Internet aus den internen Netzwerken (Green, Blue, Orange) anders. Administratoren sollten sich ein bisschen Zeit nehmen und die Firewall-Einstellungen studieren. IPCop 2.0.0 bringt darüber hinaus OpenVPN für verschlüsselte Verbindungen mit sich. Auf diese Funktion haben sicher nicht wenige gewartet. Ebenso lässt sich die Geschwindigkeit mittels Traffic Shaping einschränken. Dazu verwendet IPCop Wondershaper.

Hilfestellung gibt es auch im Installations- und Administrations-Handbuch. Diese stehen auch in deutscher Sprache zur Verfügung.

Wer bereits die Testversion 1.9.20 im Einsatz hatte, kann einfach aktualisieren. Sicherungen von der 1.4.x-Serie lassen sich nicht verwenden. Das gilt auch für Erweiterungen, die für 1.4.x geschrieben wurden.

Die offizielle Ankündigung finden Sie bei sourceforge.net. Im Download-Bereich des Projekts gibt es ein ISO-Abbild. IPCop ist kostenlos.

Projekt Tizen soll MeeGo ablösen

Die Gerüchte, dass Intel MeeGo nicht mehr weiterentwickeln möchte, scheinen sich zu bewahrheiten. Allerdings ist es nicht ganz aus. Das Projekt Tizen wird MeeGo ersetzen.

MeeGo war formal unter der Leitung der Linux Foundation, wurde aber von Intel und Nokia gegründet. Nachdem Nokia ausgestiegen ist, suchte Intel einen neuen Partner und hat auch einen kompletten Ausstieg in Erwägung gezogen.

Schlicht aber schnell: Tiny Core Linux startet unglaublich schnell, ist klein und bringt eine grafische Oberfläche mit sich.
Schlicht aber schnell: Tiny Core Linux startet unglaublich schnell, ist klein und bringt eine grafische Oberfläche mit sich.

Nun hat die LiMo Foundation das Projekt Tizen angekündigt und somit das aus von MeeGo besiegelt. Hinsichtlich der Ziele unterscheiden sich die beiden Projekte derzeit wenig. Auch Tizen steht unter der Leitung der Linux Foundation. Allerdings wird es in Sachen grafischer Oberfläche und die Portabilität Unterschiede geben. Meego setzte auf Toolkits wie Qt und GTK+. Tizen hingegen will eine auf HTML5-basierende Oberfläche setzen.

Ziel des Betriebssystems sind nicht nur Smartphones, sondern auch Tablet, Netbooks, TV-Geräte und Fahrzeug-Infotainment-Geräte. Somit sind wohl die anvisierten Architekturen ARM und Atom. Die erste Ausgabe von Tizen und eine entsprechende SDK wird im ersten Quartal 2012 erwartet.

Tizen konnte bereits einige namhafte Firmen als Mitglieder gewinnen. Laut digitimes.com haben Panasonic Mobile Communications, NTT DoCoMO und SK Telecom Unterstützung angeboten. Ebenso mit an Bord sind nun Acer und Asustek. HTC überlegt angeblich derzeit noch.

Unter zwöf MByte: Tiny Core Linux 4.0

Ordentliche Auswahl: Mittels App Browser lassen sich Pakete recht einfach nachinstallieren und das winzige Betriebssystem arbeitstauglich machen.
Ordentliche Auswahl: Mittels App Browser lassen sich Pakete recht einfach nachinstallieren und das winzige Betriebssystem arbeitstauglich machen.

Der frühere Entwickler von Damn Small Linux Robert Shingledecker produziert nun die wohl kleinste Linux-Distribution mit grafischer Oberfläche. Tiny Core Linux ist nicht einmal zwölf MByte groß (11,8 MByte). Version 4.0 bringt Linux-Kernel 3.0 mit sich, Busybox, Tiny X und Fltk.

Über das Paket-Management lassen sich diverse Bekannte aus der Open-Source-Welt installieren. Darunter befinden sich zum Beispiel Chromium und Abiword. Das Betriebssystem gibt es auch als Geschmacksrichtung Multi Core (45 MByte). Diese Version enthält dann Tiny Core, Micro Core, Netzwerk-Tools und einen Installer. ISO-Abbilder gibt es bei ibiblio.org.

Vom US-Verteidigungs-Ministerium: Lightweight Portable Security 1.2.4 / 1.2.5

Lieghtweight Portable Security: Eine vom US-Vertaidigungs-Ministerium unterstützte Linux-Distribution, die zum Schutz der Privatsphäre entwickelt wird.
Lieghtweight Portable Security: Eine vom US-Vertaidigungs-Ministerium unterstützte Linux-Distribution, die zum Schutz der Privatsphäre entwickelt wird.

Lightweight Portable Security (LPS) wird mit dem Ziel entwickelt, die Privatsphäre so gut wie möglich zu schützen. Die Entwickler haben Treiber aktualisiert und extra Treiber für mobiles Breitband implementiert. Flash und Firefox haben Aktualisierungen auf 10.3.183.7 beziehungsweise 3.6.22 erhalten. OpenSSH ist als Ausgabe 5.9p1 vorhanden. Nur vier Tage nach Version 1.2.4 wurde 1.2.5 ausgegeben. Die einzige Änderung ist ein Flash-Update auf 10.3.183.10.

LPS 1.2.5 gibt es als normale und Deluxe-Ausgabe. Die beiden unterscheiden sich nur dahingehend, dass bei letzterer OpenOffice.org und Adobe Reader mit an Bord sind. ISO-Abbilder finden Sie unter spi.dod.mil.

Ein Privatsphäre-schützendes System im Zusammenhang mit dem US-Verteidigungsministerium hat aber irgendwie einen faden Beigeschmack. Wer Anonymität möchte, kann sich auch TAILS (The Amnesic Incognito Live System) ansehen. Dieses Betriebssystem ist zwar etwas größer, verfolgt aber dieselben Ziele und bringt eine wesentlich bessere Software-Auswahl mit sich. TAILS gibt es seit knapp über einer Woche ebenfalls in einer neuen Version.

Clonezilla Live 1.2.10-14

Die neueste Ausgabe der kostenlosen Klon-Distribution bringt Kernel 3.0 mit sich. Ebenso aktualisiert wurden Partclone auf 0.2.29 und gDisk auf Version 0.8.0. Ebenfalls haben die Entwickler der Distribution eine deutsche Sprachdatei spendiert. Sie finden weitere Informationen bei sourceforge.net. ISO-Abbilder für die Architekturen i486 und amd64 gibt es im Download-Bereich der Projektseite.

Kernel.org immer noch down

Wartungs-Modus: kernel.org ist nun schon ungefähr einen Monat lang offline.
Wartungs-Modus: kernel.org ist nun schon ungefähr einen Monat lang offline.

Nach dem Einbruch dauern die Wiederaufbauarbeiten von kernel.org schon eine ganze Weile. Wie lange es noch dauert, weiß keiner so genau. Allerdings haben sich die Betreiber nun erstmalig zu Wort gemeldet. Man arbeite an einer komplett neuen Infrastruktur und es wird keinen Shell-Zugriff mehr auf die Git-Repositories geben. Das gibt Hoffnung, dass kernel.org bald wieder online sein wird. (ph)