Bea unterstützt Red Hat

Die Linux-Welle erreicht die Middleware

21.05.1999
MÜNCHEN (CW) - Der Middleware-Spezialist Bea Systems will Linux nun auch offiziell unterstützen. Künftig bietet der Hersteller die Distribution von Red Hat für den Transaktionsmonitor "Tuxedo" und den Applikations-Server "Weblogic" an.

Die Ankündigung Beas hat vor allem symbolischen Charakter. Technisch war es auch vorher schon möglich, Linux ohne großen Aufwand mit dem Transaktionsmonitor laufen zu lassen. Auch mit dem Java-basierten Applikations-Server gibt es dank der heutigen Spezifikationen der Sun-Sprache keine Probleme bei der Anpassung. Der Hersteller wollte allerdings bis dato keine offiziellen Serviceverpflichtungen eingehen, was er angesichts des finanziell immer interessanteren Linux-Marktes nun nachholt.

Zugleich öffnet sich nach den Datenbanken mit der Middleware Tuxedo eine weitere Tür für Linux zu den unternehmenskritischen Client-Server-Anwendungen, die bisher auf Unix und Windows NT laufen. Doch bremst Bea die Euphorie: Die typische Tuxedo-Anwendung sei sehr transaktionsintensiv und laufe auf hochskalierbaren Multiprozessor-Maschinen, auf denen für Bea vor allem Betriebsysteme wie Suns Solaris und HP-UX die erste Wahl sind. Mit Linux fehle die Erfahrung und die Anpassung an solche Applikationen, so daß man vorerst Tuxedo vor allem als Alternative für kleinere Intel-basierte NT-Rechner empfiehlt. Bill Wagner, Director of Product Management und Product Marketing bei Bea, erwartet ferner, daß es noch mindestens ein Jahr dauert, bis Linux für die Entwicklung von High-end-Anwendungen genutzt werde.

Auch für Henrik Klagges, Mitarbeiter beim Münchner Beratungsunternehmen Strategy Partners, liegt das Handicap von Linux auf der Angebotsseite von Standardanwendungen: "Selbst SAP R/3 ist trotz entsprechender Ankündigung noch nicht auf Linux verfügbar. Was hingegen die Leistungsfähigkeit des Betriebssystems betrifft, steht es mindestens so gut da wie NT." Technisch gesehen, so Björn Bayard vom Deutschen Linuxverband, sei Linux seit dem Kernel-Release 2.2 hervorragend skalierbar für den Einsatz mit Multiprozessor-Systemen. "Durch das Ändern lediglich einer Konstante kann Linux zudem mehr als den standardmäßig angebotenen 1 GB Hauptspeicher freigeben." Ein Problem sei hingegen die mangelnde Unterstützung durch die Hardwarehersteller. Der jetzt von Siemens angekündigte Linux-Support auf breiter Basis sei daher um so erfreulicher.