Lösungen für die Logistik

Die Laster sind Nebensache

05.12.2003
Von Lars Reppesgaard
Kleine und mittelständische Transportfirmen verdienen heute vor allem durch die innovative Nutzung ihrer IT-Systeme.

WER GLAUBTE , dass ein paar gute LKW genügen, um im Bereich Logistik noch Geschäfte zu machen, der irrt. „Heute stecken wir mehr in die IT als in unseren Fuhrpark“, sagt Horst Stiegler, Marketing- Leiter der Berliner Rieck-Logistik- Gruppe. Die 580 Mitarbeiter verstehen sich längst nicht mehr als reine Transporteure, sondern als Dienstleistungsanbieter in einem modernen Transportnetz. Rieck ist organisatorisch und informationstechnisch an die Interessengemeinschaft Deutscher Spediteure (IDS) angeschlossen.

 

Tourenplanung erleichtert

Der 1982 gegründete Verbund gehört zu den ältesten Stückgut-Kooperationen in Deutschland. Im Oktober vergangenen Jahres führten die 37 Partnerunternehmen das europaweit gültige Datensatzformat Edifor ein. Über diesen EDIStandard werden nun unternehmensübergreifend die Daten eingelesener Barcodes ausgetauscht. Alle IDS-Fahrzeuge haben Bordcomputer, die auf ein zentrales Auskunftssystem zugreifen. Die Fahrer erkennen, wo die Fuhre wartet. Teure und umständliche Anrufe, die früher die Regel waren, entfallen, die Zentrale kann die Touren besser disponieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kunden nach dem Login mit einem Passwort über das Internet verfolgen können, wo sich ihre Ware gerade befindet. Die Transportkette auf diese Weise digital abzubilden reicht allerdings heute nicht mehr aus, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Für das Nachverfolgen - das so genannte Tracking und Tracing - ist kein Kunde bereit, mehr zu bezahlen. Es gehört zu den Serviceleistungen, die jeder Transporteur einfach anbieten muss. „Wer es auf Dauer nicht anbietet, scheidet aus dem Markt aus“, sagt Horst Stiegler. Die Informationsleistung weisen die Unternehmen deswegen in der Regel nicht extra in den Rechnungen aus. Allerdings müssen sie in die Kalkulation für die Endpreise einbezogen werden. Denn die Margen in der Branche sind eng, sie pendeln um ein Prozent für die reine Transportleistung.

Wer es dagegen schafft, einzelne Logistikbereiche komplett zu übernehmen, kann mit einer Marge um die vier Prozent kalkulieren, errechneten die Unternehmensberater von Roland Berger. Rieck ist das gelungen: Das Internet-Auktionshaus Ebay hat sich zu so einer Einnahmenquelle für die Berliner gemausert. Allerdings verkauft Rieck keine alten LKW. Die Berliner arbeiten als Exklusiv-Dienstleister für etliche eBay-Profiverkäufer. Über die Internet-basierte Software Gigalox können Power- Seller wie der Lampenhändler Art Deco automatisch Rieck-Leistungen wie Lagerkapazität, Qualitätskontrollen oder natürlich den reinen Warenversand einkaufen. Die Software hat Rieck gemeinsam mit eBay entwickelt.

Rechnung als Service

Die Berliner verdienen am Transport und an Gebühren, wenn etwa Zusatzleistungen wie der Rechnungsdruck angefordert werden. „Rechnungen sind ein Riesenthema“, sagt Stiegler. „Wir bekommen die Auftragsdaten, drucken die Rechnungen und legen sie den entsprechenden Paketen bei.“ Auf diese Weise kommt der Beleg schneller zum Abnehmer als mit der Post, und der Verkäufer kommt schneller an sein Geld.

„Ein anderes großes Thema ist die elektronische Beleg-Archivierung“, erklärt Stiegler. Wenn es strittig ist, ob eine Ware den Kunden erreicht hat, kann Rieck die entsprechenden Belege aus seinem elektronischen Archiv anfordern und ausdrucken. „Dieser Service wird von den Verkäufern bezahlt, denn für sie ist es ungeheuer wertvoll, dass sie die Ablieferquittungen innerhalb von Sekunden bekommen.“ Acht bis zehn Euro kostet die Verkäufer eine solche Anfrage dieser papierlos erfassten, aber als Ausdruck rechtsverbindlichen Belege.

Auch bei der 464 Mitarbeiter starken Ulmer Noerpel Logistik GmbH wird papierlos gearbeitet. „Die Fahrer haben ihre Handhelds, bei denen auf dem Display unterschrieben wird“, erklärt Prokurist Axel Siewert. „Die Informationen sind schon in unseren Systemen, bevor die Ware physisch ankommt.“ Noerpel ist ebenfalls an das IDS-Netz angeschlossen. Wie bei den anderen Netzpartnern werden alle logistischen Prozesse, von der Beschaffung bis zur Distribution, durch moderne und leistungsfähige Informationstechnologie gesteuert. Der Datenaustausch über EDI zu allen Phasen der Auftragsbearbeitung ist selbstverständlich.