Vorstände kündigen Rücktritt an

Die Lage bei Infomatec ist mehr als kritisch

22.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Nachdem die Infomatec Integrated Information Systems AG den drohenden Ausschluss vom Neuen Markt zunächst abwenden konnte, will das angeschlagene Unternehmen jetzt einen Neuanfang versuchen.

Aus der Entwicklung der Vergangenheit habe man "Konsequenzen gezogen", erklärte Infomatec-Gründer und Vorstand Gerhard Harlos vor wenigen Tagen auf einer Pressekonferenz in München. Gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Häfele will er bis zum Jahresende den Vorstandssessel räumen.

Nach den Turbulenzen der letzten Wochen geht es laut Finanzvorstand Karl Gruns jetzt darum, die Existenz und Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. So haben Banken die Kreditlinien von rund sechs Millionen Mark gekündigt und gleichzeitig die gesamten Darlehen in Höhe von 25 Millionen Mark zurückgefordert. Spekulationen, dass die Augsburger Softwareschmiede schon in den nächsten Monaten Liquiditätsprobleme bekomme, versuchte Gruns zu entkräften. Seinen Ausführungen zufolge besitze Infomatec Wertpapiere im Wert von knapp 75 Millionen Mark. Um Kosten zu sparen, wurde bereits im dritten Quartal mit dem Abbau von 120 Arbeitsplätzen begonnen.

Den Worst Case, vom Neuen Markt ausgeschlossen zu werden, konnte Infomatec mit der Bekanntgabe neuer "Designated Sponsors" (Lang & Schwarz, Future Securities) verhindern. Wie Dietmar Luz, Director Corporate Finance, in München ausführte, haben die beiden Vorstände Harlos und Häfele dreimal Aktien aus ihren Beständen verkauft. Die jeweiligen Verkäufe hätten nicht in Zusammenhang mit den umstrittenen Adhoc-Mitteilungen gestanden, versicherte Luz.

Von der Augsburger Staatsanwaltschaft wird derzeit unter anderem geprüft, ob der Tatbestand des Insider-Handels und der Kursmanipulation vorliegt. Nach der Korrektur gefälschter Adhoc-Meldungen hat mittlerweile auch die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) Strafanzeige gestellt. Dass die Aktionärsschützer allerdings bei ihrem weiteren Vorgehen mit Infomatec zusammenarbeiten würden, dementierte die SdK inzwischen.