Fernab der Öffentlichkeit

Die kuriosesten Windows-Versionen

16.12.2012
Von 
Eric Tierling, Master in Information Systems Security Management (Professional), blickt auf über 25 Jahre Erfahrung im IT-Bereich zurück. Neben Hunderten an Fachbeiträgen hat er über 50 Bücher veröffentlicht. Er ist Spezialist für Themen rund um die Informationssicherheit sowie einer der bekanntesten Experten Deutschland für Windows Server und Microsoft-basierte Infrastrukturen.
Windows Server 2008 R2 und Windows 7 sind Microsofts Kassenschlager und genießen Promi-Status. Viele ihrer Verwandten fristen dagegen ein Schattendasein. Selbst Experten kommen bei diesen Kuriositäten ins Staunen.

Die Windows-Versionen, die in aller Munde sind, sind längst nicht die einzigen ihrer Art. Vielmehr hat Microsoft eine ganze Reihe von Varianten entwickelt. Die Rede ist hierbei nicht von Oldies wie Windows 286 und nie veröffentlichten Projekten wie Windows Neptune. Vielmehr geht es um aktuelle Windows-Versionen, die munter abseits der Öffentlichkeit existieren.

Schul(ungs)-Server

Mehrere Benutzer arbeiten an einem PC? Microsofts Multipoint Server macht‘s möglich.
Mehrere Benutzer arbeiten an einem PC? Microsofts Multipoint Server macht‘s möglich.
Foto: Tierling

Öffentlichen Schulen und Hochschulen sowie privaten Instituten und Schulungsabteilungen von Unternehmen reicht die Leistung preisgünstiger PCs meist aus, um mehrere Benutzer gleichzeitig daran arbeiten zu lassen. Klassische Terminal-Server sind ihnen zu teuer, und Windows 7 kennt keinen Multiuser-Modus. Für dieses Szenario hat Microsoft "Windows Multipoint Server" (WMS) im Angebot. Der erste Versuch in Form von WMS 2010 erschien Anfang des Jahres 2010 und war primär für Schwellenländer gedacht. Dafür bietet diese Windows-Variante etwas, das es bislang bei keinem anderen Server-Betriebssystem aus Redmond gab: Die Tastaturen und Mäuse von Arbeitsplatz-Stationen lassen sich über USB-Hubs direkt an den WMS-PC anschließen. Die Monitore dieser Stationen werden ebenfalls direkt mit dem Server verbunden. Dazu sind mehrere Grafikkarten mit eigenen Videoausgängen in den Rechner einzubauen oder spezielle Multifunktions-Hubs per USB an den WMS-PC anzuschließen.

Multipoint Server

Zu den neuen Features des neueren, aktuellen "Windows Multipoint Server 2011", der im Frühjahr 2011 das Licht der Welt erblickte, zählt die Unterstützung von LAN/WLAN-Netzwerkstationen. Auf diese Weise hat Microsoft die Begrenzung auf wenige Meter, die prinzipbedingt durch die Nutzung von USB als Kommunikationsmedium auftrat, aufgehoben. Die Kommunikation mit LAN/WAN-Netzwerkstationen erfolgt über das hauseigene Remote Desktop Protocol (RDP). Außerdem bieten Hersteller wie NComputing Add-ons an, um die eigenen Stationen im LAN einzubinden.

Wie schon sein 2010er Vorgänger hat WMS 2011 Merkmale im Gepäck, die es von Microsoft andernorts nicht gibt. So erlaubt es die Splitscreen-Funktion zwei benachbarten Anwendern, sich einen einzigen physischen Monitor - idealerweise ein Breitbild-Display - zu teilen. Dafür müssen jedoch die Tastaturen und Mäuse direkt an den WMS-PC angeschlossen sein (auf Netzwerkstationen ist dieser Modus leider nicht verwendbar). Zudem werden mit dem WMS-PC verbundene USB-Speichermedien in der Desktop-Umgebung von Remote-Benutzern automatisch als Laufwerk eingeblendet.

Technisch ist die Verwandschaft mit Windows Server 2008 R2 SP1 unverkennbar. Das vereinfacht nicht nur die Bedienung, sondern auch die Verwaltung. Allerdings verfügt nur die auf 20 Stationen begrenzte Premium-Edition von WMS 2011 über die Möglichkeit zur Active-Directory-Domänenintegration sowie zum Betrieb als Hyper-V-Virtualisierungshost.