Die Kunst der emotionalen Führung

29.11.2006
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

CW: Welche Rolle spielt die Kommunikation für die emotionale Verbindung?

PETERS: Sie ist Teil der emotionalen Verbindung. Auch diese Ebene ist ein weites Feld, in der ich als Trainer viel lernen kann, wie ich klug verbal oder nonverbal kommuniziere. Die emotionale Verbindung kann sich erst im Laufe einiger Wochen herausarbeiten. Bei einigen Menschen und Trainertypen braucht es mehr Zeit.

CW: Hockey ist auch ein Teamsport. Was ist die wichtigste Voraussetzung, damit das Team zusammenwächst. Inwieweit kann der Trainer das beeinflussen?

PETERS: Da gibt es viele Aspekte. Ganz wichtig ist, die richtigen Spieler- und Charaktertypen zu treffen. Es muss sich eine gesunde Hierarchie im Team aufbauen. In einer Mannschaft muss es viele unterschiedliche Typen geben, sowohl von der Altersstruktur her als auch von den Motiven der Spieler. Man kann nicht nur Spieler mit Führungs- und Machtansprüchen in der Mannschaft haben, sondern man braucht auch Spieler mit sozialen Motiven. Es gibt aus meiner Erfahrung sehr viele weitere wichtige Aspekte, um einen Teambuildung-Prozess erfolgreich zu gestalten. Leistung darf auf keinen Fall das alleinige Kriterium sein. Im pragmatischen Bereich könnten hier Firmen vom Spitzensport etwas lernen, sie sind oft an den Erkenntnissen aus dem Teamsport sehr interessiert

CW: Was können Führungskräfte von Spitzensportlern lernen?

PETERS: Manager sollten den emotionalen Teil von Führung mehr in ihre Kommunikation mit dem Team einbringen. Sie sollten weniger die Sachkompetenz als die soziale Kompetenz der Führungskraft in ihren Fokus stellen.

CW: Wie kann man sich emotionales Führen vorstellen?

PETERS: Das Ziel, das man verfolgt, sollte auf die Gefühlsebene des Gehirns kommen. Dadurch kann man eine Verhaltensänderung eher bewirken, als wenn man nur eine sachliche Information stetig wiederholt. Wenn ich einem Spieler hundertmal sage, dass er mehr trainieren soll, dann kann er das irgendwann nicht mehr hören. Ich versuche darum, in seinem Gehirn Bilder zu malen und sage: Wenn du diese Schusstechnik beherrscht auf der rechten Position, dann kannst du im Halbfinale unser entscheidendes Tor schießen. Du bist doch genau so heiß wie ich auf den Sieg, und der klappt nur, wenn du im entscheidenden Augenblick von rechts genau dieses Tor machst. Wie fühlt sich das an, wenn du das Tor gemacht hast? Wir wollen zusammen dieses Gefühl haben. Das Gehirn muss ein gefühlsmäßiges Interesse an der Information haben, dann ist es auch zu Verhaltensänderungen bereit. Der Unterschied zwischen einer Mannschaft , die "Dienst nach Vorschrift" macht, und einer Mannschaft , die "brennt", ist die Leidenschaft und die Emotion (auch besonders des Trainers). Die Gefühlsebene ist der "Turbo" der Spieler Ich versuche, Leidenschaft in der Arbeit als Trainer zu zeigen, es um der Leistung willen zu machen, mit Hingabe für die Ziele und Aufgaben.

CW: Welche Rolle spielt die Bezahlung in Sachen Motivation?

PETERS: Zwischen überdurchschnittlichen und Spitzenleistungen machen Sie nichts mit Boni, sondern nur mit Leidenschaft. Entscheidend ist, dass die Motivation von innen, aus dem eigenen Antrieb kommt. Man kann gewisse Teile des Menschen immer von außen anschieben, aber der entscheidende Impuls muss von innen kommen.