Jürgen Ewald relativiert Volker Elstermanns Struktogramm-Faible:

Die Krone gebührt dem modularen Programmieren

22.08.1980

DORTMUND (je) - Die Entwicklung fehlerfreier und übersichtlicher Software-Systeme ist nicht so sehr ein Kennzeichen des Struktogramm-Konzepts als vielmehr der modernen modularen Programmentwurfsverfahren. Jürgen Ewald vom Lehrstuhl Informatik I der Universität Dortmund bezieht damit Stellung gegen Volker EIstermann, der sich in CW Nr. 30 vom 25.Juli für die Struktogramm-Methode stark gesamt hatte. Der Beitrag war überschrieben: "Wie ich lernte, Struktogramme zu lieben."

Es ist für die Verfahren des modularen Programmentwurfs großer Systeme typisch, unterstreicht Ewald, daß die Software auf verschiedenen Abstraktionsebenen (Stufen) entwickelt und gegebenenfalls dokumentiert werden kann. "Gegebenenfalls" deshalb, weil höhere Programmiersprachen oft bereits mit dem Attribut "selbstdokumentierend" versehen sind und modular programmierte Systeme somit eigentlich nicht mehr dokumentiert werden müßten.

Die von Elstermann als Vorteile der Struktogramme aufgeführten Punkte

- bereits beim Zeichnen der Struktogramme erkennt man Fehlerquellen

- durch logische Gliederung wird auch ein umfangreiches Programm übersichtlich,

- Fernwirkungen bei späteren Programmänderungen lassen sich vermeiden,

- das Programm wird stufenweise aufgebaut; auf der ersten Seite der Struktogramm-Dokumentation findet man den logischen Gesamtablauf des Programms, auf den folgenden Seiten die Details des Ablaufes,

- der logische Programmablauf ist bereits am Schreibtisch austestbar, sind nach Ewalds Ansicht durchweg Ergebnisse des modular strukturierten Programmierens.

Ewald stellt auch dar, wie seiner Auffassung nach ein fairer Vergleich unterschiedlicher Methoden hatte aussehen müssen. Wären die Vorgaben identisch gewesen - und nur von dorther lassen sich fundierte Aussagen ableiten-, so wäre aus Elstermanns vorgegebenem Struktogramm (Bild 1) ein entsprechender Ablaufplan entstanden, der (Bild 2) nach Ewalds Ansicht sogar besser lesbar und verständlicher ist als das Ausgangs-Struktogramm .

Nicht weniger übersichtlich als dieser Ablaufplan ist - so Ewald - ein formatiertes Quellencodelisting in der Programmiersprache Pascal (Bild 3).