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Legale Distribution

Die Kreativwirtschaft fordert zuviel Geld

07.07.2009
Von pte pte
Die Musik-, Film- und Videospielindustrien machen sich selbst durch zu hohe Preisforderungen konkurrenzunfähig.

Die derzeit noch immer zu beobachtende Kluft zwischen dem, was die Kreativwirtschaft im Rahmen von legalen Download-Angeboten für ihre Werke verlangt und dem, was die Konsumenten bereit sind, dafür zu zahlen, ist zu groß und hemmt die Umsatzentwicklung in den genannten Branchen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Marktanalyse des britischen Forschungsunternehmens Ipsos MORI. Demnach würden rund zwei Drittel der britischen Nutzer, die im Rahmen einer Befragung eingestanden haben, schon mindestens einmal illegal Musik aus dem Internet heruntergeladen zu haben, im Fall der "richtigen Preispolitik" der Rechteinhaber auf ein entsprechendes legales Download-Angebot wechseln.

"Die Kreativwirtschaft hat mittlerweile eine Vielzahl verschiedener Ideen für brauchbare Geschäftsmodelle hervorgebracht, die dazu geführt haben, dass weltweit einige Hundert neue legale Online-Angebote entstanden sind", gibt Monique Göschl vom Generalsekretariat des Vereins für Anti-Piraterie der Film- und Videobranche (VAP) gegenüber pressetext zu bedenken. Von Video-on-Demand- bis zu Download-to-Own-Ansätzen sei dabei alles vertreten. Dass dem Preisargument im Kampf gegen Internetpiraterie eine gewichtige Bedeutung komme, sei keine große Überraschung. "Um mit illegalen Gratis-Angeboten konkurrieren zu können, ist eine attraktive Preisgestaltung ein notwendiger Faktor. Wir sind aber prinzipiell der Überzeugung, dass der Konsument, der an einem bestimmten urheberrechtlich geschützten Werk interessiert ist, auch gewillt ist, im Rahmen eines legalen Angebots dafür zu bezahlen", betont Göschl. Wie hoch diese Preise im Endeffekt ausfallen würden, sei eine Sache des Marktes und der jeweiligen Unternehmen, die ihn bestimmen.

"Musiklabels verstehen sich längst als Entertainment-Companys, die den Musikkonsumenten eine Vielfalt an neuen Produkten und neue Zugänge zu Musik anbieten", stellt Thomas Böhm, Sprecher IFPI Austria, gegenüber pressetext fest. Beispiele hierfür seien etwa Nokias "Comes With Music"-Dienst oder "PlayNow plus" von Sony Ericsson. Gratis-Modelle seien zwar vorstellbar, müssten aber auch finanziert werden, denn ohne Entlohnung ihrer Arbeit könnten die betroffenen Branchen nicht überleben. "Natürlich werden die meisten Befragten immer angeben, dass sie Produkte - egal welcher Art - möglichst günstig einkaufen wollen. Der Preis kann aber nicht das einzige Argument sein, schließlich müssen die Angebote auch betriebswirtschaftlich sinnvoll gestaltet sein", so Böhm. Dass die Musikindustrie mit neuen Geschäftsmodellen sehr gut bei den Konsumenten ankomme, zeige das Umsatzplus von Online-Musik-Shops, die von 2007 auf 2008 um rund 14 Prozent zulegen konnten.

"Dieses Ergebnis ist ein Weckruf für die Kreativindustrie", zitiert der "Guardian" Ian Bramley, Direktor der Entertainment-Abteilung bei Ipsos MORI. Über 30 verschiedene Geschäftsmodelle für den digitalen Vertrieb von Musik, Filmen und Videospielen und mehr als 1.000 britische Bürger über 16 Jahren seien für die aktuelle Analyse ausgewertet worden. Dabei habe sich laut Bramley deutlich gezeigt, dass vor allem in puncto Preispolitik noch einiges an Verbesserungsbedarf auf Industrieseite notwendig sei. Was diesen Aspekt betrifft, müsste die Kreativwirtschaft deutlich mehr Mut zum Risiko an den Tag legen. "Für die betroffenen Branchen ergibt sich hier eine riesige Chance. Wie sehr sie diese Chance wahrnehmen, hängt aber davon ab, wie weit sie bereit sind, im Kampf gegen Online-Piraten zu gehen", meint Bramley. (pte)