Marktstudie über Datenerfassung in Europa

Die Kosten stehen an erster Stelle

28.02.1975

MÜNCHEN - In Deutschland wird fortschrittliche Datenerfassung betrieben, und die deutschen Anwender denken kostenbewußter als ihre französischen und britischen Kollegen. Diese Folgerung zieht IDC (International Data Corporation) in ihrer Datenerfassungs-Marktstudie, Stand Januar 1975.

Befragt wurden Anwender aus den Bereichen Industrie, Handel und Banken sowie Regierungsstellen.

Neue Lösungsmöglichkeiten Fortschrittliche Systeme

Der typische deutsche Anwender sucht heute neue Lösungsmöglichkeiten mit dem Einsatz von fortschrittlichen Erfassungsystemen.

Die Installation von Sammelsystemen erfolgte in Deutschland durchschnittlich ein Jahr früher als in England und Frankreich.

Der Trend, vom Kartenlocher abzugehen, ist zwar deutlich zu erkennen, stellt IDC fest, aber die Umstellung ist nicht in der Geschwindigkeit eingetreten, wie sie vorhergesagt worden war. Ende 72 setzten noch 94 Prozent aller Anwender Kartenlocher ein! Diese Relation hat sich bis 1974 kaum geändert. Bemerkenswert ist jedoch der zahlenmäßige Rückgang an installierten Kartenlochern. Laut IDC wird dieser Trend sich weiter verstärken (siehe Tabelle auf Seite 10). Die Anwender arbeiten immer mehr mit Datensammelsystemen und ersetzen damit Banderfassungsgeräte und Locher.

7,9 Prozent vom EDV-Budget

Aus der Studie geht hervor, daß die durchschnittliche Jahresmiete bei den befragten deutschen Großanwendern runde 112 600 Mark beträgt, inklusive Wartungskosten und Materialkosten (Lochkarten).

Vom EDV-Budget fallen heute nur runde 7,9 Prozent für die Datenerfassung ab. Extreme Kostenwerte bewegten sich zwischen 3 Prozent und 45 Prozent.

Kosten der entscheidende Faktor

Im Gegensatz zu den britischen Anwendern denken die deutschen äußerst kostenbewußt. Für den Deutschen sind die Kosten der entscheidende Faktor, wenn ein neues Erfassungssystem installiert werden soll. Im Gegensatz zu den Engländern versuchen die Deutschen in verstärktem Maße, günstige Miet- und Leasingbedingungen zu bekommen.

Im allgemeinen interessieren sich die Anwender nur wenig für das Image eines Herstellers, lediglich dann, wenn damit das Know-how verbunden ist.

Bedeutend mehr liegt dem Anwender an der Bedienerfreundlichkeit und der Wartung der Geräte. Das Design der Geräte kümmert ihn wenig.

Anwender von Sammelsystemen legen besonderen Wert auf die technische Betriebsbereitschaft und die Wartung.

Die zur Verfügung gestellte Software war für 36 Prozent der Befragten ein ausschlaggebender Punkt bei der Entsscheidungsfindung. Als weitere Kriterien nannten Anwender; Leistung des Systems, Kompatiblität mit anderen Systemen und kurze Lleferfristen.

Mit den Herstellern sind die Anwender grundsätzlich zufrieden.

Verschiedene Geräte von verschiedenen Herstellem

Alle Anwender von Karten- und Bandgeräten beabsichtigen, neue, fortschrittiliche Datenerfassungsgeräte einzusetzen.

Neun Prozent würden Geräte desselben Typs von unterschiedlichen Herstellern einsetzen.

48 Prozent meinten, sie würden unterschiedliche Typen vom selben Hersteller verwenden und 12 Prozent wollten verschiedene Geräte von verschiedenen Herstellern. Anwender, die zu unterschiedlichen Geräten tendieren, beabsichtigen meistens die Installation von fortschrittlicheren Systemen.

Hauptproblem: Fehlerquelle Mensch

Die hauptsächliche Fehlerquelle bei der Datenerfassung sind die Bedienungskräfte. 79 Prozent aller Anwender bezeichneten menschliche Fehier als ihr Hauptproblem, und für 61 Prozent war es das einzige Problem.

Einige IBM- und Univac-Anwender waren mit der Geräteleistung, dem Service und der Wartung unzufrieden. Als Verbesserung im Bereich Datenerfassung schlagen die kostenbewußten Deutschen als erstes Preissenkungen vor. Höhere Durchsatzraten und eine niedrigere Fehlerquote wünschen sich die Anwender in zweiter linie. Über die vorhandene Dokumentation herrschte bei allen Anwendern Zufriedenheit.

Nur 15 Prozent arbeiten mit Servicebüros

Die Mehrheit der Befragten sehen in ihrer Datenerfassung einen Engpaß: Dem Anwender entstehen Schwierigkeiten durch Arbeitsspitzen am Monats- oder Jahresende, und darüberhinaus durch fehlendes Personal. 51 Prozent der Anwender erkennen klar diesen Engpaß, aber nur 15 Prozent geben ihre Arbeitsspitzen in ein Servicebüro.