Die Kosten entscheiden über die Intelligenz am Tresen

20.01.1978

MÜNCHEN - Es waren eigentlich immer die Banker, die neuen EDV-Techniken zum Durchbruch verholfen haben. Konzentrierten sich die Organisatoren in den "Mark-Tempeln" zuletzt auf den typischen Schalterverkehr, so wird jetzt die "Dialogisierung" des Beratungsgeschäftes in Angriff genommen.

Dabei entstehen kunden-orientierte Lösungen als "Abfallprodukte" von Datenbank-Entwicklungen, denn: "Durch die Datenbank-Anwendung ist gewissermaßen ein Zwang zu Online-Realtime-Verarbeitung gegeben", erklärt Alexander Pereira, "Verkaufsleiter Geldinstitute" der Deutschen Olivetti, Frankfurt

In der Kreditwirtschaft habe sich - so Pereira - inzwischen die Einsicht durchgesetzt, daß Bildschirm und "Bankomat" den Kundenservice verbessern, "weil die Bankleute selbst für qualifiziertere Arbeiten eingesetzt werden können. " Strittig sei indes, wieviel Intelligenz vorne am Tresen gebraucht wird, womit sich dieses Problem auf die uralte Frage "Zentrale oder dezentrale Datenverarbeitung?" I zurückführen ließe.

Nach Pereiras Worten bestimmten bei den Bankiers immer noch nahezu ausschließlich Kostengesichtspunkte welche Ausstattung für die Terminal-Hardware vor Ort gewählt wird. Daraus ergaben sich eine Reihe von Anwender-Forderungen, die die Hersteller von Banken-Terminals zu berücksichtigen hätten. Pereira: "Der Anwender möchte eine gewisse Mindest-lntelligenz im Terminal, um wenigstens Sparbuch und Journal drucken zu können, wenn die Leitung weg ist." Darüber hinaus werde eine Aufzeichnung dieser Daten im Offline-Fall gewünscht, "um nicht nacherfassen zu müssen". Jedes Terminal mit einer Magnetband-Kassette oder einer Floppy Disk auszustatten, würde jedoch die von den Banken geforderte Preis-/ Leistungsrelation sprengen, erläutert der Olivetti-Bankspezialist. Man habe deshalb den Kompromiß schließen müssen, einer Reihe von Terminals einen gemeinsamen Datenträger zuzuordnen.

Wie es auch allein mit niedrigeren Kosten begründet werden könne, mehrere kleine Zweigstellen remote (über das öffentliche Wählnetz) an eine, vom Hersteller für den Anschluß von beispielsweise zehn Schalter-Terminals ausgelegte - und entsprechend teure - Steuereinheit anzuschließen.

Als weiteres Gebot nennt Pereira, daß alle TerminaIkomponenten (Tastatur, Drucker, Bildschirm etc.) modularen Charakter haben sollten (Baustein-Philosophie).

Die Crux der Hersteller: All dies müssen sie für 30 000 Mark pro Platz anbieten, denn mehr - so Pereira - "wollen Banker pro Platz nicht ausgeben " .

Worin sich Olivettis Terminal-Konzept von den Losungen anderer Hersteller unterscheidet zeigt unsere Marktübersicht auf den seiten 18/19.