Die Konkurrenten fühlen sich durch IBMs 8100 bestätigt

20.09.1978

Bei der Ankündigung der IBM 8100 bediente sich der Marktführer erstmals der Argumente, die bisher allein von Mini- und Terminalherstellern vertreten wurden: Subsysteme und Benutzer ohne Inanspruchnahme des Zentralrechners kommunikativ zu verbinden.

Durch eine Blitzumfrage wollte CW in Erfahrung bringen, inwieweit das neue IBM-Konzept die Produktlinien der Mitbewerber in diesem Bereich beeinträchtigt, ob sie und wie sie reagieren (müssen) werden, zumal ja IBM neuen Datenstationen durch Verwendung der hochintegrierten 64-K-Bit-Chip-Speichertechnologie zu bemerkenswert niedrigem Preis anbieten kann. Die Antworten spechen für sich. Je nach Unternehmensgröße und Erfolg werden die Konkurrenten "alles tun, damit wir bereits heute den von IBM gesetzten Maßstäben gerecht werden", wie Jochen Kaniss, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, Data 100 GmbH, Frankfurt, die Reaktion in deutliche Worte faßt.

P.-P. Honold

Bereichsleiter Commercial Systems Division Computerautomation GmbH, Frankfurt

Grundsätzlich sind wir der Meinung, daß das neue Produkt nur einen geringen Teil des Marktes für unsere Distributed Data Processing-Produkte tangiert.

Jochen Kaniss

Geschäftsführer Vertrieb und Marketing Data 100 GmbH, Frankfurt

Die 8100-Architektur erscheint nicht neu, gibt es doch schon seit Jahren Produkte wie /34 oder die 3790. Nur mußte sich der Anwender da bei Auswahl der - untereinander inkompatiblen - Hardware entscheiden, ob er "Central Site Control" haben wollte (3790) oder nicht (/34). Außerdem fehlte dem Anwender die notwendige Ausbaufähig(...) und ausreichende Software, so (...)in letzter Zeit häufig auf das System /1 ausgewichen wurde. Dieses System hätte - durch Anschluß von OEM-Peripherie und durch Einsatz von "3rd Parties Software vergewaltigt - die Lücke schließen können.

Das neue IBM 8100-Informationssystem bestätigt hundertprozentig die Data 100-Produkt-Philosophie. Da die IBM unseren Markt prägt, sind wir sogar dankbar, wenn die Sales Force der IBM uns behilflich ist, unseren Interessenten unsere Philosophie nahezubringen.

Konsequente Reaktion bei uns ist daher:

1. Wir stellen wiederum mehr neue Mitarbeiter ein, um die zu erwartende gesteigerte Nachfrage befriedigen zu können (Modell 85 ist sofort verfügbar, IBM frühestens im August 79).

2. Wir ziehen einige für 79 geplante Neuakündigungen (noch größere Platten, noch mehr Partitions, weitere Software Features) vor, damit (...) bereits heute den von IBM ge(...)ten Maßstäben (31 Partitions, bis 320 MB-Platten etc.) gerecht werden.

Frank Berger

Marketing Manager Zentraleuropa Digital Equipment GmbH, München

Der Wunsch nach einer "Vor-Ort"-Verarbeitung der Daten steht heute beim EDV-Anwender an erster Stelle. Distributed Processing-Lösungen und Dialogverarbeitung gehören deshalb bereits zum Standard der Computerindustrie. Die Entwicklung des neuen Systems dürfte darauf zurückzuführen sein, daß immer mehr IBM-Anwender zu Fremd-Minis greifen, um diese als Front-End-Prozessoren oder Knotenrechner in ihren Distributed Processing-Netzwerken einzusetzen.

Innerhalb der IBM-Preisgestaltung kann man beim System 8100 sicherlich von einem günstigen Preis sprechen. Das bedeutet jedoch nicht, daß dies auch gegenüber der Preisstruktur des Mitbewerbs zutrifft. Außerdem - und das ist ein sehr wichtiger. Faktor - ist der Speicher nur eine Komponente innerhalb eines Gesamtsystems, die zudem nur mit einem verhältnismäßig geringen Prozentsatz zu Buche schlägt. Der günstige Preis für eine Komponente wird bei der Implementierung eines Gesamtkonzepts (Hardware, System-Software, Applikations-Software, Peripherie, Änderung des Organisationsablaufs etc.), nicht unbedingt durchschlagen.

Natürlich beobachten wir jede Bewegung am Computermarkt und ziehen daraus unsere Folgerungen. Die Frage nach der Beeinträchtigung unseres Geschäfts wird uns immer wieder gestellt, wenn Systeme auf den Markt kommen, die in Richtung unseres Produktspektrums gehen. Bis jetzt, so glaube ich anhand der Zuwachsraten von jährlich über 30 Prozent sagen zu können, hat keines dieser Produkte unser Geschäft wesentlich beeinträchtigt.

Walter Seemann

Leiter Marktentwicklung, Hewlett-Packard, GmbH Frankfurt

Wir haben die Ankündigung des IBM-Systems 8100 seit längerem erwartet und sind deshalb nicht überrascht. Dieses System ist hinsichtlich des Rechnerverbund-Konzeptes und einiger Leistungsmerkmale vergleichbar mit unserer Serie der Systeme 3000. Wir setzen seit Jahren in der Praxis das Konzept des Distributed Processing durch und haben gute Gründe, dieses Konzept als Erweiterung und Ergänzung zu zentralisierten DV-Organisationen anzubieten. Daß IBM sich dieser Argumentation nun mehr und mehr anschließt, sehen wir als eine zusätzliche Bestätigung.

Wir werden unsere Hard- und Software für Distributed Processing und Rechnerverbundsysteme unseren Plänen entsprechend so konsequent weiterentwickeln, wie wir dies bereits in der Vergangenheit getan haben.

Dr. E. Schütze

Leitung Marketing MDS Deutschland GmbH, Köln

Selbstverständlich wird - wie jede IBM-Produktankündigung - auch diese das Marktgeschehen beeinflussen. Das neue IBM-Konzept wird mit dazu beitragen die Organisationsideen des Distributed Processing im Markt noch schneller durchzusetzen. MDS sieht sich durch diese IBM-Ankündigung in seiner Produktphilosophie und der Technik ihrer Produkte bestätigt.

Manfred Schmitz

Vertriebsleiter Perkin-Elmer Data Systems GmbH, Bereich Interdata, München

Wie Mainframer Nr. 2 für seinen neuen Kompakt-Computer kürzlich werbend fragte, "möchten Sie mehr als Ihnen Ihr (derzeitiger) Computer bietet?" so preist nun auch Nr. 1 das Modell 8100 dem an, der "leider nicht mit dem (zentralen) Computer arbeiten kann". Beide bestätigen, daß die TP-Fähigkeiten der großen DV-Systeme dezentralen Bedarf nicht befriedigend erfüllen.

Wie bekannt, bieten wir seit Jahren Rechner für dezentrale Aufgaben an und freuen uns, daß die Unternehmen und Behörden, die nicht selten gegen den Widerstand ihrer eigenen EDV-Chefs - schon unsere Kunden wurden, in ihrer Entscheidung bestärkt werden. Sicherlich ermuntert die neue IBM-Argumentation auch bislang noch zurückhaltende Anwender großer DV-Systeme mit uns die Alternativ-Lösung zu prüfen. Ein weiterer Mainframer bestätigt also dem Markt ein von uns seit Jahren vertretenes Konzept.

Um das angekündigte System 8100 gegenüber unseren Modellen einordnen zu können, liegen zu wenig Informationen vor. Es soll offenbar die Angebotslücke zwischen dem Modell /34 und den /370-Modellen schließen. Unser bisheriger Vorteil war, dem Kunden eine treffende und preisgünstige Lösung zu bieten, ohne marktpolitische Rücksichten auf die übrigen eigenen Installationen nehmen zu müssen. Dieser Vorteil bleibt also zwangsläufig bestehen.

In der Ankündigung wird schließlich die Verwendung eines hochintegrierten Speicherchips herausgestellt. Zu welchem Preis-/ Leistungsverhältnis dieses Synonym für niedrige Fertigungskosten führt, bleibt abzuwarten. Wir nutzen seit Jahren - bei, für den Benutzer gleichbleibenden Rechnersystemen - kontinuierlich neue Bauelemente, um bei steigender Leistung eines Modells gleichzeitig den Preis senken zu können.

Ich sehe also in der IBM-Ankündigung eher eine Bestärkung unseres Produkt- und Marketingkonzeptes und bin gleichzeitig zuversichtlich, daß wir auch künftig den Vorteil einer wirtschaftlicheren Lösung bei der dezentralen Datenverarbeitung bieten.

Klaus Luft

Marketing, Vertrieb Deutschland und Übersee Nixdorf AG, Paderborn

IBM bietet mit dem neuen System 8100 in etwa eineinhalb Jahren das, was Nixdorf bereits seit zehn Jahren in tausendfachen Kundeninstallationen realisiert hat: Dezentrale Datenverarbeitung.

Erstaunlich ist, daß IBM die hohe Packungsdichte des Speichers so stark in den Vordergrund stellt. Die Steigerung von 4K-Bit über 16K-Bit hin zu 64K-Bit-Chips wurde erst kürzlich von einem anderen Hersteller angekündigt. Mit der fortschreitenden Speicher-Technologie sind natürlich Kostenvorteile für den Anwender verbunden, die auch zu erhöhter Wettbewerbsfähigkeit führen müssen.

Wir werden an unserem Entwicklungskonzept festhalten:

1. Die Intelligenz wird noch konzentrierter in den teilautonomen Arbeitsplatz verlegt. Sie beschränkt sich jedoch nicht nur auf Bildschirm- und Formatsteuerung, sondern verlagert ganze Funktionsbereiche, aus Datenerfassung, aus Vorverarbeitung und anderen Tätigkeiten der Büroautomation an den Bildschirm. Die Terminals selbst kommunizieren dann nur zeitweise mit der Zentraleinheit des. Terminals und ihren Massenspeichern.

2. Der Aufbau von benutzertransparenten Datenbanken wird weiter forciert.

3. Intelligente Einzelplätze können zu kompletten Verarbeitungssystemen aufgerüstet werden.

4. Unser Nahziel bleibt die Weiterentwicklung wirklich neuer Netztechniken, also etwa auch die Nutzung der Paketvermittlung.

Bob MacLatchie

Präsident SEAS Administration, Toernooiveld, Nijmegen/Holland

Die Jahresversammlung der "Share European Association" (SEAS), abgehalten letzte Woche in Stresa (Italien), hörte mit großem Interesse die Ankündigungen neuer IBM-Produkte einschließlich des neuen Systems 8100. Gleichzeitig wurden auf dem Meeting, das von über 300 Delegierten von Benutzer-Installationen besucht wurde, signifikante Preissenkungen von 5-20 Prozent für /370-Equipment und das 3730-Textverarbeitungssystem bekanntgegeben.

Diese Ankündigungen werfen eine Reihe grundsätzlicher Fragen nach der zukünftigen Richtung der ganzen IBM-Produkt-Linie auf, die von erheblicher Bedeutung für SEAS und andere IBM-Benutzer-Vereinigungen sind.

Wenn Einzelheiten dieser neuen Produkte bekannt werden, wird SEAS durch seine verschiedenen Projekt-Komitees ihren Einfluß auf die zukünftige Entwicklung der gegenwärtigen, DP-Systeme untersuchen.

Die Ankündigungen der letzten Woche warfen sofort eine Reihe Fragen auf, insbesondere über die Beziehung, zwischen IBMs Data Processing und General Systems Abteilungen und zwischen System /370, Serie /1 und den neuen 8100 Produkten. Wie die /370, so ist auch die 8100 offensichtlich ein selbständiges voll unterstütztes DP-System, mit dem DPPX-Betriebssystem erscheint es als Alternative zur /370, mit dem DPCX-Betriebssystem jedoch ist es ein Ersatz des 3790 Kommunikationssystems.

Außer der Phrase: "Die Kunden werden angenehm überrascht sein", konnte IBM keine Preisinformation geben, zumal die /370-Preissenkungen die Lage komplizierten. Obgleich nur wenige Einzelheiten über das 3730 "Word Processing System" verfügbar sind, ist es bezeichnend, daß auch dies ein Produkt von IBMs DP-Abteilung ist und Textverarbeitungs-Anwendungen mit Datenverarbeitung im eigentlichen Sinne vereinigt.

Unter dem Eindruck der Ankündigung des 8100-Systems begann, das Data-Base-Projekt-Komitee mit IBMs Hilfe eine umfassende Vorstellung dieses Systems auf dem SEAS Winter Project Meeting in Brighton, England, vom 15. bis 19. Januar 1979, vorzubereiten. Die 8100 ist von besonderem Interesse für das DB-Komitee wegen der eindeutigen Hinwendung zum "Distributed Data Processing", oder wie IBM es jetzt genannt haben möchte: "Cooperative Network System".

Andere Hauptaktivitäten von SEAS liegen auf den Gebieten Betriebssysteme und Programmierung, und die beiden Gruppen von SEAS-Projekt-Komitees, die auf diesen Gebieten arbeiten, planen ebenfalls, die Implikationen des Systems 8100 auf dem Januar-Treffen zu untersuchen.