Die Kommerzialisierung von Open Source schreitet voran

12.04.2005
Von Matthew Langham

In einer Podiumsdiskussion plauderten Vertreter von Risikokapitalfirmen auch ein wenig aus dem Nähkästchen. So bekamen angehende Unternehmensgründer den Rat, zuerst eine ordentliche Geschäftsstrategie auszuarbeiten und erst dann über passende Lizenzen nachzudenken. Das Dual-Licence-Modell von Firmen wie MySQL sei nicht unbedingt die beste Form. Die Risikokapitalgeber erwarten, dass sich neue Lizenzformen entwickeln werden, die stärker auf die Bedürfnisse der Anwender eingehen. Allerdings sei die derzeitige Euphorie in den USA über neue Open-Source-Unternehmen trügerisch. Sie hätten es nicht leichter als Anbieter proprietärer Produkte, an Venture Capital heranzukommen. Sie müssten genauso beweisen, dass sie effizient mit dem eingesetzten Kapital umgehen könnten.

Nicht nur Infrastruktur

Open Source beschränkt sich nach übereinstimmender Meinung der Konferenzteilnehmer nicht mehr die technische Infrastruktur. Vielmehr hat sie nun auch die Applikationen erreicht, wo in nächster Zeit noch einiges zu erwarten ist. So gilt "Sugar CRM" bereits als erfolgreiches Beispiel für eine quelloffene Anwendung. Auch Compiere zeigte auf der OSBC, dass CRM-Applikationen von der Open-Source-Welle erfasst wurden.

Lawrence Lessig, Jurist: Die Open-Source-Gemeinde bewegt sich unweigerlich auf einen Krieg mit Microsoft zu.
Lawrence Lessig, Jurist: Die Open-Source-Gemeinde bewegt sich unweigerlich auf einen Krieg mit Microsoft zu.

In einer viel beachteten Keynote vertrat der CEO von Medsphere, Larry Augustin, die These, dass die klassische Form der Entwicklung von Unternehmenssoftware zu Ende gehe. Dieser Prozess würde durch die zunehmende Verbreitung von Open Source in Business-Software beschleunigt. Unternehmen seien nicht mehr bereit, hohe Lizenzgebühren für etwas zu bezahlen, was keinen sichtbaren höheren Nutzen bringe.