Die Kehrseite der Cisco-Medaille

Die Kehrseite der Cisco-Medaille Das Licht des Erfolges erzeugt auch Schatten

03.04.1998

Beispiel Router 7000: Als Cisco im letzten Frühjahr eher beiläufig das Aus für das in Netzwerken bewährte und weit verbreitete Gerät erklärte, verärgerte das einige Kunden.Dabei kam vor allem die Informationspolitik des Herstellers nicht gut an, und durch den mehr oder weniger verordneten Wechsel auf die Nachfolgegeneration fühlte sich manch ein Anwender über den Tisch gezogen. Gerade auch im Hinblick auf die Investitionssicherheit, die von den Herstellern immer gepredigt wird, empfanden sie die Maßnahme des Herstellers als unzumutbar.

Auch bei der gemeinsam mit Microsoft ins Leben gerufenen Initiative Directory Enabled Networks (DEN) stieß der Netzgigant nicht nur auf Gegenliebe.So mußten beide Branchengrößen erst vor einem Monat heftige Kritik einstecken: Die übrigen Mitglieder der DEN-Initiative beklagten sich darüber, daß Cisco und Microsoft bislang keine Anstalten gemacht hätten, die Spezifikation durch die Zusammenarbeit mit offiziellen Standardgremien auf eine offene Basis zu stellen.Zudem sei unklar, wie sie ihre Wettbewerbsvorteile begrenzen und den Partnern der Initiative Chancengleichheit einräumen wollten.

Verwirrende Gigabit-Strategie

Erst mit der Übergabe der Spezifikation an die Desktop Management Task Force (DMTF) glätteten sich die Wogen der Verärgerung etwas.Für einige Analysten reichte der Schritt immer noch nicht aus: Ihrer Meinung nach wäre die Internet Engineering Task Force (IETF) das geeignetere Gremium für die Aufsicht über die Norm gewesen.

Für Verwirrung sorgte auch Ciscos Gigabit-Ethernet-Strategie.Zunächst hatte das Unternehmen verkündet, mit der Vorstellung von Produkten bis zur endgültigen Verabschiedung des Standards warten zu wollen.Dataquest-Analysten argwöhnten bereits, Cisco sei nicht in der Lage, das mit dem Kauf von Granite Systems erworbene Know-how in seine Produkte zu integrieren.

Anfang März kam es deshalb eher überraschend, als Cisco doch den Schleier über seinen Gigabit-Ethernet-Produkte lüftete.Insider zeigten sich jedoch enttäuscht von dem, was der Netzgigant zu bieten hat.So findet beispielsweise John Armstrong, Analyst bei Dataquest Inc., die Produkte der Kalifornier zu "konservativ".Als Marktführer komme Cisco nicht seiner Verpflichtung nach, richtungsweisende neue Technologien zu liefern.

Einen weiteren Fleck auf der weißen Cisco-Weste stellt die Haltung der Company zum Jahr-2000-Problem dar.Cisco betreibt zwar ein spezielles Programm zu der Problematik, doch zielt dieses nur auf Produkte, die der Netzgigant derzeit im Portfolio führt.Anwender mit älterer Hardware werden außen vor gelassen.