Die japanischen DV-Hersteller werden zur Zeit entzaubert Von Arnd Wolpers*

19.11.1993

Nippons Computermarktfuehrer Fujitsu steckt in den roten Zahlen. Das Rechnergeschaeft brach im ersten Geschaeftshalbjahr 1993 (30. September) um ueber 20 Prozent ein. Die US-Akquisition Amdahl (Fujitsu-Anteil 44,5 Prozent) bescherte dem Konzern im gleichen Zeitraum umgerechnet 460 Millionen Mark Verlust. Fuer das Ende Maerz 1994 endende Geschaeftsjahr erwartet Fujitsu konzernweit einen Verlust von 39 Milliarden Yen (612 Millionen Mark). Bisher war man von einem ausgeglichenen Ergebnis ausgegangen. Im Vorjahr wurde ein Verlust von 32,6 Milliarden Yen ausgewiesen.

Die japanische Konjunktur erholt sich wider Erwarten schlecht, und der nachhaltige Anstieg des Yen gegenueber allen anderen wichtigen Waehrungen sorgt fuer ein schwieriges Exportumfeld.

Neben Fujitsu sind Oki und JVC im zweiten Jahr hintereinander in den roten Zahlen steckengeblieben. Alle anderen Vertreter der Elektro- und Elektronikbranche mit Ausnahme von Mitsubishi Electric mussten noch einmal einen Ertragsrueckgang im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen. Per saldo verdienen die Hersteller elektronischer Hochtechnologie, Peripherie und Komponenten nach Steuern nichts mehr. Die Forschungs- und Entwicklungsbudgets stagnieren. In einzelnen Faellen (JVC) wird fuer die Zukunftssicherung im Vorjahresvergleich 16,7 Prozent weniger ausgegeben.

Hinzu kommt, dass die Branche in der zweiten Haelfte der 80er Jahre hohe Verbindlichkeiten aufgebaut hat. Wandel- und Optionsanleihen, die ueber das Wandlungsrecht in Aktien beziehungsweise die Ausuebung von Optionen auf Aktien haetten getilgt werden sollen, muessen nun tatsaechlich zurueckgezahlt werden, da die Kurse an der Tokioter Boerse weit unter die Ausuebungskurse der Wandel- und Optionsrechte gerutscht sind. Eine Refinanzierung durch die Ausgabe neuer Wandel- und Optionsanleihen ist wegen der enttaeuschenden Performance der Emissionen der 80er Jahre nicht moeglich. Die Bilanzqualitaet der japanischen Technologieunternehmen hat sich per saldo seit 1989 erheblich verschlechtert.

Die japanische Exportindustrie insgesamt wird zur Zeit entzaubert. Der Heimatmarkt duempelt. Die Rahmenbedingungen fuer den Export haben sich dramatisch verschlechtert. Nicht nur der Wechselkurs des Yen, sondern auch die Wettbewerbsanstrengungen der Amerikaner und zuletzt auch der Europaeer greifen japanische Positionen an.

*Arnd Wolpers ist Geschaeftsfuehrer der Vermoegensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in Muenchen. Die hier veroeffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir fuer vertrauenswuerdig und zuverlaessig halten. Trotz sorgfaeltiger Quellenauswahl und -auswertung koennen wir fuer Vollstaendigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit uebernehmen, als grobe Fahrlaessigkeit oder Vorsatz Haftung begruenden. Jede darueber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Fuer Angaben Dritter uebernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch staerkere Kursschwankungen gekennzeichnet.