Die IT-Branche verliert ihren Vordenker

07.10.2011
Steve Jobs, dessen Visionen eine ganze Generation prägten, erlag vergangene Woche seinem Krebsleiden. Er wurde 56 Jahre alt. Die IT-Branche trauert um den Apple-Mitbegründer, der viele Jahre ein Taktgeber für den gesamten Markt war.

Die Todesnachricht kam zwar nicht überraschend, dennoch war sie für viele ein Schock. Gerade erst hatte Apple-CEO und Jobs-Nachfolger Tim Cook das iPhone 4S präsentiert und damit eine kleine Welle der Enttäuschung über die eher spärlichen Neuerungen losgetreten. Wenige Stunden später kam dann die Meldung, dass Steve Jobs 56-jährig seinem Krebsleiden, mit dem er seit Jahren kämpfte, erlegen war. Rasch gingen Beileidsbekundungen aus Wirtschaft und Politik ein (siehe Kasten), und über allem stand bereits die Frage, was nun aus Apple werden soll, dem Unternehmen, das über lange Strecken seines Bestehens fest mit einem einzigen Namen verknüpft gewesen ist: Steve Jobs.

Ein Leben für den Apfel

Er war es, der in schöner Regelmäßigkeit als Zeremonienmeister im schwarzen Rollkragenpullover neue Lifestyle-Produkte präsentierte und damit Anwender und Medien gleichermaßen zu Begeisterungsstürmen hinriss. Jobs war es auch, der mit seinem Charisma den Markt von den Produkten und Strategien seines Unternehmens überzeugte und der Taktgeber einer ganzen Branche war. "Die Welt hat einen faszinierenden Menschen verloren", heißt es in der Würdigung von Apple.

Seine Faszination für Technik entwickelte Jobs, der als Adoptivkind in Kalifornien aufwuchs, früh. Nach weniger als einem Jahr brach er sein Studium ab, stieg bei einem Hersteller für Videospiele ein und lernte dann bei Hewlett-Packard Steve Wozniak kennen. Gemeinsam gründeten sie 1976 Apple und erfanden den ersten Macintosh - natürlich in einer Garage. Der Erfolg der Apple-Computer machte Jobs schnell zum Millionär, kostete ihn 1984 jedoch den Job: Wegen Streitigkeiten um die künftige Firmenstrategie musste er seinen CEO-Posten räumen.

Die zweite Amtszeit

1997 stand Apple vor dem finanziellen Ruin und holte Jobs als Retter zurück. Der neue alte Chef enttäuschte die Erwartungen nicht und machte das Unternehmen in den folgenden Jahren zum zwischenzeitlich wertvollsten der Welt. Mit dem iPod (2001) und dem Musikdienst iTunes revolutionierte Jobs das Musikgeschäft, das iPhone (2007) läutete einen Umbruch im Smartphone-Markt ein. Das iPad schließlich (2010) öffnete einen neuen Endgerätemarkt. Trotz des spektakulären Erfolgs konnte Jobs sein Leben nicht in vollen Zügen genießen: Gesundheitliche Probleme warfen ihn immer wieder zurück. 2004 wurde ihm ein Tumor in der Bauchspeicheldrüse entfernt, 2009 nahm er ein halbes Jahr krankheitsbedingt eine Auszeit, um sich eine Spenderleber einpflanzen zu lassen, wie später bekannt wurde. Im August 2011 schließlich zog er sich mit einem andauernden Krebsleiden aus dem operativen Geschäft zurück und übertrug seinem Kronprinzen Tim Cook die volle Verantwortung für "sein" Unternehmen. Keinen Tag zu früh.

von Simon Hülsbömer

Tiefer Respekt

Tim Cook, Apple: "Apple hat einen Visionär und kreativen Genius, die Welt einen unglaublichen Menschen verloren. Steve lässt ein Unternehmen zurück, das immer in seinem Geiste arbeiten wird."

Eric Schmidt, Google: "Steve war so charismatisch brillant, dass er Menschen inspirierte, das Unmögliche zu tun."

Steve Ballmer, Microsoft: "Steve war einer der wichtigsten Gründer unserer Industrie und ein wahrer Visionär. Mein Herz ist bei seiner Familie, jedem Mitarbeiter von Apple und bei all denen, die von seiner Arbeit berührt wurden."

Bill Gates, Microsoft-Gründer: "Es gibt selten jemanden, der einen so tiefgreifenden Einfluss gehabt hat. Ich werde Steve enorm vermissen."

Meg Whitman, HP: "Steve war ein Unternehmer mit Kultcharakter. Sein Einfluss auf die Technologie war über das gesamte Silicon Valley zu spüren."

Jim Snabe und Bill McDermott, SAP: "Steve Jobs hat immer Grenzen in Frage gestellt, Unmögliches versucht und Perfektion kultiviert. Er hat den Standard für Innovation gesetzt, revolutionäre Ideen nahezu grenzenlos verwirklicht. Sein Wirken wird fortleben und künftige Generationen prägen."

Dieter Kempf, Bitkom: "Steve Jobs hat den Weg in die digitale Welt bereitet und das Leben von Milliarden Menschen bereichert. Für viele war er Lichtgestalt und Vorbild."

Barack Obama, US-Präsident: "Mit dem Aufbau eines der erfolgreichsten Unternehmen des Planeten aus seiner Garage heraus hat Steve Jobs beispielhaft den Geist der amerikanischen Erfindungsgabe gezeigt."