Die Informathek als Planungshilfe der Stadt Köln:Dolmetschen, bis der Dialog zustande kommt

16.06.1978

GRAINAU/KÖLN (ee) - Die Gretchenfrage stellte Oberverwaltungsrat Wolfram Erkens vom Hauptamt der Stadt Köln am Ende: "Vom vier Milliarden Haushalt der Stadt Köln fließen acht Millionen ins EDV-Budget. Und davon werden 500 000 Mark in die kommunale Informathek gesteckt - ein DV-gestütztes System für Planungs- und Entscheidungshilfen: Die Planer müssen wissen, ob sich das Geld rentiert?" Einleuchtende Argumente für die Informathek ("Keine von der sonst in der Bundesrepublik bekannten Theken-Art", Erkens) gibt es genug. Auf dem Siemens Seminar für Landes- und Kommunalbehörden am Eibsee zu Füßen der Zugspitze trug Erkens diese Beweise vor. Er verschwieg dabei auch nicht, daß dieses Instrument ausgedient haben könnte, wenn der unmittelbare Dialog des Planers mit den für ihn wichtigen Datenbeständen technisch realisiert ist.

Seit 4 Jahren bietet eine "Informathek" bei der Stadtverwaltung Köln ihre Dienste an: Sie vermittelt Planungs- und Entscheidungshilfen für die die Unterstützung einer Datenverarbeitungsanlage erforderlich ist. Die Informathek ist, so Erkens, Klammer und Dolmetscherin zugleich.

Sie ist Bestandteil der Organisationseinheit "Zentrale Datenverarbeitung" beim Hauptamt der Stadt Köln. Ein enger Bezug zur Datenverarbeitung ist damit hergestellt. Die Verbindung zu den Planern und Entscheidungsträgern der Gesamtverwaltung wird durch Koordinatoren geschaffen und aufrechterhalten. Schulungen und Hospitationen vertiefen den Zusammenhalt.

Trotzdem bleibt der Planer Außenstehender. Erkannte Nachteile müssen durch organisatorische und technische Verbesserungen ausgeglichen werden.

Andere Städte mit Einrichtungen vergleichbarer Aufgabenstellung haben andere Lösungen gefunden. Das grundsätzliche Problem, dem Planer Computerleistung vor Ort benutzerfreundlich zu liefern, bleibt.

Der Auftrag der Informathek besteht darin, Planungs- und Entscheidungshilfen für Rat und Verwaltung zu liefern, die des Einsatzes der Datenverarbeitung bedürfen. Vereinfacht ausgedrückt soll der Computer ungewichtete Daten über Personen und Ereignisse zu zielorientierten Informationen verarbeiten, die den Adressaten Grundlagen für ihre Vorlagen (Flächennutzungsplan, Spielplatzbedarfsplan, Ausländerplan, Personalbemessung, Sanierungsvorhaben und vieles mehr) vermitteln.

Zu diesem Zweck werden Listen, Tabellen, Diagramme, thematische Karten, Bevölkerungspyramiden, Zeitreihenanalysen erstellt, die sich in der Regel erst nach umfangreichen maschinellen Prozessen der Auswahl, Sortierung, Verdichtung und arithmetischen oder logischen Manipulation ergeben.

Für die Mitarbeiter der Informathek besteht die wesentliche Aufgabe darin, die Benutzer an die genannten Möglichkeiten der Informationsverarbeitung heranzuführen, sie zu schulen, damit sie ihre Anforderungen aus der jeweiligen Problemstellung heraus artikulieren und auf bestimmte Darstellungen hin formulieren können.

Um ihrem Auftrag immer besser gerecht werden zu können, sind Organisatoren auf der ständigen Suche nach leistungsfähigeren Systemen und aussagefähigeren Datenbeständen.

Fünf Komponenten bestimmen den Aufbau der Informathek:

þMethodensammlung

þDatenbasis

þProgrammbibliothek

þDatenverarbeitungsanlage

þMitarbeiterstab.

Unter Methoden wird hier eine Sammlung von Planungsproblemen und adäquaten Lösungswegen verstanden.

Die Datenbasis rekrutiert sich überwiegend aus dem automatisierten Verwaltungsvollzug und der amtlichen Statistik; herangezogen werden aber auch Dateien der Großzählungen und Datenbestände aus Sondererhebungen. Die Programmbibliothek verfügt über Programme zur Datenaufbereitung, zu statistischen Analysen, zur tabellarischen und grafischen Darstellung und zur Berechnung von Prognosen.

Als Datenverarbeitungsanlage steht seit kurzem das Siemens System 7.748 mit 1048 KB Arbeitsspeicherkapazität und entsprechender Peripherie zur Verfügung. Mitarbeiter der Informathek sind 3 Organisatoren, 1 Programmierer und 1 Arbeitsvorbereiter.

Im Jahre 1977 wurden 98 Auswertungsersuchen unterschiedlichster Art aus 20 städtischen Dienststellen bearbeitet. Hierzu wurden 900 Rechnerstunden in Anspruch genommen. Die Personal- und Sachkosten belaufen sich im Durchschnitt auf 500 000 Mark pro Jahr.

Den Planern unterschiedlichster Ausrichtung in einer Kommunalverwaltung der Größenordnung Kölns ist mit einem Planungsinformationssystem nicht gedient. Benötigt werden vielmehr bausteinhafte Programmodule mit universeller Einsatzbreite und eine umfangreiche Datenbasis. Beide Komponenten ständig in der Leistung zu verbessern, ist Aufgabe des eingesetzten Personals.

In Köln gilt es noch wesentliche Lücken in der Erschließung von räumlich orientierten Daten zu schließen. Dazu gehört die Automation des Liegenschaftskatasters ebenso wie die Schaffung eines räumlichen Bezugssystems.

Auf dem Gebiet des Einwohnerwesens sind hingegen die Auswertungsmöglichkeiten bereits optimal.

Aus der Sicht der technischen Vervollkommnung der Leistungspalette der Informathek geht das Bestreben dahin, den Dialog mit dem Computer über Bildschirmeinrichtungen zu ermöglichen.

Wird damit die Informathek als Vermittlerin DV-gestützter Planungshilfen überflüssig?

Diese Frage ist sicher eine Diskussion wert.