Die Inder kommen

11.08.2004
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Ungeteilte Sympathie: Was den indischen Subkontinent angeht, sind sich mehr als 100 weltweit zum Thema Offshoring befragte Konzernchefs einig. Ansonsten präferieren europäische CEOs eher Osteuropa, während in den USA zunehmend China im Kommen ist. Quelle: Deutsche Bank/A.T. Kearney 

Noch optimistischer ist die Meta Group. Die Experten dort gehen davon aus, dass schon mittelfristig rund 20 Prozent der IT-Budgets deutscher Großunternehmen in wie auch immer geartete Offshoring-Projekte fließen könnten. Schon bis Ende 2006 werden über 90 Prozent der deutschen Konzerne eine entsprechende Sourcing-Strategie implementiert haben. Überdurchschnittliches jährliches Wachstum von 40 Prozent und mehr sehen die Marktforscher vor allem in den Bereichen Application Management und Application Outsourcing – auch und gerade im, wie sie es nennen, "ERP-Backbone". Die quantitative und qualitative Expansion vor allem der indischen Offshore-Spezialisten fasst die Meta Group nüchtern mit den Worten zusammen: "Die größeren Offshore-Anbieter versuchen derzeit, sich in Deutschland sowohl als Partner für kleinere IT-Beratungsgesellschaften oder IT-Dienstleister als auch bei größeren Kunden mit einem erfahrenen lokalen Management- und

Projektleitungsteam zu positionieren. In beiden Fällen sollen die Ressourcen in den Herkunftsländern für die Realisierungsarbeiten genutzt werden. Sobald die Vorteile der beiden Strategieoptionen greifen und eine kritische Größe erreicht wird, sollen die Beratungsressourcen stärker ausgebaut werden.

Wipros Marketing-Chefin Singh kleidet dies in die klare Botschaft: "Wir werden IBM, EDS oder Accenture auf längere Sicht Konkurrenz machen. Dazu müssen wir sie aber mit ihren eigenen Waffen schlagen. Das heißt, wir müssen unsere lokale Präsenz erhöhen, unser Branchen-Know-how erweitern, stabile Kundenbeziehungen aufbauen und eine starke Marke kreieren." Laut ihrer Darstellung beschäftigt Wipro bereits 1500 seiner weltweit 30000 Mitarbeiter in Europa, rund 40 Prozent davon in Deutschland – Tendenz steigend. Knapp 30 Prozent ihres Konzerumsatzes erwirtschaften die Inder schon auf dem alten Kontinent.

Mehr Aufwand für Vor-Ort-Präsenz

Ähnlich sieht es Dirk Hönig, als Principal Consultant einer der führenden Repräsentanten von Infosys Technologies in Deutschland. Seinen Angaben zufolge trugen die europäischen Infosys-Niederlassungen im zurückliegenden Geschäftsjahr rund 20 Prozent zum Gesamtumsatz bei – ein Anteil, der in den kommenden Jahren deutlich zunehmen dürfte. Das vermeintliche Erfolgsrezept, mit dem Infosys auch und gerade im deutschen Markt auftritt, entspricht dem der anderen indischen Player. Hönig: "Erstens investieren wir viel Zeit und Energie, um unsere Projekte bei bestehenden Kunden besser als erwartet abzuwickeln. Das beweist ihnen und der Branche, dass wir erfolgreich Offshoring mit hohen Qualitätsstandards verbinden. Zweitens stellen wir deutsche Experten ein, die den Kundenkontakt übernehmen und kulturelle Unterschiede ausgleichen helfen."