Die Inder kommen

11.08.2004
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Sangita Singh, Chief Marketing Officer von Wipro Technologies, lässt die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre so Revue passieren: Zu Beginn sei ihre Company "nur mit dem eigenen Preisvorteil hausieren gegangen", inzwischen habe sich jedoch bei immer mehr Kunden der Eindruck verfestigt, dass "wir auch Qualität abliefern". Dass damit offensichtlich ein entsprechender Geschäftserfolg einherging, freut die Wipro-Managerin nicht nur aus bilanzieller Sicht. Mit einem 36-prozentigen Plus bei den Einnahmen konnte ihr Unternehmen in seinem Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2004 einen Umsatz von 1,35 Milliarden Dollar verbuchen. Dadurch sei man, so Singh, auch nominell in die Liga der weltweit großen IT-Dienstleister aufgestiegen. Die Kunden wüssten spätestens jetzt, dass sie es bei Wipro "nicht mit einem Wald-und-Wiesen-Anbieter, sondern mit einer etablierten Firma zu tun haben".

Die Äußerungen Singhs decken sich zumindest mit aktuellen Statistiken und Prognosen von Marktforschern. So sind nach Angaben des indischen IT-Verbandes Nasscom im vergangenen Jahr die heimischen Softwareexporte und der Auftragswert der von auf dem Subkontinent angesiedelten Firmen abgewickelten Offshore-Projekte auf ein Volumen von ingesamt 12,5 Milliarden Dollar gestiegen – eine Summe, die sich bis 2008 auf rund 50 Milliarden Dollar erhöhen soll. Weit mehr als zwei Drittel ihrer Auslandsumsätze erwirtschaften Firmen wie Wipro und Tata allerdings nach wie vor mit Kunden in den USA.

Alle Statistiken sprechen für Indien

In Deutschland kam die Entwicklung, wie die Deutsche Bank in einer einschlägigen Untersuchung feststellt, trotz der öffentlichen Aufmerksamkeit bisher nur vergleichsweise schleppend in Gang. Das sei zum großen Teil sprachbedingt und auf die grundsätzliche Hemmung zurückzuführen, mit fremden Kulturen "geschäftlich intensiv zu kommunizieren", heißt es. Trotzdem erwarten die IT-Analysten von Deutschlands größtem Geldhaus auch hierzulande eine spürbar anziehende Offshore-Marktbelebung. Glaubt man ihren Prognosen, dürften hiesige Unternehmen bis 2008 den jährlichen Auftragswert von IT-Dienstleistungen, die sie in Offshore-Regionen vergeben, von derzeit rund 400 Millionen auf über 2,5 Milliarden Euro steigern.