Für hohe Druckqualität reichen Laserdrucker nicht aus:

Die Imagesetter liefern das Futter für die Offsetmaschine

22.09.1989

Wenn von Nonimpact-Druck die Rede ist, sollte der "Imagesetter", auf gut deutsch "Belichter", nicht vergessen werden: Erstens, weil er technologisch in diese Kategorie gehört, zweitens, weil er die Fortsetzung des Laserdrucks mit raffinierteren, teureren und auch umständlicheren Mitteln ist. Diese Fortsetzung findet statt, wenn auf dem Computer hochwertige Drucksachen gestaltet worden sind und nun ausgeführt werden sollen. Das gilt, gewissermaßen per Definition, für das Desktop Publishing, wird aber neuerdings zum Beispiel auch im CAD, Abteilung Leiterplattenentwurf, genutzt.

Die angestrebte, weitaus höhere Qualität, als sie mit irgendeiner Art von Computerdrucker zu erzielen ist, hat ihren Preis in vielfacher Hinsicht. Der Imagesetter schafft lediglich die sogenannte "Druckform" für die Offset- (oder Kupfertiefdruck)-Maschine, die eigentliche Druckauflage wird also in konventioneller Weise erstellt. Diese Druckformen sind Filme oder sogenannte Direktdruckfolien und müssen nach bisherigem Stand der Technik auch noch fotomechanisch entwickelt werden dafür hat man allerdings eine Vielzahl von bestens eingeführten, weitgehend automatisierten Apparaten, die seit Jahr und Tag für den Offsetdruck verwendet werden.

Je besser die Druckqualität, desto länger dauert auch das Ausgeben: Bei Feinstauflösung einer mit Pixeln überladenen Seite kann das Stunden betragen. Durch einen Technologiesprung des Marktführers auf diesem Gebiet scheint sich die Ausgabe jedoch wieder halbieren zu lassen. Für das Geld, das solch ein Imagesetter kostet, kann man - je nachdem, welche Modellkategorie man mit welcher vergleicht - allerdings zwischen zehn und 40 Laserdrucker bekommen.

Gleich vorausgeschickt sei, daß nicht einmal die Hersteller solcher Apparate erwarten, daß sich eine normale Computer-Anwenderfirma solch ein Gerät selbst anschafft - von größeren Hausdruckereien abgesehen. Der übliche Weg ist der, ein Service-Unternehmen in Anspruch zu nehmen. Solche Service-Unternehmen gibt es in jeder Region zu Dutzenden. Es handelt sich dabei entweder um modern ausgerüstete Setzereien beziehungsweise Fotosatzstudios, Druckereien, Computerhändler mit starkem DTP-Standbein oder einen Spezialbetrieb nur für diesen Zweck. Der Preis für eine durchschnittlich aufwendige DIN-A4-Seite variiert zwischen 15 und 30 Mark. Die erwähnte Höchstauflösung kostet wegen des Aufwandes an Maschinenzeit entsprechend mehr.

Man liefert im Idealfall eine Diskette mit den in Postscript erstellten Seiten einer Drucksache ab und erhält dafür die fertigen Filme. In der Praxis machen die Profis allerdings von einigen nützlichen Umständlichkeiten Gebrauch: Man kann Filme verschiedenen Auflösungsgrades zusammenmontieren, Teile einer Seite zu verschiedenen Zeiten produzieren etc. Auch die Formatfrage läßt sich mit einem Trick lösen: Die Imagesetter gehen bis dreimal DIN A4 plus einer gewerbeüblichen Randzugabe, womit zum Beispiel die gängigen Zeitungsformate abgedeckt sind. Große Plakate oder sogenannter "Nutzendruck", wo größere Papierformate gedruckt und später geschnitten werden, erreicht man mit den gleichen Imagesetter-Formaten durch fotografisches Vergrößern auf der Reprokamera.

DTP-Vorlagen werden mit Postscript übernommen

Eine Marktführerschaft bei der Herstellung von Imagesettern hat Linotype eingenommen. Das liegt offenbar daran, daß das Eschborner Unternehmen 1985 als erstes mit Imagesettern herauskam, die DTP-Vorlagen direkt übernehmen und ausgeben konnten. Das geschieht durch Vermittlung der Seitenbeschreibungssprache Postscript der amerikanischen Firma Adobe.

Das hervorstechende Merkmal von Postscript ist, daß der Auflösungsgrad der Ausgabe allein von der Fähigkeit des Ausgabegerätes, nicht jedoch durch die Eingabedatei bestimmt ist. Das bedeutet, die gleiche Datei kann auf einem Laser- oder Thermotransferdrucker als Probedruck mit 300 oder 400 "dots per inch" (dpi) und mit 2540 dpi (entspricht 1 000 Punkten - man sagt eigensinnigerweise bei uns "Linien" - pro Zentimeter) auf einem Imagesetter ausgegeben werden.

Neue Boards verdoppeln die Ausgabegeschwindigkeit

Die Imagesetter von Linotype sind indessen nicht die einzigen am Markt. Berthold, Computergraphic, AM Varityper, Scangraphics stellen ebenfalls Belichter her, für die auch in wachsender Zahl Schriften unter Postscript zur Verfügung stehen. Allerdings ist es den Eschbornern - sie haben ihren Namen von der vor 103 Jahren von dem Deutschamerikaner Ottmar Mergenthaler erfundenen, ersten automatischen Setzmaschine abgeleitet - in diesem Jahr gelungen, die Nase erneut vorn zu haben: Durch Wechsel von inzwischen branchenüblichen Boards vom Typ "Atlas" zum neuen "Saturnboard" wurde die Ausgabegeschwindigkeit nahezu verdoppelt.

Was die Auflösung betrifft, ist anzumerken: Den allerhöchsten Grad braucht man nur für extreme Anforderungen, zum Beispiel bei Kunstdruck-Prospekten mit sehr anspruchsvollen Abbildungen. Ein gerade im DTP-Bereich gängiger Belichter, der Linotronic 200 P, bringt es zum Beispiel statt auf 1 000 Linien pro Zentimeter, wie seine bis zu eineinhalbmal so teuren Familienmitglieder auf "nur" 666 Linien/cm. Zum Vergleich: 400 dpi der Spitzenauflösung bei Laserdruckern entsprechen 158 Linien/cm. Die realistische Ausgabegeschwindigkeit für eine Postscriptseite beträgt dabei nach Auskunft von Grafikpraktikern derzeit zwei bis fünf Minuten für eine DIN-A4-Seite.

Lasertechnik sorgt für höchste Auflösung

Der "Gegensatz "der Imagesetter zu den Laserdruckern hat übrigens eine Pointe: Auch Imagesetter arbeiten nach dem Laserverfahren. Der wesentlichste Unterschied liegt darin, daß der "Laserdrucker" eben nicht nur "Setter", elektronische Setzmaschine ist, sondern auch Druckmaschine. In diesem Vorzug liegt sein Handicap, denn als Druckverfahren steht nur die Kopiermethode nach Xerox zur Verfügung - mehr als die heutige Feinheit oder Nichtfeinheit dürfte dort kaum herauszuholen sein.

Hohe Auflösung ist jedoch nötig, weil in der Elektronik alles in Punkte aufgelöst wird: Das gilt für Schriften, die eigentlich aus glatten Konturen ohne überhaupt jede Auflösung bestehen, ebenso, wie für die Rasterpunkte in Halbtonabbildungen - also vor allem Fotos - , die auf diese Weise doppelt "gepunktet" werden. Das ruft Treppchenbildung und Verschwommenheit bei Schriften und Düsternis bei Fotos hervor, die man zwar mit bloßem Auge kaum bewußt wahrnimmt, die aber den "Eindruck" einer Drucksache beeinträchtigen - und auf den kommt es in der Werbung vor allem an. Es gilt also immer, durch so viele Punkte wie möglich den Eindruck zu erwecken, als ob es gar keine gäbe.

Professioneller Farbdruck mit Imagesetter möglich

Auch technisch vollendeter Farbdruck ist mit Imagesettern möglich. Dazu werden die den Fachleuten bekannten "Farbauszüge", gesonderte Druckformen für jede der verwendeten Grundfarben, erzeugt und auf der Offsetmaschine übereinandergedruckt.

Die Preise für Imagesetter: Je nach maximalem Druckformat, der Fähigkeit, Farbauszüge zu produzieren, der maximalen Auflösung etc. kosten die Belichter zwischen 60 000 und

160 000 Mark. Inbegriffen ist in diesen "Paketen " der "RIP", Raster Image Prozessor: Diese Maschine ist ein Spezialcomputer, der die Postscriptseiten von den Daten des DTP-Computers in die Daten des Imagesetters samt gewünschter Auflösung umrechnet.