Kolumne

Die IFA ist keine Konkurrenz für die CeBIT

05.09.2006

Stephen DiFranco, Vice President von AMD, hat auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin (IFA) gefordert, die Berliner Messe müsse sich als Unterhaltungsveranstaltung etablieren, die CeBIT in Hannover hingegen ihren Anstrich als IT-Messe für Unternehmensanwender erneuern. Der Vorstandschef von Samsung Digital Media Business, Gee Sung Choi, kritisierte gar, die CeBIT komme mit ihrer Ausrichtung auf den gesättigten Markt der Informationstechnik unter Druck. Die IFA hingegen sei mit ihrem Fokus auf Unterhaltungselektronik besser positioniert.

Dass der Samsung-Manager sich solchermaßen äußert, muss einen nicht wundern. Das Unternehmen ist zwar auch in der IT-Branche unterwegs. Hausintern sind aber die Mitarbeiter aus der Fernseh- und Unterhaltungsbranche die Könige. Der PC-Verkauf ist eher Beiwerk. Kein Wunder also, dass Choi auf die Karte Entertainment setzt und die IFA favorisiert.

Die CeBIT indes hat sich der Unterhaltungselektronik weit genug geöffnet - vielleicht schon zu weit. Die Versuche der Hannoveraner Messeverantwortlichen, am Boom des Unterhaltungszweigs der IT-Industrie zu partizipieren, erscheinen durchsichtig und fehlgeleitet. Die bemühten Argumente, man könne sich den Konvergenztendenzen zwischen Entertainment und IT nicht widersetzen, waren und sind aufgesetzt.

Interessiert es einen IT-Verantwortlichen wirklich, ob man mit einem Handy fotografieren, Radio hören, Video-Sequenzen aufnehmen und Fernsehen kann? Und wie wichtig ist es für einen CIO, ob eine Couch-Potato am PC Fernsehen oder am TV im Internet surfen kann?

Einen IT-Profi interessieren andere Dinge. Fragen nämlich, die seinen Berufsalltag dominieren. IT-Verantwortliche möchten wissen, auf welche Dokumenten- oder Content-Management-Systeme sie bauen sollen. Welche Potenziale Lösungen im Information-Lifecycle-Management haben. Welche Ausprägungen der Business Intelligence für ihr Unternehmen interessant sein könnten. Was es mit dem kryptischen Thema Enterprise Service Bus auf sich hat. Oder wie es etwa mit den Produkten des Gemischtwarenladens Infor Gobal Solutions und dessen Angebotsportfolio aus Produkten von Brain, Varial und der ehemaligen Infor AG selbst aussieht - und, und, und.

Wer zu diesen und vielen anderen Fragen der IT-Branche Antworten will, der wird fraglos zur CeBIT gehen. Und nicht zur IFA.