Überblick über Organisation und Aufgaben

Die IETF bestimmt die Standards für TCP/IP

22.08.1997

Etwa 1300 Teilnehmer sind nach Aussagen des Veranstalters, der Internet Society Deutschland (Isoc. de) nach München gekommen - eine stolze Zahl, wenn man sich vor Augen führt, daß 1986, beim ersten Meeting der IETF im US-amerikanischen San Diego, gerade einmal 15 Teilnehmer den Weg zum Veranstaltungsort gefunden hatten.

Ziel der IETF ist es, auf dem Internet-Protokoll TCP/IP basierende Technologien weiterzuentwickeln, indem sie Standards definiert, an denen sich Hersteller bei der Entwicklung neuer Lösungen orientieren müssen. Das schafft das Gremium jedoch nicht alleine, sondern in Kooperation mit den Körperschaften Internet Research Task Force (IRTF), Internet Architecture Board (IAB), Internet Engineering Steering Group (IESG) und Internet Society (Isoc).

Die IETF selbst ist laut Hans Peter Dittler, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Isoc Deutschland (Isoc.de), die "Menge all derer, die regelmäßig zu den Treffen erscheinen und Beiträge liefern". Eine offizielle Mitgliedschaft gibt es nicht. In acht Arbeitsbereiche (areas) gliedert sich die IETF: Applikationen, Internet, die nächste Generation des Internet Protocol, Netz-Management, Betriebsvoraussetzungen, Routing, Sicherheit sowie Transport- und Anwenderdienste.

Jede dieser areas hat einen oder zwei verantwortliche Leiter, die gemeinsam mit dem Vorstand der IETF die IESG konstituieren. Diese Gruppe organisiert den Betrieb der IETF, kontrolliert die Entwicklung der Standards und kümmert sich um ihre Veröffentlichung. Sie ist ihrerseits dem IAB unterstellt, dessen Aufgabe es ist, die Architektur des Internet und die verwendeten Protokolle zu kontrollieren. Daneben ist das IAB die Berufungsinstanz für Entscheidungen der IESG.

Neue Standards werden innerhalb der einzelnen areas in Arbeitsgruppen zu spezifischen Themen entwickelt. Hierbei erledigen die Mitwirkenden einen Großteil der Arbeit via Internet, mit Hilfe von E-Mails und Mailing Lists. Auf diese Weise analysieren, diskutieren und verbessern die Experten Normierungsvorschläge. Die Teilnahme an diesen Diskussionsforen steht jedermann offen.

Um einen Standard zu einem bestimmten Thema zu etablieren, ist das Einhalten einer bestimmten Prozedur Pflicht (siehe Grafik). Zunächst muß herausgefunden werden, ob sich für das Thema überhaupt genügend Interesse innerhalb der IETF findet. Dies geschieht in sogenannten "Birds-of-a-feather"-Meetings (Treffen Gleichgesinnter). Danach kann eine Arbeitsgruppe gegründet werden, die einen ersten Entwurf (draft) entwickelt. Findet dieser die Zustimmung der IESG, wird er zum Standardvorschlag (proposed standard). Dieser Vorgang dauert mindestens sechs Monate, jedoch auf keinen Fall länger als zwei volle Jahre. Nach zwei erfolgreichen Implementierungen, bei denen unter anderem die Interoperabilität geprüft wird, erhebt die IESG ihn zum Standardentwurf (draft standard). Auch hier sind zeitliche Grenzen gesetzt: Vier Monate sind das Minimum, wiederum zwei Jahre die Obergrenze. Wird diese überschritten, droht eine Rückstufung. Nach zwei zu absolvierenden Tests und dem erneuten Okay der IESG ist das Normierungsverfahren abgeschlossen.