Neue Service Line ins Leben gerufen

Die IBM will jetzt auch Dienst am Baan-Kunden leisten

30.08.1996

Mit "MAS 90" führt die deutsche IBM-Niederlassung ein eigenes Softwarepaket für Brot-und-Butter-Applikationen im Portfolio. Aber nicht auf dem Produkt-, sondern auf dem Servicesektor ist heute nennenswertes Marktpotential zu finden. Deshalb hält der Branchengigant seine Mitarbeiter an, sich intensive Kenntnisse unternehmensfremder Software-Erzeugnisse anzueignen.

Als SAP-Dienstleisterin hat sich die IBM bereits eine Reputation geschaffen. Wie Klaus-Peter Laabs, hauptamtlich IBM-Direktor für Serviceintegration in der Produktionstechnik, erläutert, wollen aber nicht alle Anwender in jedem Unternehmensbereich SAP-Software einsetzen. Vor allem in den Fertigungsbetrieben seien die Baan- Produkte eine beliebte Alternative zu den Softwarepaketen des Marktführers.

Von der Beratung bis zum Outsourcing

Nachdem IBM und Baan offenbar schon zu Beginn dieses Jahres die Rahmenbedingungen für eine Zusammenarbeit geschaffen haben, wollen sie jetzt Nägel mit Köpfen machen. Unter der Leitung von Laabs baut der blaue Riese derzeit eine "IBM/Baan Service Line" auf, die sich durch die gesamte deutsche IBM-Tochter ziehen soll und deren Aufgaben von der Pre-Sales-Beratung über Konzeption und Implementierung bis hin zum Outsourcing-Service reichen können. Wie viele Mitarbeiter er für diesen virtuellen Geschäftsbereich rekrutieren möchte, verrät Laabs nicht.

In Skandinavien haben die beiden Unternehmen ihr Joint-venture bereits auf den Weg gebracht. Mit der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags fiel jetzt der Startschuß für die Zusammenarbeit in Deutschland. Das Abkommen beschränkt sich nicht auf gegenseitige Marketing-Hilfe. Vielmehr sieht es vor, daß die IBM bei gemeinsamen Projekten die Gesamtverantwortung, das Management, die Implementierung und die Schulung der Kunden übernehmen wird. Eigenen Angaben zufolge will Baan aber nach wie vor selbst Projekte akquirieren und ohne IBM-Unterstützung abwickeln.

In die Kooperation mit Big Blue bringt Baan vor allem seine integrierten Softwareprodukte für das "Enterprise Resource Planning" (ERP) sowie die Fertigkeiten seiner Entwickler ein. Unter dem Produktnamen "Baan IV" vermarkten die Niederländer Client-Server-basierte Applikationen für die Anwendungsgebiete Materialwirtschaft, Produktion, Projektverwaltung, Service, Transport und Rechnungswesen. Mit dem Werkzeug "Dynamic Enterprise Modeler" lassen sich, so der Anbieter, Geschäftsprozesse grafisch modellieren.

Zudem werden Mitarbeiter des 1750 Köpfe zählenden Software- Anbieters mit Sitz im niederländischen Ede und im kalifornischen Menlo Park ihr Fachwissen in einem Kompetenzzentrum unter Beweis stellen, das sie gemeinsam mit der IBM unterhalten wollen. Dort soll die Baan-Software nicht nur für die RISC-Systeme /6000, das Betriebssystem AIX und die Datenbanksoftware DB2 optimiert werden, sondern auch für die High-Availability Clustered Multiprocessing Software, die voraussichtlich Ende des Jahres auf den Markt kommt. Für 1997 ist geplant, die Anwendungen auf S/390 MVS zu portieren.