Die IBM und ihre 4381

02.11.1984

Das Endicott-Gap (benannt nach dem Entwicklungsort der 4381): Zwar kein Bermuda-Dreieck, aber vor Probleme stellte es die Anwender allemal. Mehr als ein Jahr ignorierte Big Blue dieses Leistungsloch zwischen der 4300- und der 308X-Familie und warf damit bei 4341-Anwendern die Frage auf, wohin das notwendige Wachstum gehen sollte. Für DOS/ VSE-User gab es dabei keine Frage: Sie hatten ohnehin keine Wahl.

Die an die 4300-Serie anschließende 308X-Familie arbeitet nicht mit diesem Betriebssystem. Sollten also Umstellungskosten auf VM beziehungsweise MVS vermieden werden, blieb nur die Möglichkeit, auf mehrere CPUs auszuweichen. Nicht wenige Anwender gingen diesen Weg und griffen in ihrer Not sogar zu Althobeln wie 3031 oder 3032, manche wagten den Sprung in die 308X-Familie.

Inzwischen sollen mehr als 50 Prozent der 4300-Anwender mehr als eine 4341 laufen haben. Das bedeutet: Für die DOS/VSE-fähigen Endicott-Füller 4381-1 und -2 wird erst dann eine zufriedenstellende Nachfrage bestehen, wenn die derzeitigen "Doppelanwender" am oberen Ende der Belastbarkeit angekommen sind. In der Tat bestätigen Marktforscher ein eher zähes 4381-Geschäft. Das Angebot soll die Nachfrage übersteigen. Vereinzelt, munkelt man in der Branche, habe IBM sogar 4381-Rechner "eingelagert".

Unter diesen Aspekten bleibt das 4381-3-Announcement im dunkeln. Abgesehen davon, daß DOS/VSE nicht läuft: Anwender dieses Betriebssystems haben, folgt man Softwareexperten, ohnehin kein Interesse an Multiprozessorsystemen. Die Anpassung dieser Systemsoftware an eine derartige Umgebung sei "extrem" schwer, vor allem bei den CICS-Anwendungen. Die Benutzer hätten lieber einen leistungsfähigeren Monoprozessor - der aber ist noch nicht zu sehen.

Was bleibt also einem DOS/VSE-Anwender, der, sagen wir, zwei 4341-12 in Betrieb hat und ausbauen muß. Die 4381-2 würde ihm, rund gerechnet, gut zehn Prozent Leistungszuwachs bringen. Das reicht nicht lange. Folglich muß sich dieser Anwender mit dem Gedanken befassen, viel Zeit und noch mehr Geld in die Systemumstellung zu investieren.

Aber auch dabei hilft die neue 4381 nicht weiter, würde sich die Leistung im Rechenzentrum bei einem solchen Schritt doch glatt verdoppeln. Damit bietet sich gleich der Weg zur 3083-EX an: Die rund 40 Prozent Leistungszuwachs lassen sich gut verdauen.

Was also soll die 4381-Familie? Hauptsächlich ist es wohl eine Attakke auf DEC & Co.